*28* / love

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Während die Ärzte und Tolga die Notaufnahme betreten bleibt Roberto draußen bei mir und leistet mir Beistand. Gut, dass ich jetzt eh erstmal 5 Tage frei habe bevor ich 2 Tage 12 Stunden Schichten fahren darf. Laut aktuellem Stand fühle ich mich nicht krank. Emotional nur etwas überfordert auf viel zu viel Koffein und viel zu wenig Schlaf. Ich freue mich einfach gleich auf das Frühstück und danach auf mein Bett. Werde dort heute auch nicht mehr rauskommen. Nichtmal wenn es brennen sollte, was es aber hoffentlich nicht tun wird. Eigentlich wollten wir heute den Baum aufstellen und schmücken. Also wird das Schlafen gehen wohl vorerst doch nichts. Vielleicht auch besser da ich dann nicht träumen kann.
Als mein Magen sich beruhigt hat richte ich mich wieder auf und bekomme eine Flasche Wasser von einer Krankenpflegerin gereicht. <Danke.> meine ich und grinse schwach. Dann drehe ich den Deckel ab und trinke das angenehm kühle Wasser nachdem ich meinen Mund ausgespült habe. Es wird von meinem Körper akzeptiert und ich seufze. So habe ich mir den Dienst ja nicht vorgestellt. Immerhin ist danach Feierabend. Außer die Leitstelle hasst uns heute doch noch. Aber theoretisch haben wir noch genug RTW auf der Wache die gerne fahren würden. Naja oder halt nicht aber sie sind alle ausgeschlafen und frisch. <Gehts dir jetzt besser Emilia?> fragt Roberto zögerlich und sieht mich immernoch halb besorgt an. <Ja denke schon.> antworte ich ihm und wir gehen zurück zum RTW um mit dem Aufräumen anzufangen. Ich bleibe bei meiner Theorie, dass Normalität das Beste ist
Manuel kommt mit der Trage grade wieder durch die Tür als ich in den RTW kletter. <Alex braucht noch 5 Minuten.> ruft er uns zu und ich fange an die leeren Packungen aufzusammeln. <Gehts dir gut Emilia?> fragt auch Manu jetzt und ich drehe mich um damit ich mich mit dem Po an die Schränke lehnen kann. <Ja.. Wenn ihr ständig fragt wird es nicht besser.> antworte ich leicht patzig und reibe mir über die pochende Stelle an der Stirn. Könnte auch ne beginnende Migräne sein. Das würde die Übelkeit und emotionale Achterbahn erklären. Aber das werden wir frühestens in 3-4 Stunden sehen. Bis dahin bin ich dann hoffentlich wirklich daheim.
Zerknirscht fängt er an die Liege zu wischen während ich mit dem Innenraum anfange. Ich muss mich dringend beruhigen und runterkommen. Geht ja gar nicht meine Laune. Wenn ich gleich beim gemeinsamen Frühstück weiter zu rummotze wird das kein gutes Ende nehmen. Im schlimmsten Fall werde ich mich sogar noch mit meiner Familie streiten und das wäre das Schlimmste was passieren könnte. Es ist eh schon ein komisches Weihnachsfest. Das zweite Fest ohne Jonas aber noch mysteriöser als das Erste.
<Manuel? Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anmeckern. Du meintest es schließlich nicht böse... Wenn ich fertig ausgebildete Kollegen anmotze ist das was Anderes aber nicht Kollegen die noch lernen.> meine ich dann und er sieht von der Trage hoch. Dann grinst er und hält mir die Hand für ein High five hin. Ich klatsche lachend ein und verlasse dann den fertig gewischten Patientenraum.
Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Wache und ausgeloggt. Wir fahren heute keinen Einsatz mehr. Ich bin grade alleine in der Raucherecke und zünde mir eine meiner Notfallzigaretten an die wir wohl noch im Auto hatten. Wenn meine Familie das hier schon wieder wüsste. Gäbe garantiert die nächste Tragödie. Obwohl mir bewusst ist, dass man die Raucherecke vom Aufenthaltsraum aus sehen kann. Aber no risk no fun oder so.
Ich ziehe grade zum zweiten Mal dran nachdem ich ne ganze Zeit einfach so hier gesessen und Nachrichten gelesen habe als Flo und Alex dazu kommen. <Hey.> flüstert mein Mann und setzt sich neben mich. Alex setzt sich gegenüber auf die Bank und stützt seine Ellbogen auf die Knie. Jetzt wird es unschön. <Unser Sohn ist grade bei deinem Vater und wird von unseren Kollegen bestens bespaßt.. Bekomme ich auch Eine ab?> fragt er und ich schaue verwirrt rüber. <Es ist okey, dass du grade rauchst. Ich habe die Zigaretten sogar gekauft und ins Auto gelegt.. Baby ich sehe seit Tagen wie viel Stress du dir wegen dem kommenden Weihnachtsfest machst. Genauso sehe ich aber auch, dass du immer weniger schläfst und dein Koffeinkonsum dafür proportional ansteigt. Ich würde dir gerne helfen doch ich weiss nicht wie. Vorletzte Nacht als du bis tief in die Nacht an den Geschenken gearbeitet hast nachdem du dich aus dem Schlafzimmer geschlichen hast bin ich einmal wach geworden und habe dich beobachtet.. Ja ich habe auch deinen kleinen emotionalen Ausbruch gesehen den du beim Einpacken der Leinwand hattest. Du hast wie so oft still geweint und wäre ich nicht zufällig wach gewesen hätte ich es vermutlich wieder einmal nicht bemerkt. Und trotzdem machst du immer weiter. Wischt die Tränen weg und stehst einfach wieder auf. Ich bewundere dich so sehr dafür. Aber genauso verstehe ich, dass dein Körper jetzt streikt. Babe ich liebe dich immernoch wie am ersten Tag und mache mir einfach Sorgen um die Liebe meines Lebens. Zu oft habe ich dich schon fast verloren. Ich brauche dich noch lange. Levin braucht dich auch noch. Wir alle brauchen dich.. Wenn du alles handwerkliche wie Geschenke fertig machen, backen oder kochen alleine machen möchtest okey aber lass uns dir emotional bitte helfen.> bittet er und ich habe selber mal wieder Tränen in den Augen. <Ich will nicht mehr schlafen weil ich so oft von Jonas, Tom und Sina träume. Diese Erinnerungen tun einfach weh. Ich weiss nicht mehr was ich tun soll. Es holt mich immer wieder ein und das mehr als je zuvor. Ich will nicht wieder zurück in psychologische Behandlung. Aber ich kann es auch nicht ohne. Wieso kann ich nicht einfach einen normalen Kopf haben? Ich habe einfach die Sorge, dass ich ein Berufsverbot bekomme wenn ich damit rausrücke. Ich möchte nicht schon wieder von jedem mitleidig angesehen oder sonst was werden. Das halte ich nicht schon wieder aus> erkläre ich und meine Tränen fangen an mir über mein Gesicht zu laufen.
Flo schaut mich erschrocken an und Alex ändert seine Position. Jetzt ist es raus. Doch anstatt mir eine Predigt zu halten werde ich einfach nur in den Arm genommen. Ja ich weiss, dass ich wieder mal viel eher hätte reden sollen doch im Endeffekt siegt immer die Angst. <Es ist okey Em... Wir wünschten uns halt nur, dass du mit uns reden würdest. Wir finden es eh immer raus und meist dann wenn es fast zu spät ist. Weder Flo, noch deine Eltern, noch wir wollen dir was Böses. Du bist mit Eine unserer Besten hier und jede Schicht mit dir ist einzigartig.> kommentiert Alex und ich sehe zu ihm. Er grinst mich schief an und ich schniefe erneut. Eigentlich habe ich doch alles was ich brauche...

Habe gestern vorgeschrieben und so noch ein Kapitel für heute. vllt auch noch eins für morgen. kommt ganz auf den Tag drauf an.

Ex hoc momento pendet aeternitas - Amor tollit timoremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt