38. Seine Schwäche

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Ich starrte die Frau vor mir an und konnte nicht fassen, das ich die Lösung direkt vor meinen Augen hatte. »Kennst du Camèon Davis?« fragte ich sie und nahm mir die Tasse zur Hand. »Der vom Camèon Whisky, oder?« fragte sie und machte sich selbst ein Kaffee. »Ja.« Ich legte meinen Kopf schief und beobachtete die Frau ganz genau. Sie schien tatsächlich nichts von Camèon zu wissen. Also beobachtete er sie nur? »Ich habe seinen Whisky noch nie getrunken. Er ist mir zu neu.« gab sie zu und leckte sich über ihre Lippen. »Du kennst ihn auch nicht persönlich?« bohrte ich weiter nach und hoffte, dass ich nicht zu auffällig war. »Nein. Ich habe ihn ein paar mal in der Zeitung gesehen, aber persönlich bekommt man diese Berühmtheit ja nicht zu Augen.« sie trank einen Schluck aus der Tasse, was ich ihr gleich tat. Mir war jetzt vollkommen bewusst, dass sie nichts von ihm wusste und auch nichts von seinem zweit Job. Deshalb musste ich sie dort raushalten. Vermutlich würde ich sie so oder so nicht von der Mafia Welt fern halten können, doch jetzt konnte ich das. Camèon würde sie zu sich holen oder sie irgendwie anders von ihm überzeugen, dann war es ihre Entscheidung, ob sie sich auf ihn einließ, doch momentan konnte der Plan auch ohne ihre Anwesenheit weiter gehen. »Wieso interessiert dich das?« ihr neugieriger Blick bohrte sich in meinen. »Ach nur so. Ich dachte, dass du ihn kennst, wenn du so eine Whisky Liebhaberin bist.« versuchte ich mich heraus zu reden, was anscheinend auch klappte . »Vielleicht sollte ich ihn mal kennenlernen.« sie zuckte mit ihren Schultern und schenkte ihrem besten Freund ein Lächeln. Clive stellte sich zu uns und musterte mich mit einem schnellen Blick. »Clive Wilson.« er reichte mir seine Hand, die ich schmunzelnd annahm. Seine hellblauen Augen sahen mich mit einem Glitzern an, wobei seine blonden Haare ihm verwuschelt auf seine Stirn fielen. »Ophelia Moore.« meinte ich leise und nahm meine Hand wieder zu mir. »Ich müsste jetzt aber langsam los.« Ich schaute wieder zu Ocean, die lächelnd nickte. »Ich hoffe man sieht sich nochmal.« sagte sie als ich ihr das Geld auf den Tisch legte. Sie war zwar super nett und man konnte sich gut mit ihr unterhalten, aber sie weiterhin zusehen, wenn ich Camèon jetzt mit ihr erpresste, war unmöglich. Ich wollte den Mafia Boss nicht noch mehr verärgern. »Ja, ich hoffe es auch.« ich hüpfte vom Hocker und verließ das Café. Da ich keine Lust hatte, bis nachhause zu laufen, bestellte ich mir ein Uber und wartete einige Minuten vor der Scheibe yes Cafés. »Hey warte mal.« Ocean kam aus dem Café gestürmt und reichte mir einen Zettel. »Nur falls du mal Langeweile hast.« ich warf einen Blick auf den Zettel und öffnete dann die Tür des Wagens. Ihre Nummer. »Ich ruf dich an.« log ich und fühlte mich dabei schuldig. Camèon würde nach dieser Aktion sicherlich nicht mehr lange warten, sie zu sich zu holen. Wenn ich sie schon fand, dann andere Kriminelle erst recht. Andere, die viel gefährlicher waren als ich es war. Ich plumpste in den Sitz und schloss die Tür des Autos. Ich wusste durch Cedric wo die Lagerhalle des Mafia Bosses war, weshalb ich den Uber ein paar Straßen weiter zum stehen brachte. Der Mann nickte mir zu und verschwand dann wieder. Ich atmete tief durch und schaute durch die großen Bäume, auf das graue Gebäude. Ich hätte mir eine Waffe kaufen sollen. Ich schloss einen Moment meine Augen, um alles in meinen Kopf durch zugehen und richtete mich dann der Straße. Mit nervösen Schritten, die von Schritt zu Schritt ruhiger wurden, trat ich über den Asphalt. Er würde mich ja nicht gleich töten. Nur weil ich seine einzige Schwäche gefunden hatte. Ich stoppte und blieb wie angewurzelt stehen. Wieso hatte ich mir keine Waffe besorgt? Nein, ich brauchte keine Waffe. Ich war nicht so wie sie. Das alles ging auch ohne Gewalt. Nur mit Worten.

Natürlich

Bei einem Mafia Boss ging natürlich alles ohne Gewalt. Ich verschob meine gedanken blitzschnell und schaute mir das Gebäude an. Zwei Männer standen vor der Tür und richteten augenblicklich ihre Waffen auf mich. Ich war mir sicher, dass das nicht die einzigen Männer waren, die hier stationiert waren. Schließlich war das die Lagerhalle, des gefährlichsten Mafia Bosses. Ein Mann ohne Herz. Obwohl er liebte also hatte er ein Herz. Er würde mich nicht töten. Er hatte ja nicht einmal etwas gegen mich. Er kannte mich doch nicht mal.

Fuck, wieso hatte ich mir keine Waffe mit genommen?

Jetzt könnte ich Ruby gebrauchen, denn sie wäre selbstbewusst und würde Camèon sicherlich noch ins Gesicht spucken. »Ich muss zu Camèon Davis. Es geht um Travis.« sagte ich und versuchte dabei so trocken zu klingen wie es ging. Ich versuchte Stärke zu zeigen, obwohl jeder in diesem Gelände mehr Stärke besaß als ich. Aber das war okay. Ich musste nur so aussehen als wäre ich einer von ihnen. Eine eiskalte Braut. Ein Mädchen, dass niemals die Miene verzog. Die Tür wurde mir geöffnet, weshalb ich in die Halle trat und mich umschaute. Ein großer Kampfring machte sich in der Mitte der Halle breit. Alles andere war leer. Kein Mann trainierte mehr, kein Mensch würde wissen, wenn ich jetzt starb. Ich hatte einen Plan.

Keine Panik, Ophelia.

»Die mutige Ophelia Moore.« eine tiefe Stimme hallte durch die Halle. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich zu der Stimme um. Camèon lehnte an einer Tür. »Das hätte ich wirklich nicht von dir erwartet, kleines.« er deutete mir, ihm zu folgen, was ich augenblicklich tat. »Ich verstehe auch nicht wieso du hier bist. Ich könnte dich einfach zu ihnen sperren.« er setzte sich auf einen Sessel und zeigte auf den anderen, auf den ich mich setzte. Er hatte also wirklich keine Ahnung? Beobachtete er Ocean nicht Tag und Nacht? Oder war er der einzige, der sie beobachten durfte?

TravisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt