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Ich komme wieder zu mir bevor meine Kollegen eintreffen und Mel ist grade dabei vor sich her murmelnd die stabile Seitenlage bequemer zu gestalten und legt mir grade vermutlich eine Knierolle unter ein Bein. Da ich immernoch Notfallsanitäterin bin überlege ich direkt welche Gründe dieser Zusammenbruch eben haben könnte und muss erstmal drüber nachdenken, wie viel Uhr wir eigentlich haben. Zudem habe ich echt höllische Kopfschmerzen, weiss aber nicht ob es eine Migräne, Wassermangel oder ein Kopftreffer ist. Am besten wäre hierbei tatsächlich zu wenig getrunken denn das kann man schnell ausgleichen.
<Emilia?? Hörst du mich?> fragt Melanie dann und ich nicke zaghaft. Definitiv auch Migräne. Nicht wirklich begeistert öffne ich meine Augen ein Stück und sehe sie gequält an. <Kannst du die Jalousie bitte ein Stück runterlassen?> frage ich sie dann leise und sie steht sofort auf. <Hast du so starke Kopfschmerzen?> fragt Melanie dann während sie die Jalousie schließt und ich bejahe es jammernd. Es fühlt sich an als würde mein Kopf jederzeit explodieren und in 1000 Einzelteile zerspringen können. Beschwerlicherweise mögen meine Augen kein Licht und feiern ohne mich mit bunten Lichtern was sehr unangenehm ist. <Wir haben dir vermutlich die Kopfschmerzen schlimmer getriggert.> stellt sie fest während sie wieder zu mir kommt und wenn ich ehrlich bin ist es mir eigentlich egal woher diese Schmerzen kommen. Zudem könnte es halt wirklich ein weiterer Fakt sein, dass ich zu wenig getrunken habe.
Da mir durch das Flackern vor den Augen echt schlecht wird schließe ich die Augen irgendwann resigniert wieder. Melanie scheint mich die ganze Zeit zu beobachten denn sie "ruft" sofort erschrocken meinen Namen. <Ich lebe noch.> meine ich dann beruhigend und die Tür des Raumes wird mit Schwung geöffnet. Ich hasse sie alle einfach nur. <Hallöchen. Wie ist der Stand der Dinge?> höre ich Philipp fragen und gefühlt schreit er uns an. <Emilia wurde grade für ne kurze Zeit richtig wach und sprach auch mit mir. Jetzt ist sie wieder nur semi ansprechbar. Klagte aber über massive Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit.> erklärt Melanie zum Glück deutlich ruhiger und Mimi meint <Schiebt doch mal die Liege auf Seite!>
Auf ihren Rat erfolgt auch prompt das fiese Geräusch was eine Liege halt macht wenn sie verschoben wird. Es entsteht natürlich auch direkt neben meinem Ohr und ich zucke zusammen. Ich hasse sie wirklich. <Em??? Hörst du mich?> fragt nun Thomas deutlich leiser und legt mir vorsichtig seine Hand auf die Schulter um meinen Körper ein Stückchen zu sich zu drehen. Korrektur: Ich hasse die Situation. Bin gefangen in meinen verdammten Kopfschmerzen und wieder mal auf meine Kollegen angewiesen. Immerhin sind sie anscheinend ohne Notarzt angerückt denn ich höre keine weiteren Stimmen außer die von Mimi, welche leise vor sich hin redet. Da passen Leon und sie wirklich optimal zusammen, denn er beherrscht das auch wie kein Zweiter.
Vorsichtig nicke ich und versuche erneut meine Augen zu öffnen. Mel schließt die Jalousie grade ein weiteres Stück und es wird etwas angenehmer meine Augen offen zu halten. Mit gefühlt ebenfalls flackernden Lidern schaue ich Thomas an und er grinst einfach nur. Ich weiss allerdings ganz genau, dass es kein gemeines Grinsen sondern eins der netten Sorte. Ein Lächeln was Hoffnung schenken soll. <Philipp mach mal bitte ruhiger. Ich bin zwar kein Arzt und wer auch immer gleich noch kommt wird mir garantiert den Kopf abreißen aber ich denke sie hat eine Migräne... Jedes Mal wenn es laut wird zuckt sie nämlich zusammen und versucht ihre Ohren zu schützen. Zudem klagt sie über eine Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen in Form von Lichtblitzen oder ähnlichem.> sagt er dann ruhig und ich muss die Augen doch verdrehen. Es ist dann also doch ein Notarzt auf dem Weg. Hätte ich heute definitiv drauf verzichten können weil es die Situation einfach noch unangenehmer machen wird.
Ich schweige und starre an die Decke während meine Kollegen routiniert um mich herum arbeiten. Es dauert auch nicht mehr allzu lange bis ich erneut schwere Einsatzschuhe auf dem Praxisboden vernehme und höre dann die zuckersüße Stimme von Verena. <Ist das dein Ernst Emmileinchen? Bis heute wurde ich verschont.> klagt sie schmunzelnd (Zumindest lacht sie während sie das sagt) und Thomas bremst sie sofort wieder <Em hat vermutlich eine Migräne und wäre euch mit Sicherheit sehr verbunden wenn ihr ebenfalls etwas leiser reden könntet. Deshalb ist es hier auch so dunkel.> <Okey. Dann schonmal danke für eure Vorarbeit... Migräne Attacken sind bei ihr ja auch schon bekannt... Da wir gegen die Schmerzen vermutlich eh nichts machen dürfen nehmen wir sie einmal mit ins Krankenhaus und geben ihr da überwacht Kaffee mit Zitronensaft. Das sollte auch helfen... Wie ich sie mittlerweile kenne hat sie vermutlich auch nicht genug getrunken und bekommt ne Stero vorher.> ordnet Verena dann an nachdem sie die aktuellen Werte übermittelt bekommen hat und es wird wieder unruhiger. Immerhin wird mein Schwindel deutlich weniger.
Am Tag drauf geht es mir schon wieder deutlich besser und auch meine Zwillinge haben es gut überstanden. Sie strampeln putzmunter und habe gesunde Herztöne. Ganz die Mama. Als ich die Station verlasse wartet Leon schon auf mich um mich nach Hause zu fahren. Ich freue mich sehr meinen Bruder zu gehen und umarme ihn gut gelaunt. <Na komm wir verlassen die heiligen Hallen mal. Du bist eh früh genug wieder hier.> meint er lachend und nimmt mir freundlicherweise meine Handtasche ab. <Hat Mimi sich wieder beruhigen können?> frage ich ihn während wir die Treppen runter laufen und Leon lacht kurz auf. <Natürlich. Aber du hast ihr einen ordentlichen Schrecken eingejagt und sie hat sich eine Menge Vorwürfe gemacht... Melanie hat gestern noch lange mit ihr telefoniert und später hat Oli auch nochmal angerufen nachdem er mit der Klinik gesprochen hatte... Du bist halt einfach ne alte Drama Queen und keiner konnte wissen, dass das passieren würde. Sie ist jedenfalls sichtlich erleichtert, dass es euch gut geht und sie keinen Schaden angerichtet hat.> erzählt er dann und ich meine nur <Ohje die Arme.> Wir verlassen dann das Krankenhaus und laufen rüber zu Leons Auto.

Ex hoc momento pendet aeternitas - Amor tollit timoremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt