Chapter 3

49 3 0
                                    

~Vanessa~

Ein schrilles Piepen brach die wunderbare Stille der Nacht. Langsam bahnte sich die Sonne ihren Weg in mein Zimmer an diesem Montagmorgen um 7 Uhr.
Heute werde ich zum ersten Mal die Gänge einer High School betreten.
Müde schleppte ich mich die Treppe aus weiß gestrichenen Holz hinunter in die hellgelb gestrichene Küche, die modern eingerichtet war. 
Mella musste schon um 6:30 Uhr das Haus verlassen, da die Uni weiter weg gewesen ist.
Noch einmal begutachtete ich mich im Spiegel, der im Flur hing.
Leichtes Make-Up, dunkelblaue zerrissene Jeans, schwarzes Top und schwarze Vans, meine langen blonden Haare hingen offen über der Schulter. So müsste es gehen, so dürfte keiner sehen, dass ich anders bin. 
Die frische Morgenluft wehte mir um die Nase, während mich mein Weg zum Ende der Straße führte, wo sich die Bushaltestelle befand. 
Es standen dort bereits einige Schüler, einige kamen gerade vom Park hergelaufen, der sich auf der anderen Straßenseite befand.
Ich stellte mich etwas abseits hin und hing meinen Gedanken nach. 
Mir ging die Begegnung mit Mike nicht mehr aus dem Kopf. 
Wieso musste Chester dazwischen Funken?
Ich wüsste zu gerne wo der Braunhaarige wohnte, angeblich nicht weit weg von hier. Aber wo? 
"Du bist neu hier oder?",drang eine Stimme in mein Ohr.
Vor mir stand ein schlankes Mädchen mit langen glatten braunen Haaren, braunen Augen und perfekt gestylt. 
Na toll, vor mir stand wahrscheinlich einer der Mädchen, die sich für was besseres hielten.
"Ja, bin ich", ich setzte ein gespieltes Lächeln auf. 
"Freud mich", sie reichte mir die Hand,"Vivien".
Ich nahm ihre Hand entgegen ,"Vanessa". 
In diesem Moment hielt der gelbe Schulbus, wo wir alle einstiegen.
Ich setzte mich an einen Freien Platz nach vorne. Zur Überraschung setzte sie sich neben mich.
"Woher kommst du?", fragte sie neugierig und ignorierte die Kommentare von hinten. 
"Aus Dortmund, das liegt in Deutschland", log ich, "Was wollen die eigentlich alle von dir?" 
"Du weißt nicht wer ich bin?", überrascht schaute sie mich an, aber auch etwas froh. 
Ich schüttelte den Kopf.
"Du bist die erste die mich so hin nimmt ohne zu wissen wer ich bin", ungläubig schaute sie mich an, "Ich bin die Nichte von Chester Bennigton".
Mir stockte der Atem bei dem Namen Chester. Konnte es sein? Nein, das ist unmöglich!
"Chester, von Linkin Park?", sicherheitshalber fragte ich nochmal nach.
"Du kennst ihn?"
"Nicht direkt. Ich habe ihn am Flughafen gesehen. Allerdings war ich anderweitig beschäftigt", verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf.
"Du bist die Jenige die in Mike reinlief?"
Ich nickte, wobei sie anfing zu lachen.
"Oh man, Zufälle gibt es."

Gemeinsam liefen wir durch die endlosen Flute der High School, alles war gleich rießig. Wie sollte ich mich bloß hier zurecht finden?
Nach einer Ewigkeit standen wir vor der schwarzen Tür des Sekteriates.
"Was kann ich für Sie tun?", meinte die ältere Dame freundlich.
"Ich wollte meine Sachen abholen."
"Ah, Sie müssen Frau Ehrlich sein. Einen Augenblick bitte", dann verschwand sie in das Nebenzimmer um wenige Sekunden später mit einem Stapel Bücher wieder zukommen, "Das sind ihre Bücher und der Stundenplan."
"Vielen Dank", ich verstaute die Bücher in den schwarzen Rucksack, den Stundenplan behielt ich in der Hand.

Vor der Tür befand sich Vivien in einer hitzigen Diskusion mit einem Jungen, der unsanft ihr Handgelenk umklammerte. Er hatte blaue Augen, blonde Haare, breit gebaut mit Muskeln.
"Lass sie gehen!"
"Ah, hast du jetzt eine Beschützerin oder ist sie auch nur auf den Fame deines Onkels aus?", er sprach herablassend.

"Du scheinst ihn ja nötig zu haben!"
Er ließ ihr Handgelenk los.
"Willst du dich mit mir anlegen?" 
Die Luft war zum zerschneiden dick.
"Würde ich. Aber wie ich sehe bist du unbewaffnet!" 
"Du begehst einen großen Fehlter!", flüsterte Vivien ängstlich.
Er holte zum Schlag aus, wobei er von einem Lehrer gestoppt wurde. 
"Das hätte schief geben können!", erleichtert atmete sie aus.
"So Schlägertypen muss man zurecht weißen!"
Zusammen gingen wir ins Klassenzimmer, da wir Mathe gemeinsam hatten. 
Wie ich es hasste neu an einer Schule zu sein, in jedem Kurs musste ich mich vorstellen und die gleiche Lüge erzählen. Was würde passieren, wenn alles ans Tageslicht gelangt? 
Ich spürte wie mich hunderte Augen im Englichkurs durchlöcherten, manche Jungs fingen fast an zu sabbern. War ich wirklich so hübsch? 

Ein Lichtblick gab es als die Mittagspause näher rückte, die ich mit Vivien und ihren Freunden verbringen würde. 
Endlich erklang das schrille Leuten der Schulglocke, woraufhin tausende von Schülern die Klassenzimmer verließen. 
Draußen brannte die kalifornische Sonne auf meine Haut, die Luft flackerte vor der Hitze.
An den Tischen, auf der Terrasse, saßen überall Schüler, die sich lautstark unterhielten. 
Vivien winkte mir freudig zu, als sie mich erblickte. 
Sie saß mit weiteren Teenagern unter einem Baum, der in der Nähe von einem Brunnen stand. 
Freudig gesellte ich mich zu ihnen in den angenehmen Schatten.
"Dass hier ist Ember," sie deutete auf ein rothaarigen, schlankes Mädchen, "Dass hier ist Lana," sie deutete auf ein schwarzhaariges Mädchen neben Ember, "Mein Freund Sebastian", sie küsste gefühlvoll einen brünetten, "Und zum Schluss Calvin, unser bester Footballspieler", ein blondhaariger Junge mit blauen Augen, der schon förmlich Sabberfäden zieht.
"Vanessa", ich setzte mich zwischen Ember und Vivien.
Und schon wieder fing eine Fragerunde an.
"Wie alt bist du?", platzte es aus Luana heraus.
"16."
"Woher kommst du?", wollte Calvin wissen, der sabbernd an meinen Lippen hing. 
Anscheinend stelle ich für ihn eine neue Trophäre da, die er flachlegen will. 
Falsche Adresse Calvin, bei mir kommst du nicht weit!
"Aus Deutschland und wohne mit einer Freundin in Agoura Hills". 
"Und deine Eltern?"
Genervt verdrehte ich die Augen. Hatte diese Fragerei auch mal ein Ende?
"Meine Eltern starben letztes Jahr bei einem Autounfall", so hatte ich es mit Mella abgesprochen, sie dürften nie an meiner Herkunft zweifeln auf 'Außerirdische' war diese Welt anscheinend noch nicht vorbereitet.
Glaubten sie überhaupt an andere Lebensformen?
"Und was ist mit deinen Versanden?", Luanas braune Augen mussterten mich mitfühlend.
"Sie haben keine Interesse an mir", ebenfalls mit Mella abgesprochen.
Meine ganze bisherige Lebensgeschichte eine Lüge! Wie viele ich wohl schon belogen habe?
Jeden! 
Mir würde schlecht bei diesem Gedanken. 
Uns wurde gelehrt nicht zu lügen, immer die Wahreheit zu sagen, denn später wird immer alles rauskommen. 
Ich schluckte schwer, wobei mein Blick auf den Silhouette der Vögel am Himmel haftete. 

Wie lange wird dieses Spiel gut gehen? Ein paar Monate, Jahre oder für immer?
Ich blickte in die ahnungslosen Gesichter meiner Freunde, ein beglemtes Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab.
Diese wunderbaren Menschen hatten es nicht verdient belogen zu werden.


Invisible (Linkin Park- Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt