Kapitel 67

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Aus Sophies Perspektive

Ich wache auf und fühle mich mies, einfach nur mies. Gott, so einen schlimmen Kater hatte ich schon ewig nicht mehr. Ich öffne die Augen, um sie gleich danach wieder zu schließen. Verdammte Scheiße tat das weh. 

"Na, geht's wieder?", fragt mich eine bekannte Stimme. Verdammt, was macht denn Leander hier? 

Ich grummle nur und drehe mich herum. Dabei spüre ich, dass etwas an meiner Hand befestigt ist. 

"Liegen bleiben, sonst reißt du den Zugang mit der Infusion noch raus!" donnert es sofort. "

"Dann mach den verdammten Rollladen zu..." knurre ich dagegen.Ich höre ihn genervt aufseufzen, bevor ich tatsächlich höre, wie der Rollladen nach unten gelassen wird. Erneut versuche ich vorsichtig die Augen zu öffnen. Ein mich vorwurfsvoll anschauender Leander sitzt auf einem Stuhl neben Nathans Bett. 

"Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht? Du bist doch keine 18 mehr!"

"Ich wusste ja nicht, dass es so viel war." Sage ich etwas kleinlaut. Zu mehr fühle ich mich gerade echt nicht in der Lage, obwohl ich Leander sonst nie, nie und nochmals nie nachgebe. Mit einem sehr irritierten Gesichtsausdruck schaut mich dieser nun an. 

"Na, dir scheint es ja richtig mies zu gehen!" Er tritt neben mich und stellt die Infusion höher. Ich spüre bereits einen Druck auf der Blase. 

 "Lass, ich muss aufs Klo!" 

"Gleich, wenn die Infusion durch ist!" 

"Hat Nathan die noch gelegt?" 

"Nein, er musste los. Ich habe ihm versprochen noch bei dir zu bleiben, bis du wieder halbwegs ansprechbar bist! Weißt du ich hatte nämlich gerade auch eine 24 Stunden Schicht..." Vorwurfsvoll schaut er mich an. "Meinen Feierabend hätte ich mir auch anders vorstellen können!" macht er weiter. Ich drehe mich zur Wand. Unter der Decke bin ich nackt. Hat Nathan mich ausgezogen? 

"Gut wie du siehst bin ich wieder soweit in dieser Welt. Du kannst also gehen!" sage ich mit gepresster Stimme. 

"Na ja, dass kann man so- oder so sehen. Also die Infusion ist durch." Ich spüre, wie er an meinem Arm herumfriemelt. Es zieht kurz, ich spüre Druck auf der Einstichstelle und wie er mir ein Pflaster aufklebt. Ich drehe mich zu ihm um. "So, dann gehen wir zwei mal zusammen ins Badezimmer!"

"Leander, weißt du ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann das alleine!", sage ich sarkastisch. 

"Man sieht ja, wie gut du auf dich aufpassen kannst..." antwortet er nicht weniger gehässig. " Was hast du denn alles getrunken?"

"Keine Ahnung, ist auch egal!" Vorsichtig setze ich mich auf. Die Decke habe ich im mich herum geschlungen. Mein Brüderchen muss mich nicht so sehen. 

"Langsam!"kommt gleich im Kommandoton. Ich verdrehe die Augen. 

"Kannst du dich bitte mal umdrehen?" 

"Warum? Damit du gleich am Boden mit einer Platzwunde liegst?", fragt er zynisch. 

"Ach komm, jetzt geht dein Kopfkino aber echt mit dir durch." Wütend schaue ich ihn an. Er tritt zu mir und umfasst fest mein Kinn. So sehr ich diesen Griff bei Nathan mag und auch genieße, umso mehr hasse ich es, wenn meine Brüder das tun. 

"Glaub mir, mein Kopfkino willst du nicht haben!" sagt er mit eiskalter Stimme. Nach einem Blickgefecht lässt er mein Kinn endlich los. Mein Magen fühlt sich immer noch ganz schön flau an. Das werde ich ihm aber bestimmt nicht auf die Nase binden. Ich angle mir Nathans Schlafshirt, dass glücklicherweise noch im Bett liegt und ziehe es mir, unter den wachsamen Augen von Leander über. Dann stehe ich langsam, gestützt von Leander, auf und lasse mich ins Bad begleiten. 

"Du schließt nicht ab, verstanden!" Leander schaut mir forsch ins Gesicht. 

"Ja,ja..." antworte ich lapidar und warte, bis Leander das Badezimmer verlassen hatte um danach natürlich gleich abzuschließen. Ich erleichtere mich und betrachte mich dann im Spiegel. Man sehe ich scheiße aus. Meine Haare hängen strähnig an meinem Gesicht herunter, das Make up ist völlig verrutscht und meine Gesichtsfarbe erinnert an irgendetwas zwischen erbsengrün und kalkweiß. Sehr sexy... Ich beschließe zu duschen, wenn das auch Leander bestimmt nicht gefällt. Egal. Ich werde das Wasser einfach nur lauwarm stellen, dann wird das schon gehen.

Das Wasser auf meiner Haut ist himmlisch und bringt langsam meine Lebensgeister zurück. Ich schließe die Augen und genieße das Wasser, sowie die Aromen meiner Duschlotion. Als ich die Augen wieder öffne, erschrecke ich. Leander sitzt im Badezimmer, bewaffnet mit einem Handtuch. Wie kam der denn hier herein. Vielsagend schaut er mich, mit einer Münze in der Hand, an. Ich kann nicht anders, als zu grinsen. Das erinnert mich an eine gewisse Situation mit Dani, als sie bei mir übernachtet hat und dann Leander genau den gleichen Trick angewandt hatte um sie im Badezimmer zu überraschen.  Sie fand das gar nicht witzig und siehst es Leander immer noch nach. Ich drücke meine Haare aus und trete schließlich, etwas komisch fühlt es sich schon an, nackt vor seinem Bruder zu stehen, schließlich hat er mich so auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich kuschle mich in das Handtuch.

"Danke! Ich mach mal Frühstück. Ruf bitte, wenn etwas ist!" 

"Mach ich!" Ich lächle ihm kurz zu, bevor ich mich daran mache, mein Gesicht wieder in einen Normalzustand zu bringen. 

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt