Kapitel 2

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Ich stand auf und lief die Treppe hinunter in die Küche. Es roch mal wieder sehr gut. Wie immer, wenn meine Mam kochte und das war nicht sehr oft, weil sie in Berlin arbeitete. Und auch meistens dort für eine Woche blieb. Sonst kochte Christina unsere Haushälterin, die alle nur Tina nannten. Sie konnte auch gut kochen, aber das Essen von Mama ist einfach das beste. Ich lief auf sie zu und umarmte sie ganz fest.

,,Hallo meine Große!" - ,,Hallo Mama. Ich habe dich vermisst!", antwortete ich und ließ sie wieder los. ,,Ich dich doch auch. Setz' dich doch schon mal." Das machte ich auch.

Es gab Lasagne. Mein Lieblingsgericht! Inzwischen war auch mein kleiner Bruder Jonas da.

,, Jojo? Jonas?" Ich rollte kurz die Augen. ,,Wir treffen uns morgen Abend mit eurem Vater. Wir gehen in das Restaurant zwei Straßen weiter." Unsere Eltern gehen zusammen (mit ihren Kindern) essen?! Sie haben sich vor etwa einem Jahr scheiden lassen, seitdem redeten sie nicht mehr miteinander. Wir wohnten bei unserer Mutter.

Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer, zog mir einen schwarzen, trägerlosen Bikini an und nahm mir noch schnell ein Buch und mein Handy mit. Als ich an der Küche vorbeikam rief ich: ,,Mam, ich bin draußen." - ,,Ok, aber bleib nicht zu lange in der Sonne." Es hatte fast 30° im Schatten. Also ging ich zu meinem Lieblingsplatz, meiner Hängematte! Sie hing zwischen zwei alten, kleinen Bäumen im Schatten. Ein paar Meter weiter floss ein kleiner Bach. Dort war es wunderschön.

Ich legte mich in die Hängematte, machte Musik an und döste etwas vor mich hin. Etwas später war ich vermutlich eingeschlafen.

Etwas Kaltes traf mein Gesicht und ich schrie laut auf. Ich war nass. Hinter mir hörte ich ein unterdrücktes Kichern. Ich drehte mich um und sah die breit grinsenden Gesichter meiner zwei besten Freundinnen. Laura und Pauli. Laura war etwa so groß wie ich, hatte braune, gelockte Haare und braune Augen mit einem ganz leichten oliven Stich. Pauli, eigentlich Pauline war etwas kleiner als wir, hatte blonde, glatte Haare und ebenfalls braune Augen mit einem leichten Olivton. Das war etwas, worum ich die zwei echt beneidete. Ich hatte grüne Augen, die manchal etwas grau schienen oder bläulich. Vielleicht lag das aber auch nur am Licht.

Etwas später waren wir drei auf dem Weg zum nahegelegenen Baggersee. Wir hörten schon von Weitem Rufe. Also herrschte mal wieder Hochbetrieb. Pauli stöhnte kurz auf. Sie hasste es, wenn zu viel los war, da man nie wirklich Ruhe hatte oder sich entspannen konnte. Laura dagegen machte das nichts aus, eher im Gegenteil. Sie flirtete für ihr Leben gern mit fremden Jungs, nur um sie dann wieder abblitzen zu lassen. Das konnte Pauli nicht verstehen, da sie seit über einem Jahr einen festen Freund hatte. Diesen sah sie zwar nicht oft, freute sich aber um so mehr, wenn sie ihn mal traf.

,,Wer zuerst am Wasser ist!", schrie Laura. Wir waren inzwischen auf der großen Wiese neben dem Strand. Ich lies sofort meine Tasche fallen und rannte los. Laura war logischerweise ein paar Meter vor mir. Sie hatte sich ja schon darauf eingestellt, los zurennen. Pauli war knapp hinter mir. Ich rannte so schnell ich konnte und hatte Laura schon fast eingeholt. Doch sie war trotzdem schneller als ich im Wasser. Dann folgte eine große Wasserschlacht, in die ein paar unschuldige Jungs mit hineingezogen wurden. Nach etwa einer halben Stunde schlichen wir uns weg. Einige merkten es und verzogen sich auch, trotzdem blieben etwa zehn Jungs dort und planschten weiter.

Gut gelaunt kamen wir wieder auf der großen Wiese an und suchten unsere Taschen. Wir breiteten unsere Badetücher im Schatten eines kleines Baumes aus und lagen uns hin. Da uns langweilig war, schauten wir den Jungs beim Wakeboarden zu und beurteilten sie. Die meisten von ihnen hatten den Dreh echt raus.

,,Jo, dein Handy klingelt.", riss mich jemand aus meinen Gedanken. Es war Pauli. Wer wagte es, mich jetzte anzurufen?! Ich fischte mein Handy aus der hintersten Ecke der Badetasche heraus und nahm ab.

,,Laura? Pauli? Ich muss jetzt los. Ich muss Babysitter spielen, das habe ich total vergessen." Tina hatte heute frei. Sie war auf Geburtstag ihrer Schwester. Ich erzählte ihnen noch schnell von dem Treffen meiner Eltern morgen und wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Shoppen. Für so einen Anlass muss man schließlich ein passendes Kleid haben. Dann rannte ich schnell nach Hause.

Am nächsten Tag

,,Hi Mam, bin wieder da." - ,,Hast du was Schönes gefunden?" Ich hatte mehrere Tüten. Insgesamt hatte ich zwei T-Shirts, eine Hotpant und fünf Sommerkleider: ein dunkelblaues Freizeitkleid in Wickeloptik und mit dünnen Gürtel mit Schleife, dann noch ein Jerseykleid mit Tüll in weiß, schwarz und weiß, rose. Ich habe es einfach nicht über mein Herz gebracht, eines von den süßen, hilfs- und schutzlosen Kleidern zurückzulassen, deshalb habe ich es jetzt in zwei Farben. Und dann hab ich noch ein Crinkle-Chiffon-Kleid in schwarz und marine, auch bei ihnen konnte ich mich einfach nicht entscheiden.

Meine Mam war vollauf begeistert mit meiner Kleiderauswahl. Das war sie eigentlich immer...

,,Habt ihr nur Klamotten gekauft?" Nur ist gut, denn wir haben mehr als genügend Geld ausgegeben.

,,Ja, die Zeit war zu knapp. Wir wollen nächste Woche noch nach passenden Accessoires schauen. Aber das Kleid kann ich heute ja trotzdem anziehen. Ich habe niedliche Ballerinas dazu." Ich entschied mich für das Crinkle-Chiffon-Kleid in marine. Ich duschte schnell, lockte meine Haare leicht und schminkte mich dezent. Nun konnten wir endlich los. Ich fragte mich, was meine Eltern Großes zu verkünden haben, damit sie sich sogar zusammen in der Öffentlichkeit zeigten...

Dream About A Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt