18. Kapitel

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Aus Nathans Perspektive

Ich beschließe Sophie nach ihrer Ansage nun erstmal etwas schmoren zu lassen. Für ihren Genesungsprozess ist das ohnehin besser! Böse Mädchen kommen überall hin.. tz. Was für ein Spruch. Gut, meiner war nun auch nicht unbedingt besser. Ich lächle hinüber zu Sophie, als wir aus der Tiefgarage herausgefahren sind. Ihr Kopf ist am Fenster angelehnt, die Augen schon fast geschlossen. Ich lege die paar Minuten zu unserer Wohnung schweigend zurück. Sophie gibt nur regelmäßige Atemgeräusche von sich. Bald sind wir angekommen. Ich stelle das Auto ab, löse meinen und Sophies Sicherheitsgurt, dann drehe ich sie vorsichtig aus ihrem Sitz zu mir und nehme sie in meine Arme. Sie seufzt kurz auf, kuschelt sich dann allerdings fest an mich heran. Ich muss lächeln. Manchmal ist sie schon auch ziemlich kindlich. Ich bin wieder mal froh um den Aufzug, so sind wir bald oben angekommen. Kurz darauf kann ich sie schon etwas schwerer atmend auf dem Bett absetzen. Ich lege sie auf die Seite, sie schnarcht leise auf. Ich grinse und ziehe ihr die Schuhe aus. Das gleiche mache ich mit meinen Schuhen, bevor ich mich neben sie lege und sie fest in meine Arme nehme nachdem ich uns beide zugedeckt habe. Die letzten Tage habe ich sie neben mir im Bett schon ziemlich vermisst. Umso schöner ist es mein Mädchen wieder bei mir zu haben. 

Einige Stunden später wache ich auf und taste neben mich. Sophie ist nicht da. Schnell springe ich auf und schaue mich hektisch um. Unterschiedliche Szenarien spielen sich in Sekundenschnelle in meinem Kopf ab. Sophie in der Küche liegend, Sophie ertrunken in der Badewanne. Ich schüttle den Kopf über mich selbst und betrete dann das Bad, wo Sophie gerade unter der Dusche steht. Sie lächelt mich an. Ich betrachte sie einen Moment und halte ihr dann ein großes Handtuch hin, in dass ich sie kurz darauf einkuschle. Sie schwankt leicht dabei. Scheinbar ist ihr Kreislauf noch nicht so stabil wie sie vorgibt.

"Wieder ab ins Bett mit dir. Du weißt, was Magnus gesagt hat!" Ich schaue Sophie fest an, begleite sie wieder ins Schlafzimmer und sorge dafür, dass sie im Bett liegt. 

"Ach komm. Mir geht es schon deutlich besser. Du kannst morgen auch ruhig wieder arbeiten gehen. Ich komme hier schon alleine klar!" stellt Sophie selbstbewusst fest. Sie angelt sich die Wasserflasche vom Nachttisch und nimmt einen kräftigen Schluck. Sie ist nach wie vor im Handtuch eingekuschelt. Ich ziehe bei ihrem Kommentar nur die Augenbrauen hoch und entferne mit einer schnellen Bewegung ihr Handtuch. Sofort ist auf ihrem Gesicht die selbstbewusste Attitüde verschwunden. 

"Ja? Ist das so?" Sophie versucht sich mit den Zehen die Decke zu angeln, die ich jedoch nun auch entferne. Sophie liegt nun entblößt, ohne die Möglichkeit sich zu bedecken, vor mir. Ich stehe neben ihr und habe die Arme verschränkt. Mein Blick ruht auf ihr. So verbleibe ich für ein paar quälende Sekunden, bis sie beginnt sich unter meinem Blick zu winden. Daraufhin setze ich mich neben sie und reibe kurz meine Hände aneinander.Dann beginne ich sie an den Rändern ihres Hämatoms leicht aufzulegen. Ich sehe, wie Sophie sofort beginnt das Gesicht zu verziehen und meinen Berührungen auszuweichen. 

"Liegen bleiben!" herrsche ich sie an. Ohne viel Druck lasse ich meine Finger über das Hämatom wandern. Ich will ihr schließlich nicht absichtlich wehtun, sondern ihr nur aufzeigen, dass sie sich gerade überschätzt und ihr so einen kleinen Denkzettel verpassen. Sophie denkt allerdings gar nicht daran liegen zu bleiben, sondern windet sich mit einer schnellen Bewegung aus meinem Griff und kommt in eine sitzende Position. Dabei keucht sie vor Schmerzen auf. Gleichzeitig kommt sie ins Schwanken. Ihre Hände wandern zu ihrem Kopf. Na das lief doch jetzt genau nach Plan. Sanft nehme ich sie an den Schultern und bringe sie wieder in eine liegende Position zurück. Die Decke lege ich dabei über ihren nach wie vor nackten Körper. Sophie weicht meinem Blick aus, dies lasse ich allerdings nicht gelten. "Schau mich an Sophie!" Ich sehe, wie sie mit sich kämpft und hoffe, dass sie sich dazu entscheidet sich mir zu untergeben. Endlich, nach einer etwas angespannten Pause hebt sie ihren Blick an. Allerdings ist in diesen Augen keine Untergebenheit zu sehen, sondern Wut. Blinde Wut, wahrscheinlich auf die Gesamtsituation gemünzt. Ach Mädchen. Ich lächle ihr zu. Sie kann ja eigentlich wirklich nichts für die Situation. Ich streiche ihr sanft übers Gesicht und küsse ihre Wuttränen zur Seite.

"Ich würde sagen, dass ich in den medizinischen Belangen die nächsten Tagen das Sagen habe!" stelle ich fest. Sophie schaut mir in die Augen. Ich kann erkennen, wie sehr es sie in ihrem Stolz trifft, sich gerade nicht wehren zu können. Tja Süße, da musst du durch! "Wir wollen doch beide nicht, dass Leander einen Grund hat hier in der Wohnung aufzukreuzen, oder?" eine leichte, bewusst gesetzte Drohung liegt in der Luft. Erneut sehe ich, wie Sophie mit sich ringt. Ich lächle ihr nochmal zu, bevor ich aus dem Zimmer gehe um das Frühstück vorzubereiten.

Teil 4 Herzergreifend - Nathans und Sophies GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt