*86* / more than life

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Obwohl ich eigentlich hundemüde bin, möchte mein Körper einfach nicht in den Schlaf finden und ich stehe um halb 1 fast schon verzweifelt auf. Zu viele Gedanken quälen meinen Kopf und wollen einfach nicht stoppen. Der Vollmond scheint hell durch das Flurfenster als ich das Schlafzimmer verlasse und so leise wie möglich laufe ich die Treppe runter ins Untergeschoss unseres Hauses. Mein erster Weg geht direkt in die Küche wo noch eine angebrochene Weissweinflasche im Kühlschrank steht. Ich weiss, Alkohol ist keine Lösung gegen Probleme aber wenn ich eh schon nicht schlafen kann, dann wenigstens mit Stil. Zumindest trage ich grade auch eins meiner Nachtkleidchen, welches aber echt heiß aussieht.
Mit meinem Weinglas in der Hand tappse ich barfuß weiterhin leise zur Terrassentür und ziehe vorsichtig das Rollo hoch. Dann öffne ich die Tür und trete raus in die doch eigentlich kühle Nacht. Das Licht des Mondes reicht aus um den Garten zu erleuchten und ich lehne mich verträumt in den Himmel schauend an den Türrahmen. Früher in Elten saßen wir in solchen Nächten immer gerne auf Dächern herum und beobachteten wenn möglich die ganze Nacht durchgehend die Sterne. Seufzend nehme ich einen Schluck Wein und schlucke mit ihm die Tränen runter. Ach wenn ihr alle doch noch hier bei uns sein könntet. Meine Augen brennen vor lauter Tränen und der Kloß in meinem Hals schmerzt. Auch wenn ich grade etwas traurig bin, bin ich umso dankbarer dieses Jahr bis jetzt doch überstanden zu haben.
<Hey Schatz? Was ist denn los? Kannst du nicht mehr schlafen?> höre ich Flo leise hinter mir fragen und spüre dann schon seine Nähe hinter mir. Sanft legt er seine Hände an meine Schultern und haucht mir einen Kuss in den Nacken. Ich schüttel den Kopf und lehne meinen Kopf gegen seine Brust, welche mir wie so oft Halt gibt. <Kann ich dich irgendwie aufmuntern?> fragt er weiter und ich zucke einfach nur mit den Schultern. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. <Ich weiss es nicht. Vielleicht muss es grade einfach mal raus.> flüster ich in die Nacht und er legt seinen Stirn an meinen Hinterkopf. Ich könnte wirklich stundenlang hier so mit ihm stehen bleiben. <Das ist okey Schatz. Ich habe dir versprochen, dass ich jeden Weg mit dir gehen werde und an dieses Versprechen werde ich mich immer halten.> flüstert er zurück und ich nehme einen Schluck Wein.
Es folgt eine ganze Zeit der Stille bis Flo mich irgendwann wie aus dem Nichts fragt <Bist du eigentlich glücklich Em? Also so allgemein.> <Ja natürlich bin ich glücklich. Ich habe einen tollen Mann, zwei wundervolle Kinder und zwei Elternpaare die immer da sind wenn was ist. Ich habe meine Brüder, Schwägerinnen und Nichten und Neffen. Dazu eine mega zweite Familie und super Freunde.. Ich liebe meinen Job und wir haben Alles was wir uns damals erträumt haben... Bist du denn unglücklich?> antworte ich fragend und er meint direkt <Nein.. Ich liebe das Alles hier.. Mache mir halt immer wieder Sorgen um dich. Ihr seid mein Zuhause Emilia.. DU bist mein Zuhause. Bei dir bin ich endlich angekommen.> Während seiner Antwort habe ich mich umgedreht und schaue ihm so gut es in der Dunkelheit eben geht in die Augen.
<Das hier ist unser Zuhause und nur wir alleine haben es zu dem gemacht was es ist. Solange wir zusammen sind kann Zuhause überall auf der Welt sein!> verspreche ich ihm und lege meine Arme nun auch um seinen Körper. Ich merke wie Flo seinen Kopf auf meinen legt und schließe die Augen. So kann es gerne für immer bleiben. <Stell mal bitte dein Glas auf die Fensterbank.> bittet er mich dann und ich strecke mich so weit nach rechts, dass ich mein Glas abstellen kann. Er hat in der Zeit an der Tasche seiner Jogginghose rumgefummelt die er nur noch zum Schlafen tragen darf und sein Handy rausgeholt, denn ich sehe die Spiegelung in der Türscheibe.
Kurz danach dringen leise die erste Takte von More than life in meine Ohren und ich schaue ihn verliebt an. Das Lied ist zwar schon mega alt aber ich liebe es denn irgendwie macht es melancholisch und glücklich zugleich. <Darf ich Sie um diesem Tanz bitten Frau Wehr?> fragt er grinsend und ich antworte <Nur zu gerne Herr Wehr.. Allerdings würde ich das Orchester bitten, von vorne anzufangen.> <Ich spreche eben mit dem Dirigenten... Ja wurde genehmigt.> fügt er dem lachend hinzu und drückt mir einen Kuss auf die Lippen bevor er mich leise lachend auf den Rasen zieht. Dort startet er das Lied von vorne und wir nehmen unsere Tanzhaltung ein. Er hat seit der Hochzeit so viel dazu gelernt und selber Spaß am Tanzen gefunden. Zu den Stunden gehen wir nur wenn wir wirklich Lust haben, tanzen aber privat mal gerne in den verrücktesten Situationen durchs Haus.
Da wir zu dem Lied immer einen Slowfox getanzt haben machen wir das auch heute so und ich lasse mich von meinem Mann führen, da ich eher improvisieren kann als er was aber vollkommen legitim und normal ist. Immerhin tanze ich seit ich 19 bin schon und habe somit einige Jahre Vorsprung zu ihm. Ich genieße den Tanz komplett und doch laufen mir mittendrin einfach Tränen über meine Wangen. Doch dieses Mal ist es keine Traurigkeit sondern ich bin einfach nur glücklich und wahnsinnig fertig. Obwohl der Tag einfach nur wunderschön war bin ich müde da ich bereits seit 20 Stunden wach da meine Kinder früh aufstehen gestern gut fanden.
Nach dem Tanz schmiege ich mich ganz nah an Flo und lasse meinen Tränen endgültig freien Lauf. Die nötige Erlösung. Seine Arme umgreifen meinen Oberkörper und er strahlt eine wahnsinnige Ruhe aus. Eine seiner Kernkompetenzen als NotSan und auch als Vater. Er schafft es meist auch in den emotionalsten Situationen irgendwie ruhig und klar zu bleiben um eine Lösung zu finden. Ich glaube sehr, dass und das zu Gute kommen wird wenn die Kleinen irgendwann mal in die Pubertät kommen werden. Das dauert aber zum Glück noch einige Jahre. <Ich liebe dich!> flüster ich ihm zwischen zwei leisen Schluchzern zu und er drückt mir als Antwort einen Kuss auf den Kopf.

Bei dem Kapitel bin ich ja in der Tat etwas sentimental geworden.. aber hallelujah ist das kitschig.

ihr habt sicherlich bemerkt, dass sich einiges geändert hat. die Sepsis ist komplett raus denn ich war unzufrieden mit dem wie es war und so ist es dann doch etwas realisitscher.. werde bald auch in den Jahren springen wie ich es vor ein paar Kapiteln schonmal angekündigt habe. wie weit und was dann passieren wird verrate ich natürlich noch nicht

plane aktuelle auch was für die Adventszeit. da ich das aber spätestens bis zum 30.11 fertig haben muss erfahrt ihr dann auch spätestens ob es das special geben wird oder ob ich es zeitlich nicht geschafft habe.

Ex hoc momento pendet aeternitas - Amor tollit timoremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt