10. Kapitel

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Aus Nathans Perspektive

Ich bin so sauer, wie schon lange nicht mehr. Am liebsten will ich Sophie packen, mit nach Hause schleifen und ihr so lange den Hintern versohlen, bis er glüht. Ob das allerdings der richtige Weg ist, bleibt fraglich. Ich werfe ihr noch einen Blick zu, wie sie mit heißen Wangen und blitzenden Augen vor mir steht und gleichzeitig zittert. Ich drehe mich um und gehe. Ich muss aus der Situation heraus, sonst werde ich nur etwas tun, was ich nachher bereuen werde. Ich bin einige Schritte gelaufen, als ich das Klackern ihrer Schuhe hinter mir höre. In mir drin dachte ich: Gott sei Dank. Sophie bleibt allerdings immer ein paar Schritte hinter mir zurück. Stures Gör! Ich schlage den Weg zu dem kleinen Park ein, in dem wir in letzter Zeit immer wieder Spaziergänge gemacht haben. Ich hoffe, dass sie mir folgen würde. Schließlich lasse ich mich auf einer Bank neben dem kleinen Spielplatz nieder und warte darauf, dass Sophie sich neben mich setzt. Das tut sie glücklicherweise auch. Ich bleibe still und warte darauf, dass sie beginnt sich zu erklären. Schließlich hat sie sich heute Abend so daneben benommen. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi. 

"Mirko ist schwul..." sagt sie stockend, immer noch mit einem Zittern in der Stimme. 

"Wer ist Mirko?" frage ich genervt, während alles in mir drin eigentlich danach schreit, sie in den Arm zu nehmen und zu wärmen. Aber das ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Davon war ich überzeugt. 

"Der Typ mit dem ich so intensiv getanzt habe." Sagt Sophie kleinlaut. 

"Ach der Typ, der dich fast aufgefressen- und überall angetatscht hat? Das war widerlich Sophie!" Wieder kocht die Wut in mir hoch. 

"Ich wollte dir einen Denkzettel verpassen." 

"Mir? Einen Denkzettel??? Warum?" Ich schaue sie fassungslos an. Sie schweigt für einen Moment und knetet die Hände.

"Dein ständiges Drängeln wegen der Spirale. Das setzt mich unter Druck. Ich bin Mitte 20 und wirklich kein Kind von Traurigkeit. Also bevor ich die Pille genommen habe, hat es mit Kondom und NFP gut geklappt. Ich habe eine riesen Angst vor den Schmerzen beim Legen und auch danach!" Ihre Stimme kippt, sie schluchzt leise auf. "Und als du dann gesagt hast, dass du mit mir nicht mehr schlafen möchtest, bis die Verhütungsfrage geklärt ist, dachte ich, ich drehe den Spieß einfach um." Ihre Stimme gewinnt langsam wieder an Festigkeit. 

"Ich würde mal sagen, der Plan ist ganz schön nach hinten losgegangen!" Ich schaue Sophie an. Sie sitzt, wie ein Häufchen Elend auf der Bank. Ich ziehe sie in meinen Arm. "Ach Süße! Ich will doch nur das beste für uns zwei und unsere Beziehung!" 

"Wir könnten es mit NFP versuchen...." sie schaut mich hoffnungsvoll an. "Das hat bisher immer gut funktioniert." Ich verziehe das Gesicht. 

"Du weißt, was ich davon halte! Grundsätzlich ist es natürlich gut, wenn du deinen Körper beobachtest. Aber du weißt, dass ein stressiger Job wie unserer, gekoppelt mit dem Schichtdienst, dass nicht unbedingt zu einer validen Verhütungsmethode macht." Ich schaue Sophie an. Sie rutscht unruhig hin- und her. 

"Aber von mir aus, versuchen wir es. Ich möchte aber die Dokumentation sehen! Es gibt mittlerweile ganz gute Apps dafür. Wenn das nicht funktioniert, dann lege ich dir, gemeinsam mit Chris, die Kette! Deal?" 

"Deal!" Unsere Lippen berühren einander. Sophie zieht meinen Kopf zu sich heran und erwidert stürmisch meinen Kuss.  

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt