21.Kapitel

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Aus Sophies Perspektive

Während Nathan mir hinüber ins Schlafzimmer hilft, gehen mir die letzten Minuten im Kopf herum. Ich hätte ihn doch fragen sollen, mir bei der Suche zu helfen. Es ist peinlich, so peinlich dass Nathan mich so gefunden hat. Gyn hin- oder her. Und dann auch noch das ganze Blut. Beschämt schlage ich die Hände vor das Gesicht und rolle mich im Bett auf die Seite. Nathan reicht mir ein Shirt von ihm an. Ohne ihn anzuschauen, ziehe ich es an. Ich höre, wie er das Zimmer verlässt, wahrscheinlich um eine Ringer zu holen. Immerhin kann ich ihn davon abhalten, die 112 zu rufen. Nathan betritt wieder den Raum und nimmt meinen Arm zu sich. Er legt eine Manschette darum. 

"Dein Blutdruck ist immer noch grenzwertig." brummt Nathan. "Wir beobachten das. Ich hänge jetzt mal eine Ringer an und kontrolliere das in einer viertel Stunde nochmal. Er entfernt die Manschette und friemelt an meinem Zugang herum. 

Das Liegen tut schon ziemlich gut. Ich entspanne mich, als ich spüre, dass die Flüssigkeit langsam in mich rinnt. Nathan ist derweil mit meiner Seite des Betts beschäftigt. Kurz darauf höre ich, wie die Waschmaschine angeht. Nachdem er alles frisch bezogen hat, wendet er sich wieder mir zu. 

"Sophie, schau mich an!" Langsam löse ich meinen Blick von der ach so interessanten Bettdecke und suche Nathans Blick. In seinen Augen lodert eine ganz schöne Wut. Ich versuche seinen Blick zu halten, was mir allerdings nur schwer gelingt. Gleichzeitig spüre ich wie die Krämpfe, wohl auch wegen des eingeführten Tampons stärker werden. Ich krümme mich etwas zusammen. 

"Das war eine verdammt Scheißaktion von dir!" sagt Nathan bemüht leise. Mir steigen die Tränen in die Augen. Das weiß ich doch. Dass muss er mir nicht nochmal sagen. Ich nicke leicht.

"Ja, du hast Recht..." sage ich sehr leise. 

"Wie bitte? Ich habe das nicht ganz verstanden!" sagt Nathan mit unterdrückter Wut in der Stimme. Ich stemme mich nach oben, damit ich nicht ganz so untergeben im Bett liege, was mein Kopf und Kreislauf auch wieder eher mies finden. Allerdings überwiegt der Trieb mit ihm auf einer Körperhöhe zu sein deutlich. 

"JA. ICH HABE MIST GEBAUT! ICH GEBE ES JA ZU!" sage ich deutlich lauter als erwartet. 

"Du hattest klare Anweisungen!" wenn Nathan vor Wut schäumen könnte, würde er es wohl genau in diesem Moment tun. 

"Ja, ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du arbeiten musst. Ich wollte dich nicht stören!" versuche ich mich zu verteidigen.

"Sophie! Ich sag's dir. Wenn ich könnte und das gerade medizinisch nicht hoch fragwürdig wäre, würde ich deinen Hintern so lange bearbeiten, bis er krebsrot ist!" Nathans Fingerknöchel, die sich an dem Bett festkrallen sind weiß vor Anspannung. Mir wird klar, dass er das hier gerade wirklich ernst meint. Ich weiche etwas zurück. Ich meine klar, ich habe seine dunkle Seite schon auch kennen- und lieben gelernt, aber wirklich Schmerzen zugefügt- und bestraft hat er mich nicht, noch nicht.  Ich lasse mich im Bett zurücksinken. Meine Hände ruhen auf meinem Unterbauch. Es krampft und zieht. Nathan steht auf und läuft im Zimmer hin- und her. Immer wieder trifft mich sein Blick. Dann geht er zu einer Schublade etwas weiter hinten im Zimmer. Er scheint etwas zu suchen. Kurz darauf tritt er wieder zu mir. Er fixiert mich mit seinem Blick und nimmt das Handgelenk ohne Zugang in seine Hand. Ich bin angespannt gespannt, was er wohl jetzt macht? Er nimmt ein Lederband und wickelt es relativ straff um mein Handgelenk. Es fühlt sich fest- aber nicht eng an. Das Leder ist angenehm kühl auf meiner Haut. Währenddessen hält er so gut wie die ganze Zeit meinen Blick.  Was hat er nur vor? Er nimmt meinen Arm und positioniert ihn in einer für mich angenehmen Position. Die nächsten Sekunden lassen mich den Atem anhalten, in nur wenigen Augenblicken ist der Arm durch die Ledermanschette am Handgelenk am Bettgerüst fixiert. Ich schaue abwechselnd auf Nathan- und dann wieder auf meine Hand. Nathan zieht gerade den kleinen Schlüssel ab. Ich bin fassungslos. 

"Du lässt mir leider keine andere Wahl Sophie!" Er schaut mich mit einem Ausdruck in den Augen an, den ich nicht richtig deuten kann. Das hat er jetzt nicht wirklich gemacht? Ich ziehe etwas daran und merke, dass ich wirklich nun ans Bett gekettet bin. What the fuck! Ohne, dass ich es steuern kann, drängen sich mir andere Bilder auf. Ich, an allen 4 Extremitäten gefesselt auf genau diesem Bett. Nathan vor mir, in mir, zwischen mir. Ich wehrlos zappend. Oh Gott! Ich schließe die Augen und spüre die Hitze, die nun in meinem Unterleib herrscht. Immerhin vertreibt diese die lästigen Krämpfe. 

"Ich mache uns etwas zu essen. Außerdem müsste Leander demnächst kommen. Er bringt mir Buscopan I.v. Ich habe ihn vorher angerufen!" Nathans Blick ist nun kalt, eiskalt. Abwartend, auf meine Reaktion, schaut er mich an. 

"Aber, er sieht mich nicht so!" sage ich etwas panisch. Die angenehme Kühle der Ledermanschette ist mittlerweile auf Körpertemperatur gestiegen. Ich spüre sie kaum noch, wenn ich nicht versuchsweise daran ziehe. Nathan lehnt sich lässig gegen den Türrahmen, das Stethoskop ist um seinen Hals geschlungen. Schon klar, wer da am längeren Hebel sitzt. 

"Ach, du kannst ja die Bettdecke darüber machen!" Er hat den Nerv mich nun anzugrinsen.

Ich schließe die Augen vor Erschöpfung und dämmere tatsächlich kurz weg. Ich wache wieder auf, als Nathan erneut neben mich tritt. "Die viertel Stunde ist rum. Ich messe nochmal. Aber wenn mich nicht alles täuscht, sind deine Werte wieder im Normbereich!" Wieder spüre ich den Druck der Manschette. 

"Na wer sagt es denn!" sagt Nathan betont fröhlich. Er löst die Manschette wieder und legt sie auf den Nachttisch. Dann klingelt es an der Türe. "Das wird Leander sein!" Damit verlässt er den Raum, während ich bete, dass mein Bruder nur das Medikament abgibt und dann schnell wieder verschwindet. 

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt