An einem großen, fein ausschauenden Restaurant angekommen, stieg ich aus und folgte meinen Eltern in das Gebäude. »Wir habe auf Moore Reserviert.« meine Mutter lächelte breit und schenkte Alec und mir einen Blick. Die perfekte Familie Moore mit einer kontrollsüchtigen und doch irgendwie liebevollen Mutter. Wieso hatte sie so zwei komplett unterschiedlichen Seiten. Stillschweigend folgten wir ihnen und versuchten so wenig Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen wie möglich. Unsere Mutter schaffte es sowieso noch genügend Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Darin war sie wirklich ein Profi. Entweder lachte sie so laut wie keine andere oder lästerte lauthals über eine nicht angemessene, angezogene Frau. An einem Runden Tisch setzten wir uns und nahmen mit einem Grinsen im Gesicht, die Karten zu uns. »Wo warst du denn heute nach der Schule, Ophelia?« meine Mutter hob provozierend ihre Augenbrauen und schaute von der Karte auf. Ich biss mir auf meine Unterlippe und legte die Karte beiseite. Natürlich musste sie genau jetzt dieses Thema ansprechen. Ich hatte mein erstes mal mit Travis. »Nirgends.« mein Blick huschte zu meinem Vater, der mich interessiert anschaute und dann zu Alec, der seine Lippen verzog. »Und wieso hat Constance dich mit diesem Travis gesehen?« sie sprach seinen Namen wie Müll aus, dabei war er das ganz und garnicht. Kein anderer Junge wäre so sanft mit mir umgegangen. Constance war die heuchlerische Mutter von Samara, die immer eine neue Story auf Lager hatte und niemals gutes über andere wiedergab. Dabei war die Hälfte sicherlich gelogen oder erfunden. »Weil ich mit ihm gesprochen habe.« murmelte ich und schaute Hilfesuchend zu Alec, der mir einen entschuldigenden Blick zuwarf. Er konnte genauso wenig dafür wie ich. Meine Mutter war einfach kontrollsüchtig. »Und wieso sagt sie, dass du mit ihm weg gefahren bist?« sie lehnte sich vor, doch lächelte dann, weil vermutlich der Kellner kam. »Was kann ich ihnen bringen?« die Jugendliche Stimme des Kellners hallte über den Tisch. Ich schaute zu dem braunhaarigen Jungen auf und bestellte als erstes. Genervt ließ ich meinen Kopf auf meine Hand nieder und starrte meine Mutter an, die mir zwischen ihren Bestellungen böse Blicke zuwarf. »Also warst du mit Travis-« sie hob eine ihrer Augenbrauen. »Wo?« der Kellner verschwand, was meine Mutter wieder in Fahrt brachte. »Ich- Äh-« stammelte ich verzweifelt und seufzte leise. »Ophelia, warst du etwa bei ihm?« ein Zischen entkam ihren Lippen. »Ja.« murmelte ich und strich mit meinen Fingern über das Kalte Glas. Mein Blick glitt dabei auf den Tisch. Ich fand das was ich getan hatte nicht schlimm, doch ich hasste es, dass meine Mutter alles was ich tat kontrollierte. Damit sie schwieg, schwieg ich einfach. Desto leiser ich wurde, desto weniger redete sie. »Darüber reden wir noch!« brummte die Frau vor mir und bekam ein Nicken von mir als Antwort. Natürlich taten wir das. Wir redeten doch immer, was dann ins schreien überging. Nach zwanzig Minuten stellte der Kellner das Essen vor unsere Nasen und zwei Weingläser vor meine Eltern. »Was ist denn mit Travis?« fragte mein Vater auf einmal. »Travis ist dieser Kriminelle!« zischte meine Mutter und bekam von mir ein schnauben als Antwort. »Er hatte kein perfektes Leben, Mum.« protestierte ich und und schaute zu meinem Vater, der seine Augenbrauen zusammen zog. »Ich hatte dir gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst.« meine Mutter strich über den Tisch, um sich zu beruhigen. »Du hast leicht reden. Du hattest ein perfektes Leben, aber Travis ist nicht kriminell, weil er es will« murmelte ich und biss mir verzweifelt auf meine Unterlippe, um die Tränen zurück zudrücken. Sie hatte tatsächlich das perfekte Leben gehabt. Oma und Opa besaßen eine große Firma, die sie verkauften als meine Oma, meine Mutter bekamen und sich so nur noch um sie kümmern konnten, ebenso wie Opa. Sie hatte gute Noten und das immer schon. Dad lernte sie in der High School kennen und ihr Leben schien wie von ihr geplant.
Perfekte Eltern, Erste liebe, Hochzeit, Kinder, Reichtum und Kontrolle. Travis hatte aber kein schönes Leben. Seine Mutter war schwerkrank und sein Vater ein aggressiver Alkoholiker. »Das ist mir egal. Mit einem solchen Jungen solltest du nichts zutun haben.« brummte die ältere Frau vor mir und nahm die Gabel krampfhaft in ihre Hände. Ich schwieg einfach. Es hatte ja doch kein Ende. sie würde immer weiter und weiter reden. Immer weiter und weiter meckern und sich dann vermutlich noch wundern, warum wir ihr so wenig erzählen. »Ihr solltet in Ruhe darüber reden. Vielleicht lädst du Travis mal zum Essen ein, damit wir ihn besser kennenlernen.« mein Vater mischte sich ein und schenkte mir ein sanftes Lächeln. »Nein! Kommt nicht infrage.« meine Mutter schüttelte heftig ihren Kopf, wobei ihr blondes Haar hin und her schweifte. Ich verkniff mir ein genervtes aufstöhnen und starrte auf das Essen unter mir. Sie gab ihm ja nicht einmal eine Chance, dabei hätte er sie verdient. »Dann wundere dich nicht, wenn ich verschwinde und du nicht weißt wo ich bin.« ich nahm die Gabel zwischen meine Lippen und kassierte einen wütenden Blick meiner Mutter und einen besorgten meines Vaters. Ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren, da ich eigentlich Hausarrest hatte und dazu auch noch nachdem Abend essen einen riesigen Streit mit meiner Mutter haben würde. »Dein Ton gefällt mir nicht Ophelia.« sagte Mum und schaute zu meinem Vater, der Seelenruhig aß. »Mum, sie ist bald achtzeh-« die Kontrollsüchtige Frau unterbrach meinen Bruder. »Ist sie aber noch nicht und so lange habe ich die Verantwortung. Ich lasse nicht zu, dass sie sich Hals über Kopf in einen Kriminellen verliebt und dann alles stehen und liegen lässt, nur um mit ihm zusammen zu sein.« erklärte sie mit einem zornigen Unterton. »So.« mein Vater legte sein Besteck beiseite und hatte augenblicklich die Aufmerksamkeit auf sich. »Lasst uns jetzt bitte einfach essen, ohne das es wieder in Streit endet.« bat er und warf jedem einzelnen einen vielsagenden Blick zu. Es tat mir leid für ihn. Er schlief am Tage und wenn wir schliefen, dann war er arbeiten. Er hatte beinahe nie Zeit für uns und wenn doch dann endete das alles im Streit.

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Travis
Genç Kurgu»Ich muss dadurch.« flüsterte ich und spürte die Nervosität, die mich von Kopf bis Fuß einnahm. Wieso kam er mir so nahe und wieso hatte das so eine Auswirkung auf mich? Seine Nähe fühlte sich verdammt gut an. Ein breites Grinsen legte sich auf sein...