,,Schreib doch einfach , hi' .", schlug Pauli vor. Laura hatte auch keine Idee, wie man einen neuen, aber noch nicht Bruder anschreibt. Wir schätzten er war etwa 15. Kopfnotiz: Ich werde heute abend meine Mam fragen. Ich wünschte mir zwar einen älteren Bruder, aber der sieht schonmal gut aus und ist wahrscheinlich auch nur ein Jahr jünger. Ist also nicht allzu schlimm.
Ich habe ihnen nur den Teil mit dem Bruder und Mam's neuen Freund erzählt und sie waren schon schockiert. Was wohl passieren wird, wenn sie erfahren, dass ich vielleicht nach Amerika gehe? Oh man. Aber da muss ich durch! Oder, wenn ich ihnen sage, dass nur meine Mam dorthin gehen will und ich einfach bei meinem Vater wohne? Das könnte funktionieren... Ich bleib' einfach hier!
,,Ähm, Jo? Wo willst du denn hingehen?" Ich schaute mich um und bemerkte, dass ich auf dem Pausenhof stand. Neben meinen zwei besten Freundinnen. Aber wo sollte ich bitte hingehen? Ich stand doch und lief nicht. Ach so, wir sind ja auf dem Schulgelände: ,,Ich glaube, ich habe jetzt Englisch..." - ,,Und da willst du nicht hin?", fragte Pauli. Ich mochte Englisch nicht so wirklich. Zumindest die Lehrerin. Ich liebte die englische Sprache. Und stand nur auf einer Zwei! Das hörte sich jetzt vielleicht etwas eingebildet ein, aber ich bin ein paar Jahre lang englisch aufgewachsen. Deutsch ist eigentlich meine Zweitsprache. In den ganzen letzten Jahren hatte ich immer eine Eins. Aber diese Lehrerin mag ich nicht. Und sie mich auch nicht. Sie hieß Frau Klotz. Das sagte ja schon alles. Zum Beispiel, dass ich sie Kotz nannte...
,,Jo?", jemand fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht. ,,Ja? Was gibt's?" - ,,Frag lieber, was es nicht gibt. Und das wäre eine Antwort von dir." - ,,Was wäre denn die Frage?" - ,,Die Frage war, ob du heute schwänzt!" Ich? Schwänzen? Und dann noch den Englischunterricht? Nein, auf keinen Fall! ,,Es hörte sich halt so an.", sagte Pauli. ,,Und wo gehst du dann nich...", wollte Laura fragen, aber sie wurde von der Schulglocke unterbrochen, die direkt über uns hing.
Nach einer Doppelstunde Englisch mit Pauli (Laura ging in unsere Parallelklasse), in der sie mich die ganze Zeit über komisch anschaute, hatten wir Geschichte. Mein Lichtpunkt nach zwei Stunden Horror! Herr Wehr war ziemlich witzig, obwohl er gerne Strafarbeiten verteilte. Aber selbst die waren lustig, wenn man sie nicht selber bekam. Es lautete immer Eine Seite, warum ... Hört sich vielleicht nicht spektakulär an, aber das Thema war immer zum Todlachen. Zumindest fast immer.
,,Heute wurden nur drei verteilt.", berichtete Pauli Laura. ,,Einmal, warum man sich noch nicht bei der Basketball-Weltmeisterschaft beworben hat" (Die gab es, da jemand einen Stift fallen gelassen hat und dieser den Vordermann am Hinterkopf getroffen hat, weil er sich gebückt hat.) ,,Dann, warum wir im Unterricht und nicht bei der Basketball-Weltmeisterschaft sind" (Die war für den Sitznachbar des ,,Werfers", er simulierte einen Zuschauer bei der WM.) ,,Und die letzte, warum Lehrer immer Recht haben." (Das könnt ihr euch sicherlich denken: jemand hat Herrn Wehr widersprochen.) ,,Sonst ist nichts passiert?", fragte Laura schon fast traurig. ,,Nein, nichts was du nicht mitbekommen hast.", antwortete ich. Damit meinte ich, dass einige aus ihrer Klasse gegen unsere Wand schlagen, da die Klassenräume direkt nebeneinander sind. Ihre Lehrerin war nicht unbedingt durchsetzungsfähig, also unternahm sie auch schon gar nichts mehr. Manchmal flogen dort auch ein paar Stühle, was in keinster Weise gegen die Schulordnung verstößen würde, weil es schlichtweg nicht erwähnt wurde. Naja, ich glaube, niemand käme auf die Idee, dass so etwas im Unterricht passieren würde.
Unser Lehrer hingehen schlug meistens zurück. Einmal wackelte bei einem Angriff die Tafel, auf der Herr Wehr mit seiner riesigen Schrift schrieb. Also ging er ins Nebenzimmer und verteilte Strafarbeiten. In einem sehr lauten Tonfall, sodass unser Rektor ein Stockwerk weiter oben jedes Wort verstand und auch hinzukam. Er verteilte zwar auch noch Sozialstunden, aber an der momentanen Kriegslage, wie Herr Wehr es nannte, änderte sich nichts. Als er aus dem Kriegsgebiet zurückkam, berichtete er von der Front, dass nichts weiter passiert seie, als dass ein paar Tische an der Wand gelehnt waren. Es gab keine Kriegsverletzten und nur einen Kriegstoden. Das war die Lehrerin, die sich gerade mit dem Schulleiter unterhielt. Spätestens jetzt müsste jeder verstehen, dass er, Herr Wehr mein Lieblingslehrer war.

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Dream About A Bad Boy
Teen Fiction,,Tja. Ich kann dich halt dauernd auf's Neue überraschen." Ich erinnerte mich an den Tag in der Turnhalle, an dem meine Abschiedsfeier stattfinden sollte. Als er jemanden erschossen hat. Als ich zusammengebrochen war. An den Tag, an dem ich nach ein...