Chapter 37

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~Vanessa~

Vollkommene Dunkelheit umhüllte mich, wie in Watte gepackt.
Nein, das konnte es noch nicht gewesen sein.
Mein Ende, das Schicksal.
So durfte es nicht enden.
Meine Freunde brauchten mich, mein Freund.
Sie würden ihn alleine nicht besiegen können.
Salzige Tränen rannten hinab, die auf den Steinen unter mir landeten, feine Staubkörner tanzten in der Luft.
Mit aller Macht drückte ich gegen den Brocken über mir, nichts tat sich, nicht mal ein Millimeter bewegte er sich. Frustriert ließ ich von ihm ab, hatte es eh keinen Sinn dagegen anzukämpfen, gegen das Schicksal. Wenigstens musste ich nicht mit ansehen, wie meine Freunde qualvoll starben vor meinen Augen.
Es war vorbei, der Kampf verloren und ich dachte wir könnten es tatsächlich schaffen, wohl falsch gedacht.
Dem Ende entgegenblickend schloss ich die Augen, allerdings nicht sehr lange. Unerwartet wurde es hell vor meinen Augenlidern.
Erschrocken riss ich die Augen auf. Mein Atem stockte.
Lila/ blaue Flammen tänzelten meinen Arm entlang, die mich vollständig ummantelten, wobei sich eine unangenehme wärme in mir ausbreitete, mein Kraftlevel auffüllte. Wie ein Geist glitt ich durch die Trümmerteile bis zur Oberfläche.
Da war er, derjenige der mich lebendig begraben wollte.
Mein Vater.
Ich empfand nur eines gegenüber ihm, puren Hass.
Er wollte mich töten, von der Bildfläche verschwinden lassen.
Und jetzt wollte ich Rache gegenüber ihn.
Meine Sinne, alles, übernommen von meinem Drachen.
Der weiße Drache musterte mich überrascht, der rote Riesenhafte Alptraum sprühte nur so vor Erleichterung.
Mike.
Ich schenkte ihm ein sanftes lächeln, bevor ich mich an meinen Vater wand.
„So schnell wirst du mich nicht los!“, zischte ich ihn an.
„Auch das hartnäckigste Ungeziefer vernichtete man“, meinte er gefühlskalt.
Präsentierte seine schneeweißen Reißzähne triumphierend.
Ich schritt auf ihn zu, ferngesteuert. Gefühlt hatte ich in diesem Moment nichts, keine Reue, Angst oder sonst irgendwas, in mir herrschte eine unendliche Leere.
Meine Gedanken drangen automatisch in seine ein, ganz leise ohne dass er irgendetwas bemerkte. „Was hast du vor?“, in seinen Augen stieg langsam Panik auf, hob wehrend das linke Vorderbein.
„Deine Gedanken sind aber nicht gerade sonderlich geschützt“, kam es über meine Lippen.
Mein Vater riss erschrocken die Augen weit auf.
Ein winziger Gedanke reichte und der älteste Drache sackte kampflos in sich zusammen.
Tod.
Rasch suchten meine Gedanken die der Angreifer, die wie Fliegen vom Himmel fielen.
Alle völlig wehrlos, doch der Kampf war vorbei.
Die Flammen um mich herum zogen sich zurück, ganz tief in mir.
Verwirrt blinzelte ich mehrmals.
Alles was vor wenigen Minuten passierte, lief für mich wie ein Film ab. Völlig surreal.
Hastig umarmten mich zwei starke Arme von Hinten, Küsse wurden wild an meinem Hals verteilt.
Mike.
Verlegen schaute ich ihn an. „Du warst unglaublich!", schwärmte er, „Wir haben gewonnen!“
Ich nickte nur beiläufig.
Wir haben gewonnen, Tanà besiegt. Doch zu welchem Preis?
Meiner Meinung nach viel zu hoch, zudem erkannte ich mich selbst nicht mehr.
Ich bin zu einer Gefahr geworden, für alle, für die Welt.
Wäre es nicht besser, wenn ich verschwinden würde?
Mikes Vater kam auf uns zu stolzen Schrittes.
Seine Rüstung komplett zerrissen, die Haut zierten kleine Wunden, aber sonst nichts Ernstes.
Hinter ihm der Rest, der St. Georgs- Krieger stolzen Schrittes.
Werden wir uns jetzt wieder bekriegen, als sei nie etwas gewesen? Er kniet sich vor mich hin, genauso wie sein Gefolge.
Überrascht musterte ich ihn.
„Wir wollen euch nicht mehr bekämpfen, keinen Krieg. Euch können wir eh nicht besiegen, wie ihr uns eben demonstriert habt“, meinte er, „Wir wollen euch helfen die übrigen Tanà- Anhänger zu überzeugen oder zu vernichten.“ Perplext starrte ich zu Mike, der ebenfalls große Augen machte.
„Dann willkommen im Team“, fing ich mich wieder.
Er nahm meine Hände in seine.
„Ich danke dir“, meinte der Soldat, „Du bist etwas ganz Besonderes. Mike kann sich glücklich schätzen so eine tolle Frau an seiner Seite zu haben.“ Der Sänger wurde auf der Stelle rot und drehte peinlich berührt seinen Kopf zur Seite.
Sofort schlang ich die Arme um seine Taille und drückte ihn einen liebevollen Kuss in den Nacken.
Mein Freund lachte leise, was mein Herz erwärmte.
„Ihr seid mir ja zwei“, lachte Mikes Vater, den ich irgendwie komplett vergessen hatte in diesem Moment. Schelmisch musterte mich Mike, doch ich musste seine Gedanken ablehnen, so verführerisch sie auch waren. Beleidigt zog er einen schmoll Mund. „Kommt lasst uns nach Hause gehen“, legte Mikes Mutter einen Arm um ihren Mann.
„Sehe ich genauso“, stimmte Mella ihr zu.
„Du warst unglaublich“, strahlte Sebastian.
Beklemmt lächelte ich mit Komplimenten konnte ich nie gut umgehen.
War es überhaupt ein Kompliment? Mella trat zögerlich auf mich zu. „“Ich… ich“, sie fand die richtigen Worte nicht, was mich nervös machte, „Sebastian, Xavier und ich werden Amerika verlassen.“
Warf sie mir an den Kopf. Sehnsüchtig blickte ich hinauf zu Mike, der mich besitzergreifend in die Arme schloss.
Meine beste Freundin fing an zu lachen.
„Keine Sorge. Wenn Vanessa möchte kann sie bei dir bleiben.“
Lange brauchte ich nicht für meine Entscheidung nicht zu überlegen, auch wenn sie mir schwerfiel.
„Ich bleibe bei Mike“, antwortete ich bedrückt.
„Das habe ich mir schon gedacht“, lächelte Mella, „Dann werden sich wohl unsere Wege trennen.“
Salzige, warme Tränen rannten aus meinen Augen.
Ich schloss sie fest in meine Arme. Nach all der Zeit hieß es jetzt Abschied nehmen.

~Doch wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. ~

„Wenn irgendetwas ist, schreib mir egal wann. Ich werde mich sofort auf den Weg machen“, meinte sie unter Tränen.
Wieso mussten Abschiede immer so schwer sein?
„Halt die Ohren steif“, umarmte mich Xavier.
Sebastian umarmte mich herzig zum Schluss.
„Wie Mella schon sagte, wenn irgendetwas ist wir sind für dich da!“ Die drei gingen davon, über den Hügel wo sie sich noch einmal umdrehten und mir zum Abschied winkten.
Qualmend verwandelten sie sich in den Drachen, bis auf Xavier, der sich schwungvoll auf den Rücken von Sebastian schwang.
Wir hatten es tatsächlich geschafft, hatten gewonnen.
Ich blickte den dreien noch lange nach, sie fehlten mir jetzt schon wahnsinnig.
Auch wenn wir nicht immer einer Meinung gewesen sind, konnten wir uns blind vertrauen.
Der schwerste Gang stand uns aber noch bevor.
Das Treffen mit Chester.
Morgen.       

Invisible (Linkin Park- Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt