*56* / good morning

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Der nächste Morgen startet deutlich entspannter als der Letzte denn ich bin mal vor den beiden Kerlen wach. Leise strampel ich die Decke von meinem Körper und krabbel aus dem Bett. Levin hat die Nacht zwischen uns geschlafen und kuschelt grade mit meinem Nackenkissen. Verliebt schaue ich ihn kurz an und beobachte ihn einen Moment lang bevor ich ins Badezimmer husche. Erstmal duschen gehen bevor es gleich hoffentlich an Land geht. Naja gut wenn ich das Okey vom Schiffsarzt bekomme und Flo es mitmacht. Würde aber auch prophylaktisch die Kompressionstrümpfe anziehen und wenn nötig 2 Liter Wasser zu mir nehmen. Zudem muss ich gleich nochmal mit meinen Eltern telefonieren und beide beruhigen bevor sie vor Sorge krank werden. Könnte besonders bei Mama schnell passieren.
Ich hole mir frische Wäsche und den roten Jumpsuit von Mimi welcher mega Schwangerschafts kompatibel ist aus dem Schrank und begebe mich dann ins Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche wickle ich mich in das große Handtuch und meine Haare in ein Kleineres. Dann greife ich nach meiner Zahnbürste, drücke Zahnpasta drauf und fange an mir die Zähne zu putzen während ich die Nachrichten lese. Der Kölner Stadtanzeiger hat einen Bericht über den Unfall auf dem Feuerwehr Gelände veröffentlicht und ich lese ihn mir interessiert durch. Anscheinend hatte einer der KTW Fahrer einen Krampfanfall und verlor so die Kontrolle über das Fahrzeug welches den Unfall verursachte. Muss dringend mehr von Alex darüber rausfinden. Wie kann er mir so eine wichtige Information verschweigen? Der bekommt heute Abend was zu hören.
Mit fertig geputzten Zähnen ziehe ich mich an und löse dann das Handtuch in meinen Haaren. Ich schüttel sie einmal aus und fahre mir schon einmal mit den Händen durch um die ersten Knoten zu lösen. Doch bevor ich sie gleich kämmen werde gehe ich erstmal Levin und Florian wecken. Die Herren der Schöpfung brauchen auch schonmal ein bisschen länger um wach zu werden besonders wenn sie geweckt werden. Flo kann sich und unseren Sohn dann gleich in Ruhe fertig machen während ich runter ins Hospital gehen werde um mir dann hoffentlich meine Erlaubnis zum Landgang abzuholen. <Guten Morgen meine Schlafmützen! Raus aus den Federn.> meine ich sanft und kitzel Levin damit er wach wird. So bekommt er eigentlich nie schlechte Laune. Mein Bruder hat ihn mal mitten aus dem Schlaf gerissen und das war definitiv nicht mein Lienlingstag. <Guten Morgen mein Schatz!> antwortet Flo gähnend und ich krabbel doch nochmal ins Bett. Das aber auch nur um mit meinem Mann zu kuscheln während ich ihm meinen Plan für die nächste halbe Stunde bis Stunde schildere.
<So jetzt zieh schon ab, damit wir pünktlich an Land können!> meint Flo irgendwann und drückt noch einen Kuss auf meine Babykugel. Die werde ich garantiert nicht vermissen denn allein anziehen ist damit mega umständlich. Levin tut es Flo nach und bekommt dann von mir ein Küsschen auf die Stirn gedrückt. Dann krabbel ich aus dem Bett, ziehe Schuhe an und schnappe mir meine Zimmerkarte. Der Weg bis zum Bordhospital ist nicht schwer und ich werde es vermutlich finden ohne mich zu verlaufen. Im Kopf singend verlasse ich unser Zimmer und laufe gefühlt einmal quer über das Deck bis zum letzten Aufzug. Werde es schon überstehen. 9 Etagen runter sind mir dann grade doch zu viel.
Unten angekommen finde ich es sogar recht schnell und melde mich an. Ich wurde sogar schon erwartet und darf direkt zur Untersuchungsliege. Leicht gelangweilt setze ich mich drauf und lasse die Beine baumeln. Doch ein bisschen interessiert schaue ich mich im Raum um und dann fällt mir das mega Bild an der Wand auf. Es ist eine wunderschöne Aufnahme des Schiffes in einem Hafen bei Abenddämmerung. Ob das auffällt, wenn ich das Bild einfach mitnehme und von Board schmuggel. Ich denke ja.
Der Arzt kommt dazu und fragt <Wie geht es Ihnen Frau Wehr?> <Ganz gut soweit danke. Habe gestern viel geschlafen und mindestens genauso viel Wasser getrunken.> antworte ich ihm und lächel. Ja es geht mir deutlich besser. Auch der kleine Cut an der Stirn sieht gar nicht so schlimm aus. <Sehr schön. Gut wir überprüfen dann nochmal die Vitalwerte und sehen dann weiter.> meint er noch und legt dann die Blutdruckmanschette um den Arm. Danach kommt noch der Pulsoximeter an den Finger und ich lehne mich entspannt an die Wand hinter mir um ein bisschen mehr zu chillen. Das kann jetzt mindestens 5 - 10 Minuten dauern. Baby Wehr 2.0 hat grade Frühsport und ich lege sanft meine Hände auf den Bauch. Manchmal beruhigt es sie, manchmal tritt oder boxt sie gegen meine Hand. Unangenehm aber doch cute.
20 Minuten später darf ich mit meiner Erlaubnis zum Landgang wieder hoch und tanze fast schon über den Flur. Überglücklich nehme ich den Aufzug nach oben und begebe mich zu unserem Zimmer. Flo und Levin putzen grade Zähne und mein Mann streckt neugierig seinen Kopf durch die Badezimmertür als ich die Eingangstür hinter mir schließe. <Wir besichtigen Cadiz. Sevilla wird mir die Fahrt zu lange.. Sorry Babe... Sevilla machen wir irgendwann wenn die Kiddos größer sind mit dem Flugzeug oder so.> meine ich dann und strahle über das ganze Gesicht. <Jetzt muss ich aber erstmal mit meinen Eltern telefonieren und sie beruhigen.> füge ich dem hinzu und gehe mit meinem Handy auf den Balkon.

Leider nur ein kurzes Kapitel da mehr einfach nicht geht. Wollte eigentlich am Wochenende weiter schreiben aber entweder war ich unterwegs bei meiner Schwester und den Wuffis oder mit meinen Gedanken woanders. Hatte am Donnerstag eine komische Situation in der Praxis, Alpträume am Wochenende und die Realität dieser Träume dann am Montag. Irgendwelche Spacken sind in vermutlich am Wochenende die Praxis wo ich arbeite eingebrochen und wir alle sind not amused. Ich schiebe momentan abends mega Paranoia denn man hat mir eine safety zone genommen. Vielleicht schwer zu verstehen da es ja eigentlich "nur" mein Arbeitsplatz ist. Bin aber schon lange dieser Praxis verbunden und mir selber schon viel dort aufgebaut. Da ich eh schon viele Ängste habe ist das ein guter Nährboden für weitere. Damit habe ich keinen Platz mehr in meinem Alltag den ich nicht mit Angst verbinde. Ein herzliches f**k you dafür an den Spacko. Es wird besser werden da bin ich mir sicher aber die Angst wird erstmal bleiben
Heute musste ich dann zur Polizei was wieder eine Qual war. Der Typ war zwar mega lieb, hat es auch bemerkt und mich immer abgelenkt wenn es schlimmer wurde aber lustig fand ich es noch weniger als gar nicht. hoffentlich haben die genug Aussage von mir und ich kann langsam damit abschließen. Demnächst wenn ich morgens schon Impulse habe lege ich mich einfach wieder hin. Die Tage zeigten dieses Jahr nie was Gutes. Aber bis jetzt widersetze ich mich meinen Impulsen und habe auch die nervösen Handlungen im Griff.

Plot twist: von meiner Angst merken meine Patienten natürlich nichts weil sie sich weiter sicher fühlen sollen. Verurteilt bitte niemanden auch wenn man der Person die Angst nicht ansieht. Sie kann trotzdem da sein.. Das soll hier nicht um Aufmerksamkeit gehen sondern mehr auch als ein Beispiel dass man psychische Sachen nicht immer sehen kann/ muss.

Danke fürs Lesen
xoxo Debbs

Ex hoc momento pendet aeternitas - Amor tollit timoremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt