05. August 2008 - Haus der Potters

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Er war froh, dass noch Licht brannte, als er vor dem Haus der Potters wieder auftauchte, denn die Stimmung würde schon schlecht genug sein, auch ohne dass er dafür extra jemanden aus dem Schlaf riss. Ins Ministerium wollte er nie wieder einen Fuß setzen, das war daher keine Alternative gewesen. Hier im Regen zu stehen, brachte weder ihm noch sonst jemandem etwas, daher lief er schnell zum Haus und klopfte einige Male laut an.

„Seit wann klopfst du an, wenn...", keifte die rothaarige Frau und erstarrte, als sie den Mann erkannte, der da vor ihr stand. „Du!"

Das war weniger eine Frage, als vielmehr ein Vorwurf und Draco fühlte sich sofort wieder mindestens 10 Jahre in die Vergangenheit versetzt.

„Ja, ich. Darf ich reinkommen?"

„Was willst du?", fragte Ginny argwöhnisch und wich keinen Millimeter zur Seite.

„Denkst du wirklich, dass ich um diese Uhrzeit und bei diesem Wetter hier auftauchen würde, wenn es nicht wichtig wäre?", und als sie immer noch nicht reagierte, fügte er hinzu, „Es geht um Hermine."

Sie sah nicht wirklich davon überzeugt aus, dass er nichts im Schilde führte, doch er konnte ihr ansehen, dass sie doch etwas besorgt war. Ginny stieß die Tür auf und ließ ihn eintreten. Er nahm den Regenmantel ab und trocknete ihn mit einem beiläufigen Schlenker seines Zauberstabes. Das Innere des Hauses war modern, aber unaufgeräumt. Überall lagen Spielsachen verteilt und stapelten sich Unterlagen und allerlei Kram. Trotzdem wirkte es gemütlich und heimelig, das musste er zugeben. In der Küche schrubbte gerade ein Schwamm einen Topf sauber und dazu lief leise das Radio. Auf einem ausladend großen Tisch standen noch die Überreste des Abendessens, ein Korb mit Brot, eine Butterterrine und das Geschirr für eine Person. Ginny räumte ihren Teller in die Spüle und wischte mit einem Lappen schnell die Krümel vom Tisch. Dracos Magen knurrte. Er hatte zwar im Vergleich zu den letzten Jahren reichlich und gut gegessen, doch er hatte das Gefühl, noch einige Mahlzeiten aufholen zu müssen.

„Setz dich. Harry ist noch unterwegs, also wirst du entweder warten oder mit mir sprechen müssen."

Sie folgte seinem hungrigen Blick und stellte einen sauberen Teller vor ihm ab.

„Bedien dich."

Es war ihm gleich, ob es unhöflich war oder nicht, er nahm sich eine dicke Scheibe Brot und bestrich sie großzügig mit der gesalzenen Butter. Eine Weile beobachtete Ginny ihn, wie er genüsslich aß, dann stand sie auf.

„Du willst also lieber warten. Ich bin nebenan im Wohnzimmer", sagte sie und deutete auf einen Durchgang, hinter dem Draco ein einladendes Sofa erkannte, das vor einem prasselnden Kaminfeuer stand.

„Nein", er schluckte schnell den Bissen herunter, den er noch im Mund hatte, und schob den Teller von sich, „nein, eigentlich spreche ich lieber mit dir, als mit Potter."

Ginny setzte sich wieder und sah ihn aufmerksam an. Er konnte an ihrer Miene nicht erkennen, was sie über die Situation dachte, doch das war ihm egal. Er war nur hier, um ihr und Potter die Aufgabe, nach Hermine zu suchen, zu übertragen. Die Kurzfassung der Ereignisse musste reichen.

„Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich wurde heute Morgen aus Azkaban entlassen. Hermine hat mich abgeholt, weil mein Vater aus bekannten Gründen nicht dazu in der Lage war. Wir haben uns natürlich sofort gestritten, woraufhin sie in die Winkelgasse aufbrechen wollte und ich mich in mein Elternhaus zurückgezogen habe. Vor nicht ganz einer Stunde kam unsere alte Hauselfe und hat mir das in die Hand gedrückt", er reichte Ginny den Beutel, „darin sind alle möglichen Dinge, aber vor allem auch Hermines Zauberstab. Beedy hat das alles in der Nähe des Cottages gefunden."

„Ich verstehe nicht ganz."

„Hermine ist verschwunden und ohne ihren Zauberstab kann sie allein nicht weit gekommen sein", brachte er das Problem auf den Punkt.

„Aber warum bist du hier? Wo ist Lucius? Sucht er nach ihr?"

„Mein Vater ist im Gefängnis. Das wirst du doch wissen?"

Ginny wurde bleich und schüttelte den Kopf: „Nein, das wusste ich nicht. Seit wann? Ich meine, wieso?"

„Man wirft ihm vor, den Groß... ich meine, Amando Witherfork getötet zu haben."

„Das hat er nicht. Das glaube ich nicht."

Draco wunderte sich über die Vehemenz, mit der Ginny ihre Überzeugung von Lucius Unschuld äußerte. Er hätte erwartet, dass gerade sie Genugtuung darüber empfinden würde, dass er in Azkaban saß.

„Doch, so ist es. Witherfork ist tot, sein Zauber verpufft und mein Vater im Gefängnis. Darum bin ich aber nicht hier. Beedy denkt, dass Hermine etwas zugestoßen ist, und ich denke das auch, eine Hexe lässt ihren Zauberstab nicht freiwillig einfach zurück und verschwindet dann spurlos. Jemand sollte das melden, aber ich habe keine besonders große Lust darauf, jetzt schon wieder mit dem Ministerium zu tun zu bekommen, deswegen bin ich hier."

„Ja, du hast Recht, das ist wirklich... Ich kümmere mich darum", sagte Ginny und legte ihre Hand auf den Beutel, „Den behalte ich, vielleicht enthält er irgendwelche Spuren."

„In Ordnung."

Draco erhob sich und fragte ein wenig unbeholfen mit Blick auf die zwei Hochstühle, die am Tisch standen: „Ihr habt also Kinder?"

„Ja, zwei Jungs", sie legte die Hand auf ihren Bauch, „das dritte ist unterwegs."

„Gratuliere", sagte er unter einem gequälten Lächeln, „Manche Menschen haben eben Glück im Leben."

„Manche Menschen brauchen einfach ein wenig länger, bis sie es finden, aber sie finden es, Draco. Ganz bestimmt."

„Es geht mir gut! Ich brauche deine Ratschläge nicht", fuhr er sie an, doch es tat ihm sofort leid.

„Natürlich nicht."

Sie gingen zur Haustür und Draco schlüpfte wieder in den Mantel.

„Danke, dass du hergekommen bist. Das war richtig von dir."

Er nickte und wollte nach der Klinke greifen, doch die Tür wurde gerade in diesem Moment geöffnet und der Hausherr trat ein.

„Du!", stieß der hervor, als er den unerwarteten Gast erkannte, und klang dabei fast wie Ginny vor nicht allzu langer Zeit.

„Keine Sorge, ich hab deiner Frau kein Haar gekrümmt, Potter", sagte Draco und drängte sich an dem schwarzhaarigen Mann vorbei. Ohne sich noch einmal umzudrehen, eilte er in den Regen und apparierte in das Cottage an der Küste, wo Beedy unruhig auf ihn wartete.


Lumine III - FeuerprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt