17. Kapitel

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Aus Sophies Perspektive

Ich halte mich etwas fester an den Seiten des Rollstuhls fest, als wir den Kreißsaal betreten. Ich schließe für einen Moment meine Augen. Der gewohnte Geruch strömt mir entgegen. Unwillkürlich verziehe ich das Gesicht zu einem Lächeln. Ja, dass ist Heimat für mich. Nathan legt mir eine Hand auf die Schulter. Stück für Stück wandert sie nach oben und verbleibt auf meiner Halsschlagader. Ich schüttle ihn ab. Das kann ich gerade wirklich nicht brauchen! Nathan grollt leise hinter mir und drückt seine Finger nur noch fester in meine weiche Haut.  

"Nathan. Lass es, bitte!" fahre ich ihn, schärfer als ursprünglich beabsichtigt, an. Etwas sanfter fahre ich fort.  "Ich bin okay. Wenn du jetzt hier einen auf Überwacher machst, dann gibt es mir aber das Gefühl eben nicht okay zu sein!" versuche ich mich zu erklären. Ich spüre, dass ich ihn damit nicht wirklich überzeugen kann. 

"Sophie, du hast hier 10 Minuten!" gibt Nathan nun mindestens genauso scharf zurück. Ich verdrehe die Augen. 

"Bringst du mich bitte in die 1? Sie ist gerade nicht belegt!" Langsam fährt Nathan auf den Raum zu. Er öffnet die Schiebetüre und schiebt mich hinein. Dass ich hier noch vor kurzem auf dem Boden gelegen habe, kann ich mir nun gar nicht mehr vorstellen. Glücklicherweise fühlt es sich für mich nicht komisch an, hier zu sein. Sondern wie immer. Ich weiß natürlich nicht, wie ich reagiere, wenn ich wieder in so eine Situation komme, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der normale  Alltag funktionieren wird. Ein riesiger Stein der Erleichterung fällt mir vom Herzen. 

"Wir können!" sage ich leise zu Nathan und halte seinen Blick. Er nickt mir zu und fährt mich aus dem Raum.  Wir stoppen noch kurz im Dienstzimmer, dann machen wir uns auf den Weg ins Auto. Grenzenlose Erschöpfung überkommt mich. Ich muss schon sehr an mich halten, nicht im Rollstuhl einzuschlafen. 

"Gleich darfst du ins Bett, Süße! flüstert Nathan leise in mein Ohr, als er mich aus dem Rollstuhl ins Auto verfrachtet. "Wo du auch hingehörst!" nun schon deutlich dominanter. Damit lässt er sich auf den Fahrersitz fallen.

"Jawohl, mein Leibarzt!" sage ich sarkastisch. Dazu bin ich wohl noch fähig.

"Vorsicht Sophie, du bewegst dich auf dünnem Eis. Sehr dünnem Eis!"Energisch kämpfe ich gegen meine Erschöpfung an. 

"Ach ja? Ist das so?" wütend blinzle ich ihn an. Erneut umfasst seine Hand mein Kinn und drückt es etwas nach oben, so dass ich dazu gezwungen bin, ihn anzuschauen. Wie ich dieses Demonstrieren von Macht hasse! Seine Finger, die sanft an meiner Halsschlagader auf- und abstreichen, aktivieren allerdings, gemeinsam mit dem festen Griff ganz andere Antennen in meinem Körper über die ich mich gerade einfach nur megamäßig ärgere. Nathans zuerst sehr strenger Blick, wandelt sich langsam in einen amüsierten. Seine Finger der anderen Hand wandern an meinem Knie vorbei nach oben in Richtung Oberschenkel. Es kribbelt in meinem etwas lädierten Bauch. 

"Wo waren wir nochmal stehen geblieben, als ich dich nach der Blutentnahme nach oben geschickt habe?" Seine Finger streicheln immer weiter nach oben, ich kann nicht anders, als leise aufzustöhnen- und meine Beine unwillkürlich etwas nach außen zu spreizen - man bedenke, wir sind immer noch in der Tiefgarage. Ich schließe die Augen und lasse meinen Kopf etwas nach hinten fallen. Genervt spüre ich, dass Nathans Liebkosung aufgehört hat. Ich öffne die Augen wieder und schaue ihn frustriert an. 

"Tja, nur liebe Mädchen kommen in den Himmel...." er lächelt mich schelmisch an und startet den Motor.

"Genau und böse überall hin!"  gebe ich, mal wieder sarkastisch, zurück. 

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt