11. Schwesterherz

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Ich strich über das weiße, enganliegende Kleid und betrachtete mich ein paar Sekunden im Spiegel. Hauchdünne Spagettiträger zierten meine Schultern und ein leichter Ausschnitt präsentierte meine Brüste. Mein dunkelrotes Haar lag glatt über meinem Rücken und meine Füße taten jetzt schon, in diesen High heels, weh. »Kommst du?« mein Bruder lugte in mein Zimmer und betrachtete mich erstaunt. »So willst du doch nicht gehen oder?« fragte er geschockt. »Doch« ich drehte mich auf dem Absatz um und schnappte mir die kleine Tasche, die auf meinem Bett lag. »Niemals.« versuchte er es weiterhin, doch genauso wie ich aussah, würde ich rausgehen. Ein einziges Mal. Wann war ich denn jemals mit einem Kleid aus dem Haus getreten? Noch nie. Das letzte Mal war sicherlich im Kindergarten. »Doch und jetzt lass uns gehen.« ich ging an ihm vorbei und sah zu Amara, die ein rotes, lockeres Kleid trug. Sie lächelte mich verlegen an und musterte mich schnell. »Du siehst echt gut aus.« sagte sie. zusammen gingen wir die Treppen herab, wobei mein Bruder uns folgte. »Danke, du auch.« ich schenkte ihr ein sanftes Lächeln und ging dann in die Küche, um meinen Eltern ein kurzes Handzeichen zu geben. Zusammen mit dem Pärchen trat ich aus dem Haus und ging auf das Cabrio meines Bruders zu. »Travis kommt doch heute auch.« Amara schaute mit einem kleinen Grinsen zu mir und ließ mich einsteigen, bevor sie sich selbst setzte. »Stimmt wohl.« murmelte ich und schwieg. Am Haus meiner besten Freundin angekommen, dröhnte die Musik schon leise aus dem Gebäude. »Wir sehen uns später.« Amara ließ mich raus und fuhr mit meinen Bruder weg. Sie würden sich jetzt mit ein paar Freunden betrinken und dann hier her kommen, doch ich hatte Ruby gesagt, dass ich eine Stunde früher kam und ich hielt mich daran. Mit zitternden Beinen trat ich an die Haustür und drückte auf die Klingel. Ich musste Ruby echt mal danken, dass sie mich in der neunten immer zwang auf ihren high heels herum zu laufen, denn nur deshalb konnte ich überhaupt halbwegs gut auf ihnen gehen. »Hey« die Tür wurde aufgerissen und Melissa stand in der Tür. Ich zog meine Augenbrauen hoch und setzte ein Lächeln auf. »Äh hey.« ich trat in die Villa und schaute zu Ruby die hektisch herum lief. »Du auch schon hier?« ich warf Melissa einen Blick zu und bekam ein langsames Nicken als Antwort. »Ruby und ich mussten etwas klären.« meinte sie leise und ging dann an mir vorbei. Verstehend nickte ich und folgte ihr in die Küche. »Uh lecker.« ich wollte mir ein Häppchen schnappen, doch Melissa schlug mit einem leisen Lachen meine Hand weg. »Ey« motzte ich mit einem frechen Grinsen und schnappte mir trotz dessen ein kleines Schokoladenhäppchen. »Ich kann nichts dafür.« schmatzte ich und hörte das sanfte Lachen von Melissa. »Phelia du Schwein.« Ruby kam in die Küche und musterte mich. »Du siehst heiß aus.« sie wackelte mit ihren Augenbrauen und stellte Plastikbecher auf die Kücheninsel. »Du auch.« ich zwinkerte ihr zu und musterte das dunkelblaue, enge Kleid das an ihrem Körper lag. »Aber die Überraschung in deiner Stimme stört mich.« ich schmunzelte und warf Melissa einen Blick zu, die meine beste Freundin grinsend betrachtete. »Ich meine ja nur, dass du heute extrem heiß aussiehst, sonst ziehst du dich doch nicht so -« ich stoppte meine beste Freundin mit meiner Hand. »Sei ganz schnell still, Ruby.« ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu und schüttelte dann lächelnd meinen Kopf. »Ich mache schonmal die Musik lauter.« Melissa verschwand im Wohnzimmer. »Und wir werden die Tür öffnen.«  Ruby schnappte sich meine Hand und zog mich mit zur Tür. »Ey Ich kann nicht auf diesen Schuhen laufen!« schrie ich über die Musik hinweg und sah das hinterhältige Lachen meiner besten Freundin. Oh sie hatte sicherlich auch schon ein paar Drinks intus. »Wir sollten wieder mit dem Training beginnen, Schwesterherz.« sie deutete auf meine Schuhe und riss die Tür auf. Mit einem mal stürmten die ersten Jugendliche das Haus und rissen sich den Alkohol an sich, wobei die meisten wahrscheinlich schon vor getrunken hatten. Jeder wusste, dass der Cheerleader Captain Geburtstag hatte, weshalb sich alle darauf vorbereitet hatten. Mein Geschenk, was aus einer riesigen Fotomontage und einer Kette bestand, würde sie morgen erst bekommen, da sie sich erst einmal auf ihre Party konzentrieren sollte. »Guck mal wer da kommt.« Ruby stupste mich grinsend an. Mein Blick glitt zu Travis, der durch die Tür spaziert kam und mich mit einem provokanten Glitzern in seinen Augen anschaute. Er trug eine schwarze Jeans und ein T-Shirt mit V Ausschnitt, was seine Muskeln perfekt hervor hob. Ich biss mir auf meine Unterlippe und zog meine Augenbrauen fragend in die Höhe. Er beugte sich zu mir runter und berührte meine Ohrmuschel mit seinen vollen Lippen. »Ich hoffe dir geht es besser.« ich spürte sein provokantes Grinsen an meiner Haut und bemerkte wenig später schon die Gänsehaut die mich einnahm. Sein heißer Atem streifte meine Haut und die Wärme seines Körpers umschlungen mich in Sekunden. »Ja, sicher.« ich räusperte mich und wandte meinen Kopf ab. Grinsend drehte Travis sich um und verschwand in der Menge. »Oh mein Gott.« hauchte Ruby und riss ihre Augen auf. Ich seufzte bloß. Das konnte ja noch was werden. »Schwesterherz.« mein Bruder kam durch die Tür und schien auch schon angetrunken zu sein. Sein Arm war um Amara geschlungen und ein Grinsen zierte seine Lippen. Ein weiterer Seufzer verließ meinen Mund. Jetzt würde er etwas über Travis sagen, da war ich mir mehr als sicher. Er konnte dieses Thema einfach nicht lassen. Ja, ich war seine kleine Schwester, aber er hatte nicht das Recht sich überall einzumischen, wo er sich einmischen wollte. »Ich habe dich und Travis gesehen-« er stoppte und löste sich von seiner Freundin, um sich zu mir runter zu beugen und mich warnend anzuschauen. Okay eindeutig: er hatte schon was getrunken und zwar eine Menge. »Er ist nicht gut genug für dich, Schwesterherz. Such dir einen vernünftigen, der dich verdient hat.« mit den Worten drehte er sich um und verschwand mit Amara in seinem Arm, in der Menge. Konnte mich bitte jemand umbringen?

TravisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt