Chapter 1

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~Vanessa~

Eine bildhübsche Frau mit langen braunen Haaren erschrak sich, als sie das Zimmer betrat wo ich auf einem cremefarbenen Sofa saß. Ihre Erschrockenheit wich nach wenigen Sekunden ein herzhaftes, warmes Lächeln, was mich sofort wohler fühlen lässt. 
"Schön, dass du wach bist", meinte sie fröhlich und reichte mir ihre zierliche Hand, woraufhin sie mich in die hellblau gestrichene Küche zog. Dort machte sie uns einen Tee, dann stellte sie noch ein paar Kekse auf den Tisch. 
Sie war unheimlich nett zu mir, obwohl wir uns gar nicht kannten. Ich bewunderte sie dafür, denn bei uns hätte man die Person einfach dort liegen lassen und ihrem Schicksal überlassen. 
"Ich bin Mella, stellte sich fröhlich vor, "Und wer bist du?"
"Vanessa", meinte ich knapp, wobei mein Blick auf dem roten Tee in der Tasse ruhte.
"Okey Vanessa. Möchtest du mir erzählen wohin du gehörst?" 
Mella strahlte die Ruhe selbst aus, doch in mir stieg Trauer auf. Ich hatte innerhalb eines Tages alles verloren, meine Familie, Freunde, mein Zuhause einfach alles.
"Hier würde mich keiner vermissen", eine lautlose Träne rannte über meine Wange. Verwirrt starrte Mella mich an, "Wie meinst du das?" 
Schweren Herzens erzählte ich, " Ich komme nicht von hier. Es gab eine Parallelwelt wo der Krieg wütete und ihn zerstörte." 
"Das es andere Lebensformen gibt, habe ich mir schon immer gedacht", sie lächelte, "Kannst du dich auch in ein Monster verwandeln wie die in Filmen?"
Ich lachte," Nein." 
Oder zählte ein Drache zu Monster? Später wusste ich es besser. Ein schuppiges, geflügeltes Reptil was Feuer spucken kann? Natürlich war ich in den Augen der Menschen ein Monster, ein Dämon erschaffen vom Teufel.
Nach Minuten des Schweigens fragte ich, " Wieso stehen hier so viele Kartons?"
"Oh, dass habe ich komplett vergessen zu erwähnen. Ich werde in ein paar Tagen, wegen meines Studiums, nach Agoura Hills in Kalifornien umziehen", meinte sie, " Ich habe mir dort ein kleines Haus gemietet, wenn du magst kannst du mit kommen, dann bin ich nicht so alleine." 
Hoffnungsvoll schaute sie mich an.
"Gerne komme ich mit. Ich kenne doch sowieso keinen außer dir." 
Freudig rannte Mella um den Tisch, um mich zu umarmen. Die Umarmung fühlte sich überraschend gut und warm an, das komplette Gegenteil von der von meinem Onkel,  die herzlos waren.
"Jetzt gehen wir erstmal shoppen", meinte Mella freudig, nachdem sie die Umarmung gelöst hatte und ich mich irgendwie kühl fühlte. 
"Aber ich habe doch gar kein Geld", stotterte ich. Mella winkte nur glücklich im Türrahmen ab.
Lachend probierten wir, in einem Klamottenladen für Teenager, ein Teil nachdem anderen an, was mittlerweile zur Modenshow wurde. So glücklich und losgelöst hatte ich mich noch nie gefühlt. Um ehrlich zu sein war das Wort Spaß vor 3 Tagen noch ein Fremdwort für mich. 
Mella ist bereits nach wenigen Stunden eine gute Freundin geworden, die in allem das Positive sieht. 
Nach vier Stunden verließen wir vollgepackt mit Tüten das rießiege Einkaufszentrum. 
Wir hatten alles gekauft was man so braucht, selbst Koffer, die ich zum Umziehen nach Kalifornien benötigte, sie waren schlicht schwarz. 
Was wird wohl Kalifornien bringen?
Definitiv ein neu Start, wo ich erhoffte alles zu vergessen und leben könnte wie jeder andere Mensch auch. 
Doch das Schicksal plante was anderes.
"Gibt es eigentlich noch mehr Welten außer deiner?", fragte Mella, während wir einige Sachen in den Schrank räumten und die meisten in die Koffer. Sie hatte bereits schon ein zweites Flugticket gebucht, direkt neben ihr. 
Wo mit hatte ich dies bloß verdient? 
"Weiß ich nicht", Schulter zuckend legte ich ein graues T-Shirt in den Schrank.

Still schwiegend aßen wir zu Abend, was aus einem leckeren Nudelauflauf bestand.
" Ich werde morgen ein paar Behördengänge machen, damit du auch mit nach Kalifornien kannst", ein warmes Lächeln zierte ihre Lippen, "Warst du eigentlich auf einer Schule? Gab es, dass überhaupt bei euch?"
"Ja, war ich und unsere Schule Unterschied sich auch nicht sehr von euren, nur dass es Kampftraining gab."
Mellas Augen weiteten sich "Kampftraining?" Ich nickte zur Bestätigung.
"Gut denn wenn wir in Kalifornien sind wirst du die Agoura Hills Highschool besuchen."

Bedrückend beobachtete ich meinen Oberkörper, der mit feinen roten Linien, Narben, übersäht war, andere sind wiederum dick und wulstig gewesen. Eine kaum erkennbare helle Narbe zierte meine flache Brust. Hätte ich kurze Haare könnte man wetten ich sein ein Junge. 
Schnell zog ich ein viel zu weites blaues T-Shirt über um dieses grauen nicht mehr sehen zu müssen.
Hoffentlich werden sie irgendwann verblassen.

~Du hattest keine Ahnung, was es 
           bedeutet: Kämpfe oder stirb, doch 
           damit sollte ich mich irre.~

Bilder des Kampfes breiteten sich immer mehr in meinen Albträumen aus, Bilder die ich nie wieder sehen wollte.
Schweißgebadet wachte ich schließlich auf. Draußen schien bereits die Sonne, kein Wunder um 8 Uhr morgens. 
Gähnend langsam zog ich mich in schwarze Jogginghose und weißem Top um. 
Es herrschte Stille in der Wohnung, scheinbar ist Mella schon weg gewesen. 
Nachdem Frühstück, bemerkte ich eine Holztür neben dem Gästezimmer, die mir gestern gar nicht aufgefallen war.
Vorsichtig öffnete ich sie. Meine Augen wollten nicht realisiern was in diesem kleinen Raum stand. Ein pechschwarzes Klavier mit verstaubten Tasten. Scheinbar hatte Mella länger schon nicht mehr gespielt. 
An der Wand stand ein Regal voll mit Ordern, worin wahrscheinlich sich die Noten für unzählige Lieder befanden.
Ich setzte mich auf den Klavierhocker und berührte sachte die kalten Tasten, als ob sie unter dem Druck brechen könnten. 
Noch immer lagen Noten auf dem Notenhalter, Linkin Park- Numb.
Zaghaft fing ich an zuspielen. Mit jedem weiteren Akkort wurde ich sicherer und fing schließlich an zu singen.

' I'm tired of being what you want me to be. Feeling so faithless, lost under the Surface. 
I don't know what you're expecting of me. Put under the pressure of Walking in your shoes.
(Caught in the undertowl/ just caught in the undertowl).
Every step that I take is another mistake to you. 
I've become so numb. I can't feel you there. Become so tired, so much more aware. I'm becoming this, all I want to do. Is ne more like me and ne mess like you.'

Ich fühlte mich zu dem Lied, genauso wie zu den anderen Liedern der Band hingezogen. Ich fand mich in ihnen wieder. Nur die Stimmen und Personen kannte ich nicht. 
Es ging noch einige Stunden so weiter. 

"Du hast eine wundervolle Stimme", erschrocken drehte ich mich um und blickte in die warmen braunen Augen von Mella, "Das Klavier müssen wir auch noch einpacken."
Ich räumte die Noten zurück in das braune Regal.
"Ach, dass hab ich ja total vergessen. Ich habe heute mit den Behörten alles abgeklärt und die Papiere fertig gemacht. Du darfst jetzt endgültig bei mir wohnen." 
Überglücklich schmieß ich mich um ihren Hals und Tränen der Freude rannten mir über das Gesicht. Sie hatte bereits einen Platz in meinem Herzen erschlichen. 
Endlich meinte es das Leben gut mit mir. 

"Du kannst, wenn du willst, dir morgen die Kurse aussuchen, die du Nachmittags belegen willst", meinte sie während des Films. 
"Da werde ich morgen früh gleich erledigen, hoffe es sind ein paar interessante dabei", ich gähnte einmal herzhaft.
"Ja, sind welche dabei", lachte sie. 

Sonnenstrahlen streichelten am Morgen mein Gesicht, wodurch sie mich sanft weckenten. Aus der Küche drang bereits der Duft von Kaffee.
Gut gelaunt setzte ich mich an den fertig gedeckten Tisch.
"Guten Morgen", begrüßte sie mich freudlich, "Da drüben auf der Anrichte liegen die Papiere. Nach dem Frühstück muss ich nach mal weg zu einem Freund um seinem Van auszuleihen." 
"Okey, kein Problem. Ich werde die Noten und die letzten Sachen verpacken." 

Nach einiger Zeit widmete ich mich den Unterlagen. An drei Nachmittagen würde ich lange Schule haben. Es standen pro Tag 4 Kurse zur Auswahl. Was mir die Entscheidung nicht leichter machte. Grübeld saß ich auf dem Ende des blauen Kullies herum. Bis ich mich schließlich dafür entschied:
Montag: Kunst
Diesntags: Cheerleading (es gab nichts besseres)
Donnerstag: Band

Zufrieden mit meiner Auswahl legte ich die Zettel zurück auf die Anrichte. Danach führte mich mein Weg in das Zimmer mit dem schwarzen Klavier, vor dem schon Kartons standen. 
Es ist ein  kleiner Raum mit einem kleinem Fenster gegenüber der Tür gewesen, doch die Atmosphäre war unbeschreiblich.
Es schien so als ob der Raum lauter Geschichten erzählt wie fröhliche oder traurige.
Sorgsam packte ich die schwarzen Ordner in die Kartons, bevor das Klebeband sie verschloss.
Mein Schrank weiß nur noch wenige Sachen auf, weshalb er nach wenigen Minuten leer geräumt war.
Ein Lächeln zeichnet sich auf meinen Lippen ab.
Endlich wird alles gut werde. 
Oder doch nicht?

Invisible (Linkin Park- Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt