Aus Sophies Perspektive
Das Blut rauscht in meinen Ohren vor Wut und Erregung, als ich in einen Schokoriegel beiße. Das muss reichen. Den Zugang habe ich mir selbst schon wieder gezogen. Da brauchen sich die beiden Herren echt nichts darauf einbilden. Ich schaue auf die Uhr. Noch 10 Minuten bis Dienstschluss. Und dann? Meine Wohnung habe ich aufgegeben. Das war schön blöd. Nun habe ich zwei Möglichkeiten, entweder ich fahre zu meinen Eltern, oder eben doch in Nathans Wohnung und hoffe, dass wir uns wie zwei zivilisierte Menschen verhalten können. Grrrr. Ich würde den beiden echt am liebsten den Hals umdrehen.
Nachdem ich mich nach der Schicht umgezogen habe, sitze ich im Auto auf dem Weg nach Hause. Immerhin sind wir heute mit zwei Autos angefahren. So habe ich noch etwas Schonfrist. Als ich vor dem Haus stehe, klingelt mein Handy. Es ist Dani.
"Hi, na alles gepackt für morgen?" Dabei wird mir bewusst, dass ich ab morgen dann wohl wieder im gemeinsam Bett schlafen muss, da das Gästezimmer von Dani genutzt wird.
"Ja, hab ich. Du ich freue mich schon voll drauf. Aber du hörst dich komisch an. Alles okay?"
"Nein, nicht wirklich!" seufze ich leise. "Aber nicht so wichtig. Weißt du schon auf welchem Gleis du ankommst?"
"Ja, auf Gleis 3. Aber jetzt sag schon. Was ist los? Bist du schwanger?"
"Was? Nein. Bin ich nicht. Aber nicht schlecht vermutet. Nathan will mir unbedingt eine Spirale beziehungsweise die Kupferkette legen."
"Okay, aber dass ist doch gar keine so schlechte Idee. Keine Hormone und trotzdem relativ sicher verhütet."
"Doch, dass ist eine verdammt schlechte Idee!" Wieder steigt heiß die Wut in mir auf. Vor allem, als ich sehe, dass Nathan gerade auf dem Parkplatz hinter mir parkt. Ich strafe ihn mit Ignoranz.
"Warum? So schlimm ist das nicht. Ich habe die doch auch liegen!"
"Du hast auch nicht einen verdammt empfindlichen Muttermund und ein Narkosetrauma!" gebe ich zurück.
"Ach so. Will er dir die mit Dämmerschlaf legen?" fragt Dani.
"Ja, genau und dazu hat er sich auch noch mit einem Kollegen zusammengetan!" sage ich empört.
"Aber Sophie. Wahrscheinlich will er nur das Beste für dich!"
"Kann schon sein, aber ich weiß immer noch selbst am besten, was das Beste für mich ist." gebe ich entschlossen trotzig zurück. Ich höre Dani einige Momente leise am Telefon atmen.
"Ist Hypnose eine Option für dich?"
"Hypnose? Keine Ahnung!"
"Ich habe die Ausbildung doch gemacht. Ich könnte dich da in einen Zustand bringen, wo du keine Schmerzen empfindest."
"Ich weiß nicht..." sage ich zögernd.
"Lass es dir mal durch den Kopf gehen. Das wäre vielleicht eine Lösung. Der Anästhesist kann ja trotzdem dabei sein, falls es dir lieber ist."
"Auf den kann ich gerade getrost verzichten!" Ich höre Dani leise lachen.
"Alles klar. Du ich freue mich auf morgen!"
"Ich mich auch. Bis dann!" Ich bleibe noch einen Moment sitzen und lasse mir Danis Vorschlag durch den Kopf gehen. Hm, eine Option wäre es vielleicht schon. Ich nehme mir allerdings vor, Nathan noch nichts davon zu sagen und das erst nochmal ganz in Ruhe mit Dani zu besprechen. Ich steige aus dem Auto aus und gehe eher widerwillig nach oben. Ich bin ja gespannt, wie die beiden sich vertragen werden. Zwischen ihnen liegen ja schon Welten. Wir werden sehen.
Ich schließe die Türe auf, lege meine Tasche auf das Sideboard. Es riecht sonderbarerweise echt ganz schön gut. Ich wasche mir kurz die Hände und betrete dann das Esszimmer. Der Tisch ist gedeckt, Kerzen brennen und ein etwas hektischer Nathan rennt zwischen Küche und Esszimmer hin- und her. Na, dass soll wohl die Entschuldigung sein. Ob ich die so einfach annehme? Ist ja schon süß von ihm. Ich trete zu Nathan und schaue ihn an.
"Hast du gezaubert?"Ich lächle ihn an und lasse mich in den Arm nehmen. Ich spüre, wie einiges an Spannung von ihm abfällt. Entschuldigend schaut er mich an.
"Zum Kochen hat es nicht gereicht, aber Luigi hat alles fertig für uns vorbereitet. Ich muss es nur noch passend warm machen!" Schnell dreht er sich von mir weg und rührt etwas in einem Topf um, was verführerisch nach einer leckeren Tomatensuppe riecht. Ich setze mich ins Esszimmer und schaue ihm durch die große Durchreiche zu, wie er durch die Küche wirbelt. Daran könnte ich mich gewöhnen. Kurz darauf stellt er die Teller vor uns hin. Sogar garniert mit einem Basilikumblatt und einem Schuss Ricotta.
"Lass es dir schmecken!" Er lächelt mich an. Ich nehme den Löffel in die Hand und probiere.
"Das schmeckt prima!" Ich lächle zurück.
"Sophie, es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe. Wir finden eine Lösung. Bestimmt!"
"Angenommen!" Dass allerdings schon eine eventuelle Lösung bereit steht verschweige ich ihm noch. Ein bisschen Schmoren, tut seinem Ego auch nicht schlecht.
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Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies Geschichte
RomanceWird noch ausgefüllt :)