27. Kapitel

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Aus Daniels Perspektive

Ich bin sehr dankbar, dass meine Mutter uns diese gemeinsame Zeit gerade ermöglicht. Mir bedeutet es viel, Elena bei der Nachsorge begleiten zu können, zumal sie mir in letzter Zeit nicht wirklich gefällt. Obwohl Fynn eigentlich ganz ordentlich schläft und nur 1-2 Mal die Nacht wach wird, scheint Elena immer total erschöpft zu sein. Ich möchte deshalb sicher gehen, dass sie keinen gravierenden Eisenmangel hat. Schließlich hat sie bei der Geburt schon ordentlich Blut verloren. Auch unser Sexualleben ist seit der Geburt so ziemlich bei 0 angekommen. Wenn ich ehrlich bin, dann fehlt es mir schon ziemlich. Ich denke, dass da auch der kleine Dammriss und der hohe Scheidenriss, der von Nathan fachmännisch genäht wurde, dazu beitragen, dass sie Angst vor dem Sex hat. Mir ist klar, dass Nathan da kein Zaubermittel dagegen haben wird, aber zumindest abklären, ob bei ihr untenherum alles in Ordnung ist, ist mir schon wichtig. A propos Zaubermittel. Das Zäpfchen von Jan ist sicher verstaut in meiner Tasche. Ich bin gespannt, ob wir es brauchen werden, oder nicht. Sicher ist nur, wenn ich es ihr verabreiche, dass ich dann das Pizzaessen mit ihr vergessen kann. Dass würde sie mir definitiv übel nehmen. 

Wir steigen ins Auto. Ich halte, soweit möglich, während der Fahrt Elenas Hand, die eiskalt ist. 

"Hast du Angst, Kleine?" Ich schaue sie fragend an. 

"Hm. Angst nicht direkt. Aber überhaupt keine Lust!" starr schaut sie nach vorne. Ich schmunzele leicht, wegen ihrer trotzigen Art. 

"Hör zu.Ich habe von Jan, als ich bei ihm war, Zäpfchen auf Kräuterbasis bekommen, die sehr gut wirken. Ich will, dass du dir von mir eins verabreichen lässt. Dann ist die Untersuchung für dich einfacher durchzustehen!" falle ich mit der Türe ins Haus. 

"Zäpfchen? Vergiss es." wehrt Elena ab. 

"Wir werden sehen." bleibe ich vage. Auch Nathan ist ja mittlerweile von der Wirkung von Jans Spezialzäpfchen überzeugt.

Kurz darauf erreichen wir die Klinik. Ich halte, mehr aus Gewohnheit, als aus Absicht, auf dem Mitarbeiterparkplatz. Elenas Hand ist gefühlt nochmal kälter, als vorher, als wir aussteigen. Ich lege einen Arm um sie. Sie bleibt allerdings ziemlich starr und kuschelt sich nicht, wie gewohnt, an mich. Ich klingele an der Kreißsaalpforte. Eine mir vage bekannte Hebamme öffnet die Türe und begrüßt uns freundlich. 

"Ihr seid der Termin von Nathan, oder?" Sie lächelt uns zu.

"Ja genau!"

"Ihr habe Glück. Geht einfach direkt in die 1. Ich schicke Nathan dann zu euch." Zögernd betritt Elena den Raum, in dem auch Fynn auf die Welt gekommen ist. Wir setzen uns an den kleinen Tisch und warten auf Nathan. Ich schenke Elena solange ein Glas Wasser ein, damit sie nachher auch ohne Probleme eine Urinprobe abgeben kann. Ich sehe, dass ihre Hand etwas zittert. 

"Vor was hast du Angst Kleine? Ich bin doch da, um auf dich aufzupassen!" Elena schaut auf den Boden. Sanft hebe ich ihr Gesicht zu mir an und lächle ihr ermutigend zu. Da klopft es schon energisch an der Türe. Nathan betritt den Raum. 

"Hey ihr zwei. Schön euch zu sehen." Er begrüßt uns beide mit einer kurzen Umarmung. Dann setzt er sich uns gegenüber und wendet sich Elena zu. 

"Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?" Gleichzeitig wirft er mir einen fragenden Blick zu. Wir hatten vorher schon über die Zäpfchen gesprochen. Ich schüttle leicht den Kopf. 

"Müde, davon abgesehen ganz gut. Können wir die Nachsorge einfach schnell hinter uns bringen? Und wo ist eigentlich Sophie? Sie wollte doch auch dabei sein." Ich spüre, wie Elena sich anspannt. Beruhigend lege ich ihr einen Hand auf den Oberschenkel. 

"Sophie ist krankgeschrieben. Sie hat sich eine Gehirnerschütterung zugezogen und eine starke Prellung im Oberbauchbereich!" 

"Wie hat sie denn das geschafft?" erstaunt schaue ich Nathan an. 

"Ein werdender Vater ist durchgeknallt, Sophie hat sich zwischen ihn- und seiner Freundin aufgestellt!" 

"Das ist ja schrecklich!" Elena wird noch ein bisschen blasser. 

"Aber ihr geht es schon deutlich besser." sagt Nathan schnell. "Sie würde am liebsten gleich wieder beginnen zu arbeiten!" er grinst uns beide an. 

"Aber jetzt geht es ja um dich!" Nathan schaut Elena bedeutend an. "Hast du noch Schmerzen von dem DR1?"

"Nein, nicht wirklich!" 

"Stillen klappt?"

"Ja, dass ist kein Problem, zum Glück!" erwidert Elena. Ich merke, dass sie sich wieder etwas entspannt und lehne mich daher zurück. 

"Okay, dann schaue ich mir dich einfach mal an und dann sehen wir weiter! Möchtest du, dass Daniel bei der Untersuchung dabei ist?" Er schaut Elena an. Ich merke, dass sie unsicher ist. Gleichzeitig möchte ich aber sie während der Untersuchung unterstützen und fände es ziemlich blöd, wenn ich herausgeschickt werden würde. 

"Wir können Daniel auch nachher zum Nachgespräch wieder hinzuholen, wenn du möchtest." Nathan scheint Elenas Unsicherheit auch zu spüren. Allerdings wäre es mir wesentlich lieber gewesen, wenn er dafür plädiert hätte, dass ich im Raum bleibe.

Nun ruhen 2 Augenpaare auf Elena, der dass sichtlich unangenehm ist und dementsprechend auf dem Stuhl hin- und herrutscht. 

***Was denkst ihr? Darf Daniel bleiben?***

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt