»Bis morgen.« ich verließ mit einem Lächeln den Raum des Buchclubs und ging die Flure entlang, um nach draußen zu gelangen. Ruby hatte jetzt noch eine halbe Stunde Training und da wir beinahe immer zusammen nachhause fuhren, wartete ich auf sie. Sie wohnte nur ein paar Straßen von mir entfernt, was das ganze logischer machte. Ich würde sicherlich nicht auf sie warten, wenn sie nicht in meiner Nähe wohnen würde. Ich schmiss die Eingangstür auf und schnappte nach Luft. Mein Blick flog über den Schulhof und hielt genau neben mir. Travis stand in der Ecke und betrachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ein Bücherwurm der frech wird, das habe ich tatsächlich noch nicht erlebt.« er stieß sich von der Wand ab und überschlug seine Arme. »ein Bücherwurm zusein ist für mich definitiv keine Beleidigung du-« ich stoppte und musterte ihn einmal. Verdammt, als was konnte man ihn bloß beleidigen? Er zog eine Augenbraue in die Höhe und beobachtete mich durch seine eisblaue Augen. Pure Kälte. »Du Eisblock« mehr kam nicht über meine Lippen. Ein raues, tiefes Lachen war zuhören, welches mir sofort eine Gänsehaut bescherte. Beleidigt drehte ich mich um und verschwand in einem kleinen zwischen Gang, der neben der Schule entlang ging und der zum Football Feld führte.
Eisblock. Verdammt das war ja noch nicht einmal eine Beleidigung. Wie kam ich denn nur auf sowas? Ich seufzte. Travis war so eingebildet. Nur weil ich ein Bücherwurm war, durfte ich nicht meine Meinung sagen oder wie? Was ein Schwachsinn. An der Tribüne angekommen, setzte ich mich und schaute zu meiner besten Freundin, die über den kompletten Platz herum schrie und Kommandos gab. Ich rümpfte meine Nase und lachte leicht. Bei ihr würde ich nicht im
Team sein wollen. »Phelia.« Ruby kam mit ihren Mädels zu mir und grinste mich an. »Du kannst uns ja sagen, ob es gut ist.« sie zwinkerte mir zu und ging ein paar Schritte zurück, noch bevor ich etwas sagen konnte wurde die Musik eingeschaltet. Seufzend betrachtete ich die Mädchen, die einen perfekten Tanz hinlegten. Wie konnte man sich nur so bewegen? Ich würd mich vermutlich vollkommen blamieren. Genau deshalb war ich in einem Bücherclub und in keinem Cheerleader Team, obwohl das in der Schule gut ankam. Sie wurden auf jede Party eingeladen und sie hatten immer einen Typen, den sie sich hingeben konnten. Gefühlt jedes Mädchen auf der Schule hatte mindestens schon einmal Sex gehabt. Außer ich. Was war denn so verkehrt an mir, dass mich kein Junge wollte? Okay, ich musste zugeben, dass es nicht nur an ihnen lag. Ich hing eben an meiner Jungfräulichkeit. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen nackt über oder unter einem Jungen zu liegen. Ich verzog mein Gesicht und hörte wie die Musik stoppte. »Und?« meine beste Freundin musterte mich kritisch. »Es war super.« gab ich seufzend zu. Ruby hatte letztes Jahr mit dem Football Captain Jonathan McCoy geschlafen. Aus dieser Nacht konnte sie mir aber nichts positives berichten. An ihm hatte sie ihre Jungfräulichkeit verloren, aber danach kamen noch viele andere und von denen gab es nur positives zu hören. Ich hingegen konnte dazu garnichts sagen. Und das mit meinen 17. Jahren. »Komm wir gehen.« Ruby nahm ihre Tasche und stopfte ihre Wasserflasche hinein. Nickend erhob ich mich und schwang meinen Rucksack zurück auf meinen Rücken. »Weißt du was Travis so spät noch auf dem Schulgelände macht?« fragte ich, da Ruby von all' den herumlaufenden Gerüchten wusste. »Seine Vater hat ein Gespräch mit dem Rektor.« meinte sie trocken und zuckte mit ihren Schulten. »Aha.« ich nickte in mich hinein und schaute in die Ecke, in der vor ein paar Minuten noch Travis stand. Jetzt war sie leer. »Wieso?« Ich zog meine Augenbraue in die Höhe und benetzte meine Lippen mit meiner Zungenspitze. Travis hatte immer irgendwelchen Mist am stecken. Ich ging schon lange mit ihm auf die selbe Schule. Damals war er auffälliger, vor allem als die Mädchen in die Pubertät kamen und alle was mit Travis zusammen machen wollten. Mittlerweile spielte das Thema Sex keine sonderlich große Rolle mehr. Jeder auf dieser Schule hatte mindestens einmal Sex, vermutlich. Außer mir. Ich wusste nicht warum es mich frustrierte, da ich irgendwie schon immer andere Dinge tat als die anderen. »Ich weiß nicht.« gab meine beste Freundin zu und ging auf ihr Motorrad zu. Sie reichte mir einen Helm und setzte sich. Dankend setzte ich mich hinter sie. Ich wartete vermutlich nur hier, weil ich keine Lust hatte zufuß nachhause zu gehen. Ruby stoppte und hob die Klappe des Helmes, um mich anzusehen. »Du kommst doch Samstag, oder?« Sie hob eine Augenbraue. Samstag hatte sie Geburtstag und da ihre Eltern weg flogen und sie alleine zuhause war, schmiss sie eine riesige Party. In ihrer Schicht musste man sich halt beweisen. Und das konnte man am besten mit Partys. »Klar.« ich zwang mir ein Lächeln auf und sah ein zufriedenes Grinsen ihrerseits. Sie wusste, dass ich eigentlich nicht der Partytyp war. Die ganze Stufe und die Stufe über uns würde kommen. Darunter auch mein Bruder. Darauf hatte ich dezent keine Lust, aber sie war meine beste Freundin, da konnte ich nicht einfach nein sagen. Nach ein paar Minuten fahrt, hielt das Motorrad vor meinem Haus. »Danke.« ich lächelte und reichte ihr den Helm. »Vergiss Samstag nicht.« schrie sie mir warnend zu und entlockte mir ein leises Lachen. Natürlich vergaß ich Samstag nicht. Er würde vermutlich der schlimmste Tag seit langem werden. Ich mochte Partys nicht. Noch nie. Das einzig gute an ihnen war der Alkohol und wenn man auf diese Partys ging, dann erfuhr man viele Dinge. Sehr viele. Also würde ich mich nicht betrinken, sondern einfach die anderen beobachten. Zudem waren meine Eltern Samstagnacht zuhause und wenn ich betrunken nachhause kam, dann wäre das definitiv nicht so gut. Bei Alkohol waren sie wirklich streng. Ich räusperte mich als ich in der Küche ankam und zog so die Aufmerksamkeit meiner Mutter auf mich. »Setz dich.« meine Mutter lächelte mir zu und zeigte auf den Platz gegenüber von ihr. »Wo ist Alec?« ich zog meine Augenbrauen zusammen. Sicherlich war er bei seiner Freundin. »Amara.« antwortete sie knapp und schenkte mir ein Grinsen, welches ich erwiderte. »Aha.« ich nahm mir etwas von dem Kartoffelsalat und starrte in ein paar Minuten in die Luft.

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Travis
Teen Fiction»Ich muss dadurch.« flüsterte ich und spürte die Nervosität, die mich von Kopf bis Fuß einnahm. Wieso kam er mir so nahe und wieso hatte das so eine Auswirkung auf mich? Seine Nähe fühlte sich verdammt gut an. Ein breites Grinsen legte sich auf sein...