20. Das Kleid

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Mit einer ungewöhnlichen Müdigkeit trat ich aus dem Schulgebäude und schaute mich auf dem Schulhof um. Travis stand angelehnt an der Wand und strich sich durch sein dunkles Haar, was nebenbei gesagt ziemlich gut aussah. Als er mich sah, grinste er breit und kam mit großen, kontrollierten Schritten auf mich zu. »Du bist schon fertig?« er hob seine Augenbrauen. Die meisten schrieben jetzt noch die Mathe Arbeit, aber da ich schon fertig war, durfte ich das Schulgebäude auch schon früher verlassen, was Ms. Bloom ganz und garnicht gefallen hatte. Das hatte ich genau an ihrer gerunzelten Stirn und ihrem verhassten Blick bemerkt. »Jap.« ich zwang mir ein Lächeln auf, was augenblicklich in sich zusammen fiel. »Was ist los?« ein Hauchen entkam seinen Lippen. Ich zuckte nur mit meinen Schultern und seufzte. »Es ist Mathe.« ich lachte leicht und lehnte mich an den kräftigen Körper. »Du bist doch gut in Mathe, oder nicht?« seine muskelbepackten Arme legten sich um meinen Körper und umschlangen mich mit seiner Wärme. »Ja schon, aber Ms. Bloom wird mich sowieso nicht gerecht bewerten.« ich rollte mit meinen Augen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. »Ms. Bloom wird nicht einmal dieses Jahr auf dieser Schule bleiben.« seine warmen Hände strichen unter mein T-Shirt auf meine empfindliche Haut. Seine Berührung entspannte mich in Sekunden und seine Worte erstrecht. »Was? das wusste ich garnicht.« ich schaute mit einem glücklichen Grinsen zu Travis rauf, der leise lachte. »Wohin geht sie denn?-« ich stoppte und dachte einen Moment nach. »Ich will garnicht über sie reden.« grinsend biss ich mir auf meine Unterlippe und schüttelte meinen Kopf. Endlich verschwand diese Hexe von der Schule. Dann hatte ich nächstes Jahr wenigstens eine faire Mathenote auf meinem Zeugnis. »Können wir zu dir?« ich legte meinen Kopf schief und musterte das markante Gesicht vor mir. »Vielleicht solltest du das mit deinem Bruder klären. Er hat auf dich gewartet.« Travis deutete auf den Parkplatz, auf dem Amara und Alec warteten. Seufzend nickte ich und löste mich von Travis, um auf das Paar zuzugehen. »Danke fürs warten.« murmelte ich und bemerkte Amara's genervten Blick. »Aber ich fahre mit zu Travis.« ich schenkte meinen Bruder einen Blick, wobei ich seine Freundin ignorierte. »Wir haben eine halbe Stunde auf dich gewartet.« mischte sich Amara ein. Alec legte seine Hand auf ihre Schulter und stoppte sie so. »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.« er grinste und öffnete seiner Freundin die Autotür. »Du vergisst, dass ich die Vernünftigere von uns beiden bin.« ich drehte mich mit einem leichten Lächeln um und schaute zu Travis, der an seinem Motorrad lehnte und uns beobachtete. Travis reichte mir seinen Helm und musterte mich einmal, was ein Kribbeln durch mich hindurch jagte. Wie schaffte er das bloß? Mich alleine mit einem Blick nervös zumachen. Ich schob den Helm über mein Rotes Haar und setzte mich hinter Travis. Meine Finger krallten sich in sein T-Shirt fest und meine Augen huschten noch einmal zu meinem Bruder, der seine Hand hob und mir ein Lächeln schenkte. Nach einigen Minuten hielten wir vor dem zweigeteilten Haus. Ich stieg vom Motorrad und nahm den Helm von meinem Kopf. »Ist deine Mutter zuhause?« ich schaute neugierig zu Travis rauf, der mir den Helm entnahm und seinen Kopf schüttelte. »Sie liegt im Krankenhaus.« murmelte er und versuchte dabei kühl und abweisend zu klingen. Ich schwieg, da ich ihm nicht zu nahe treten wollte. Er wusste, dass er mit mir reden konnte und wenn er das wollte, dann war ich bereit. Sein Arm legte sich um meine Taille und zog mich sanft zur Haustür. »Hirntumor.« es war nur ein leises, beinahe überhörbares Wort, das mir den Atem raubte. »Deshalb-« ich stoppte und bekam ein Nicken als Antwort. Vermutlich wusste Travis, dass ich auf seine Kriminalität hinweisen wollte. Die Operation für einen Hirntumor und die Chemotherapie war sicherlich nicht günstig. Travis Vater war Alkoholiker und gab sein Geld lieber für betäubende Getränke aus als für seine Frau. Travis hatte also gar keine andere Wahl als sich der Kriminalität hinzugeben. »Lass uns bitt nicht jetzt darüber reden.« er lächelte mich an und zog mich mit seinen Händen an seinen Körper. Ich nickte einverstanden und legte meine Lippen sanft auf seine. Er würde schon darüber reden, wenn er bereit war. Ich löste mich leicht von Travis, der mich mit einem schnellen Blick musterte. »Willst du was essen?« er hob eine Augenbraue und ging in die kleine Küche. »Nein, ich habe heute Abend ein Essen mit meinen Eltern und Alec.« Ich setzte mich auf einen der Höcker an der Kücheninsel und legte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Meine Mutter hatte heute nämlich frei und mein Vater fährt sofort nachdem Essen zu seiner Schicht. Wir hatten nur selten Zeit als Familie etwas zu unternehmen, was ich eigentlich nie schlimm fand. Es war traurig, aber ich litt deshalb nicht. Ich hatte schöne Kindheitserinnerungen und wusste, dass ich mit meinen Problemen zu ihnen kommen konnte, abgesehen von Travis. Bei ihm würden sie ausrasten. Zumindest meine Mutter. Ich glaubte nicht, dass Dad das sonderlich interessieren würde. »Okay.« er nickte und lehnte sich vor. Er grinste frech und musterte mein Gesicht, wobei ich nicht wusste, was er gerade dachte. »Woran denkst du?« ich zog meine Augenbrauen zusammen und spürte meine Lippen, die sich nach oben zogen. »Ich habe mir dich in einem Kleid vorgestellt.« er umrundete die Insel und kam mir näher. Seine Hände platzierten sich auf meine Taille und seine eisblauen Augen sahen intensiv in meine. »Also magst du es, wenn ich ein Kleid trage?« fragte ich interessiert und biss mir auf meine Unterlippe. Das gefiel mir. Travis Augen huschten über mein Gesicht und blieben an meinen Lippen hängen. »Dir steht alles.« er legte seine Lippen leicht auf meine und strich mit seiner Hand zwischen Körper und Jeans. Mein Atem verschnellerte sich wie auf Kommando und mein Herz pochte voller Wucht gegen meine Brust. Meine Gedanken spielten vollkommen verrückt, wenn er so nahe an mir stand und ich sogar seinen heißen Atem spüren konnte, der meine Haut streifte und mir eine Gänsehaut verpasste.

TravisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt