Mein Blick huschte durch das Wohnzimmer von Ophelias Haus. Ich wusste nicht was ich hier tat. Sonst war ich doch auch nicht so nervös. Sonst war ich kontrolliert. Ich atmete tief durch und schaute zu Ophelia, die ihrer Mutter half den Tisch abzuräumen. »Pass' auf meine Tochter auf.« die große Statue ihres Vaters stellte sich neben mich. Selbstverständlich passte ich auf sie auf. »selbstverständlich.« murmelte ich und sah in die stechend grünen Augen von Ophelia. Mein Blick sank auf ihre vollen Lippen nieder. Sie kam mit kontrollierten Schritten auf uns zu und begutachtete ihren Vater einen Moment fragend. Als wüsste sie nicht, warum er neben mir stand, obwohl sie es doch genau wusste. Ihr Vater war zwar locker, ruhig und entspannt, aber Ophelia war noch immer seine Tochter. »Wir sind oben.« sie schenkte ihrem Dad ein Lächeln, bevor sie sich meine Hand schnappte und mich mit nach oben zog. Sie hatte ihrer Mutter nicht um Erlaubnis gefragt, was sicherlich noch Ärger geben würde. Ich schloss die Tür hinter uns und umfasste Ophelias Taille, um ihren Rücken an meine Brust zuziehen. Ich liebte es, wenn ihr Körper so nahe an meinem war und ich jede Gänsehaut und jede Reaktion wahrnahm, die ich auf sie hatte. »Deine Mutter ist-« ich stoppte und legte mit meiner einen Hand ihr Haar zur Seite, um meine Lippen auf ihre samtweiche Haut zu legen. »Speziell, anstrengend und Bissig?« beendete sie meinen Satz und lachte leicht. »Richtig.« murmelte ich. »Ich habe nachgedacht.« Ophelia löste sich von mir. Ich brummte unzufrieden und setzte mich auf das Bett, damit sie wusste, dass ich ihr zuhörte. »ich habe nachgedacht.« hauchte sie und strich sich durch ihr Haar. »Travis ich-« sie stoppte und holte ein Plakat hinter ihrem Schreibtisch hervor. Ich ahnte, dass es nichts gutes war. Das was sie vor hatte, war nicht das was sie wollte, aber sie tat es, um Geld aufzutreiben. Für meine Mutter. »Ophelia.« begann ich, doch sie unterbrach mich. »Nein, Travis Es geht um deine Mutter und ich will dir helfen!« stur blickte sie mir in die Augen. So wie bei unseren ersten zusammenstoß. »Was ist denn?« ich zeigte auf das Plakat und zog sie an ihrem Arm zu mir auf das Bett. Sie sollte endlich damit raus rücken. Mir gefiel die Unwissenheit nicht. Noch nie. Ich wusste, wann mein Vater zuhause war und wann nicht und ich wusste, wann meine Mutter endgültig sterben würde, wenn ich ihr nicht half. Also egal welchen Vorschlag Ophelia hatte, ich würde ihn annehmen, aber ohne sie. Für sie war das alles zu gefährlich. »Die Bank.« flüsterte sie und rückte näher an mich heran. Hatte ich sie tatsächlich so tief in die Kriminalität gezogen, dass sie schon daran dachte eine Bank auszurauben? Ich hatte sie in etwas hinein gezogen, von dem sie keine Ahnung hatte. Sie wusste doch nicht, welche Gefahren dort lauerten und ich wollte nicht, dass sie es heraus fand. Ich passte auf sie auf. Sie war ein junges, wunderschönes Mädchen und dort wo sie sich hinbegeben wollte, suchten sie nach solchen Mädchen. Sie wollten sie alle. Sie würden sie alle wollen. »Ich kenne die Bank gut.« murmelte sie und biss sich auf ihre Unterlippe. »Ich weiß wo die Kameras sind und-« ich stoppte sie, indem ich ihr das Plakat entnahm und aufrollte. Ein Plan präsentierte sich vor meinen Augen. Genau jetzt erinnerte ich mich wieder an ihre Bücherwurm Seite. Sie stach heraus. Kein Krimineller hatte sich einen so ordentlichen Plan gemacht. Zumindest keinen den ich kannte. »Ich könnte-« ich unterbrach die prompt. »Du wirst mir nicht helfen, Ma vie.« flüsterte ich und hob meine Hand, um über ihre Wange zu streichen. Mein Daumen strich über ihre glühende Haut und glitt über ihre verführerischen Lippen. Sie war aufgebracht. »Ich muss!« sie rutschte so nahe an mich, das ihre Beine sich auf meine legen konnten. Sie krallten sich seitlich in meinem T-Shirt fest und kam mir näher. »Du brauchst mich und das weißt du-« ihre vollen Lippen zierten sich zu einem Lächeln. »Ich bin schlauer als all' deine Kollegen. Ich bin diejenige die alles über diese Bank weiß und wenn du da rein gehst, kommst du ohne mich nicht wieder raus.« in ihren grünen Augen glitzerte die Aufregung. Hielt uns nur das zusammen? Diese Spannung. Die Aufregung. Die Gefahr? War es das einzige was uns zusammen hielt, was uns anzog. Ich hatte nicht daran geglaubt, zumindest nicht aus meiner Sicht, denn ich hatte mich nicht in sie verliebt, weil sie ein unschuldiger Engel war, sondern weil sie tief im inneren ein Rebell war. Eine Frau, die ihre Meinung sagte und zu dem Stand was sie dachte. Sie lehnte sich gegen andere auf, obwohl sie genau wusste, dass sie manchmal gar keine Chance hatte. Ich liebte diese Art an ihr, aber auch die Bücherwurm Seite. Die unschuldige Fassade. Ich mochte alles an ihr. Selbst den Drang nach Kriminalität. Nur sie wusste gar nichts über meine Welt und würde darin versinken. Sie würde sich selbst verlieren, wenn ich nicht auf sie aufpasste. Zumindest dort wo sie hin wollte. In die Dunkelheit. Vielleicht sogar ihr Verderben. Doch ich konnte ihrem klugen Argumenten und ihren grünen, großen Augen nicht widerstehen. So lange ich bei ihr war, war alles okay. So lange ich bei ihr war, war sie in Sicherheit. Sicherheit. Das hatte ich ihrem Vater versprochen, aber ich musste zugleich auch schauen, was Ophelia wollte. Sie war kein kleines Kind mehr. Sie war schlau. Sie war hübsch und sie war beeindruckend. In einer Bank würde sie auffallen, wenn sie als Täterin hinein gehen würde. »Geisel.« murmelte ich und ließ meinen Blick über ihr hübsches Gesicht gleiten. »Du wirst eine Geisel sein, Ma vie.« bestimmte ich und bekam ein kleines Nicken als Antwort. Das reichte ihr. Diese minimale Aufregung. Der minimale Kick. »Und du wirst mir alles über den Plan erzählen, okay?« ich drehte uns um und schmiss das Plakat zur Seite. Es war falsch. Selbstverständlich war es falsch eine Bank auszurauben, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich brauchte das Geld, um meine Mutter zurück zu holen und dann normalisierte sich mein Vater auch wieder.
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Travis
Teen Fiction»Ich muss dadurch.« flüsterte ich und spürte die Nervosität, die mich von Kopf bis Fuß einnahm. Wieso kam er mir so nahe und wieso hatte das so eine Auswirkung auf mich? Seine Nähe fühlte sich verdammt gut an. Ein breites Grinsen legte sich auf sein...