Ich schaute zu Travis, der mit einem Anzug vor dem Spiegel stand und ein schiefes Lächeln trug. Drei Monate waren nun schon seit der Operation seiner Mutter vergangen und da sie erst einmal Ruhe brauchte, wegen der Chemotherapie, hatte niemand außer Travis, sie besuchen können. Heute würden wir bei mir zuhause, alle zusammen, essen. Meine Mutter hatte sich zu dem Thema Travis beruhigt, nur mein Bruder verhielt sich seltsam. Ob er es wusste? »Denkst du deine Mutter wird mich mögen?« fragte ich nachdenklich nach und biss mir auf meine Unterlippe. Ich hatte tatsächlich Angst davor, dass sie mich nicht mochte. Die Meinung eines Menschen konnte sich wirklich schnell ändern. »Natürlich. Sie liebt dich ja jetzt schon.« Travis lachte und kam auf mich zu. Er packte meine Taille und hob mich vom Bett. Ich trug ein lockeres, blaues Kleid, das an meiner Taille durch einen Gürtel getrennt war und schulterfrei war. Ich seufzte. »Alec weiß es oder?« fragte ich meinen Freund, der langsam nickte. »Ich denke schon.« murmelte er nachdenklich und kam mir näher. »Aber er würde dich niemals verraten.« seine raue Stimme prallte an meinen Lippen ab und verschaffte mir eine Gänsehaut. »Darum geht es mir nicht.« ich löste mich leicht und trat aus dem Zimmer, wobei Travis mir folgte. »ich will nicht, dass er schlecht von mir denkt.« gab ich zu und drehte mich zu Travis um, der mich musterte und dann zu seinem Vater schaute, der vor einem Spiegel stand und nervös über seinen Anzug strich. Travis hatte die letzten Monate viel Zeit mit ihm verbracht, um ihn zu erklären, dass er wieder von seiner Alkohol Sucht weg kommen musste. Für ihn und für seine Mutter. Jetzt machte er eine Suchttherapie. »Sehe ich gut aus?« fragte der Mann Mitte vierzig. »Ja und jetzt komm.« Travis rollte genervt mit seinen Augen und legte dann einen Arm um mich. Die paar Straßen liefen wir zu dritt entlang, wobei keiner ein Wort sagte. Paul, Travis Vater, hatte gestern einen Job als Verkäufer angeboten bekommen, welchen er sofort angenommen hatte. Auch wenn er sich bemühte, konnte Travis ihm nicht so schnell verzeihen. Er hatte ihn lange alleine gelassen. Er war quasi Luft für seinen Vater gewesen, deshalb konnte ich ihn verstehen. Er durfte und sollte ruhig sauer auf seinen Vater sein, aber irgendwann sollte er ihm noch eine Chance geben, damit seine Familie überhaupt noch eine Chance hatte. Meine Gedanken schweiften wie von selbst zu Alec. Er würde zusammen mit Amara, Travis Mutter vom Krankenhaus abholen, da Travis nicht mehr als sein Motorrad hatte. »Ich liebe dich.« die warme Stimme von meinem Freund strich über meine Haut, wobei seine Lippen meine Ohrmuschel berührte. »Ich liebe dich auch.« ich schaute zu ihm auf und nahm seine Lippen sanft in Besitz. Mein Vater lehnte an der Haustür und wank mir grinsend zu. Ich löste mich von Travis und ging auf meinen Vater zu. »Sind Alec und Amara noch nicht zurück?« fragte ich ihn und bekam ein Kopfschütteln als Antwort. »Nein, sie sind eben erst los.« er hielt mir, Travis und Paul die Tür auf, bevor er sie schloss. Die Wärme meines Hauses umgab meinen Körper und brachte mich zum Lächeln. Der genussvolle Geruch des Hähnchens drang durch das gesamte Haus und ließ meinen Magen Knurren. Ich schaute in die Küche, in der meine Mutter stand und das Essen, mit einem Lächeln, kochte. »Sind schon alle da?« sie drehte sich zu mir um und überkreuzte ihre Arme. »Nein, Susanne, Amara und Alec kommen gleich noch.« meinte ich knapp und schenkte ihr ein Lächeln. »Gut, du kannst schonmal die Getränke auf den Tisch stellen.« sie zeigte auf die drei Kannen, in der Getränke aufgefüllt waren. Ich nickte zustimmend und nahm die Kannen an mich. »Ich helfe dir, Ma vie.« Travis nahm mir zwei Kannen ab und stellte sie auf den Tisch. Die Stimmung war irgendwie angenehm, obwohl ich mir das ganze schlimmer vorgestellt hatte. Es waren ja noch nicht alle da. Zumindest amüsierte sich mein Vater mit Paul. Mein Vater war aber auch keine sonderlich verschlossene Person. »Die scheinen sich zu mögen.« flüsterte mir mein Freund zu und gab mir einen leichten Kuss auf meine Schläfe. »Sieht so aus.« ich lächelte zufrieden und biss mir nervös auf meine Unterlippe. Es könnte alles perfekt werden, wenn Susanne mich mochte. Vielleicht sah sie mich und mochte mich nicht. Vielleicht mochte sie mich aber auch erst und dann würde ich irgendwas dummes sagen oder machen und alles vermasseln. »Mach dir keine Sorgen. Meine Mutter wird dich lieben.« Travis grinste freudig und zog mich an seine Brust. Ich seufzte und entspannte mich vollkommen. Er hatte recht. Ich war ja kein schlechter Mensch.
Ich hatte nur eine Bank überfallen.
Ich lachte innerlich auf.
Und ich hatte ja nur einen Mafia Boss erpresst.
Einen Mafia Boss.
Ich sollte vielleicht eine Therapie machen, um das ganze zu überwinden. Ich zuckte erschrocken zusammen als es an der Tür klingelte und stellte mich Kerzengerade auf.
Okay, Ophelia. Es war nur Travis Mutter.
Die Frau, der du durch Kriminalität geholfen hattest. Alles cool. Alles gut.
Ich raste zur Tür und riss sie auf. Mein blick flog zu Alec, zu Amara und dann zu blauen Augen, die mich an die von Travis erinnerten. Sie waren bloß wärmer.

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Travis
Roman pour Adolescents»Ich muss dadurch.« flüsterte ich und spürte die Nervosität, die mich von Kopf bis Fuß einnahm. Wieso kam er mir so nahe und wieso hatte das so eine Auswirkung auf mich? Seine Nähe fühlte sich verdammt gut an. Ein breites Grinsen legte sich auf sein...