Chapter 35

13 0 0
                                    


~Vanessa~

Der braune Lederstuhl drehte sich elegant um.
Der Mann grinste leicht, die Hände im Schoss gewaltet.
„Hallo Tochter.“

Mir stockte der Atem, fassungslos starrte ich den Mann vor mir an. Konnte es wirklich wahr sein? Irritiert schaute ich meinen Bruder an, der zustimmend nickte.
Das konnte doch nicht wahr sein! Schelmisch grinste der Mann vor mir, während ich jeden Gesichtsausdruck verlor.
Siegessicher stand er auf.
„So sieht man sich also wieder“, ich konnte mich kaum beherrschen, „Du siehst deiner Mutter verdammt ähnlich.“
„Was wills du!“, brüllte ich fast, spürte den Laug eines Gewehres in meinem Rücken.
„Lass uns nicht ewig um den heißen Brei herumreden“, meinte er gelassen, „Zieh deine Leute zurück, dann lasse ich euch vielleicht am Leben.“
„Dass werde ich niemals tun!“
„Wie stur du doch bist“, lachte der Mann.
„Wieso?“, meinte ich provozierend, „Weil ihr wisst, dass wir stärker sind, dass wir euch vernichten werden!“ Seine Kinnlade klappte hinunter, bevor sich seine Pupillen zu schmalen Schlitzen verformten.
Ich hatte seinen Wunden punkt getroffen, ihm fiel kein Wort mehr ein. Bedächtig nickte er zu den Soldaten, die mich umzingelt hatten, sollten sie mich doch töte.
Hunderte Kugel schossen aus den Gewähren, doch keine traf ihr Ziel, prallten sie alle an meiner Magiewand ab.
Mit einem winzigen Gedanken zerbrachen die Waffen in ihre Einzelteile.
„Du…du“, stotterte Zane, „Du beherrscht Magie?“
„Natürlich. Ihr denn nicht?“ jetzt schaute ich sie siegessicher an, was dem Chef aus der Fassung brachte, die Kontrolle verlieren ließ.
Sein Hemd platzte und riesige giftgrüne Rückenstacheln säumten seinen Rücken, bevor er endgültig die menschliche Hülle ablegte.
Sein riesiger weißer Drachenkörper war viel zu gewaltig für dieses Büro, dem Hochhaus, dessen Konstruktion schon gefährlich ächzte.
Seelenruhig blickte mich der Drache mit seinen grünen Augen, der mein Vater war, konnte ich doch keine einzige Gemeinsamkeit feststellen. „Na hat es dir die Sprache verschlagen?“, lachte er höhnisch in meinen Gedanken.
Zane knapperte nervös an seinen Fingernägeln herum.
„Hast du denn gar nichts zu sagen?“, spottete er immer weiter, wollte dass ich die Kontrolle über mich verlor. „Du hast ihn wütend gemacht“, murmelte mein Zwilling, „Keine gute Idee!“
„Bist du so ein Feigling?“, platzte es aus mir heraus, „Und du sollst mit mir verwand sein?“
Bin ich hier wirklich nur von Feiglingen umgegeben gewesen? Selbst die Kniee von den Soldaten zitterten beträchtlich.
„Hast du denn keine Angst?“ Der weiße Körper bewegte sich ein wenig, sofort bildeten sich massive Risse im Mauerwerk.
Das Hochhaus wird zusammenbrechen, diese Tatsache war unausweichlich.
„Verlasst sofort das Gebäude!“, befahl ich in den Gedanken meine Truppe. „Was ist los?“, meinte die besorgte Stimme von Mike.
„Es wird alles zusammenbrechen!“, gab ich knapp von mir und schirmte meine Gedanken ab.
Hoffentlich hörten sie auch alle auf mich, sonst würde es für sie ein tragisches Ende werden.
Der pfeilspitzige Schwanz schlug gegen die Fensterfront, die in Millionen Teilen zersprang und wie Regen auf die Erde prasselte.
„Immer noch nichts zu sagen?“, der Chef zog provokant seine Lefzen hoch, wobei er seine schneeweißen Reißzähne präsentierte, „Verschwinde mein Sohn, dass ist nicht dein Kampf.“
Gehorsam befolgte er seinem Befehl ohne mit der Wimper zu zucken. Innerhalb von Sekunden stand ein mittelgroßer Drache mit braunen Schuppen in dem kleinen Büro.
Mit präzisen Flügelschlägen brachte er sich durch das klaffende Loch in der Wand, eine Überraschung stand für ihn schon bereit auch wenn mir dabei das Herz blutete.
Zischend flog die Granate durch die Luft und traf unweigerlich seine rechte Flanke, wobei sie eine tödliche Wunde verursachte.
Wie ein Stein fiel mein Bruder vom Himmel, wo sich die Sonne ihren Weg nach oben bahnte.
Ein tiefes, rachsüchtiges Brüllen kam aus der Kehle des Drachens vor mir, dessen Pupillen man fast nicht mehr erkennen konnte, sein Blick erdolchte mich fast.
„Du Monster!“, fauchte er, gefolgt von einer monströsen Feuerwalze, die über meine Schutzmauer floss.
Ja, vielleicht war ich ein Monster.
Ja, vielleicht war ich eine Killerin aber nur weil ich musste, weil ich keine andere Wahl hatte.
„Du Monster! Du hast meinen Sohn getötet, deinen Bruder!“, mit gespreizten Flügeln schritt er auf mich zu, in Angriffsstellung, „Hast du denn gar keine Seele?“
„Doch habe ich, aber manches lässt sich nicht ändern!“, brüllte ich.
„Was bist du? Welcher Instinkt leidet dich?“, schnaubte er.
Wieder schoss eine heiße Feuerwalze aus seinem Mund, die das Büro erleuchtete.
Kleine Flammen schlängelten sich die Wände hinauf, der Boden glich einem purpurnen Feuermeer. Bemerkte er denn gar nicht, dass mir das nichts anhaben kann?
Immer weiter setzten die Drachenflammen das Gebäude in Brand.
Auf dem Lippen des weißen Drachens ein schelmisches Lächeln.
„Wenn ich schon sterben muss, nehme ich dich mit“, meinte er. Verwirrt musterte ich den alten Drachen, konnte es nicht verstehen, was er dort mit meinte.
Unerwartet gab der Boden unter meinen Füßen nach und ein Riss breitete sich rasant schnell aus. Innerhalb von Sekunden stürzte das Hochhaus in sich zusammen, zu schnell um es zu realisieren.
Tonnen schwerer Schutt bedeckte mich tief unter sich.
Das Letzte was ich sah war, wie sich der Drache in die Lüfte erhob, bevor mich die Dunkelheit umhüllte wie ein Mantel.
Dies sollte also mein Schicksal sein. Zu sterben unter die Ruinen eines Hochhauses.
Wenigstens musste ich nicht miterleben wie meine Freunde starben.       

Invisible (Linkin Park- Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt