~Mike~
Tränen strömten unaufhörlich aus meinen Augen.
Ich wollte nach der Beerdigung einfach nur alleine sein. Jetzt kniete ich hier, vor dem Grab meines Freundes.
Viel zu früh war er von uns gegangen. Mein bester Freund.
Wie sollte es jetzt bloß weiter gehen? Ohne ihn war Linkin Park nicht komplett und ersetzten wollten wir ihn alle nicht.
Chester konnte man nicht einfach austauschen.
Er war ein Unikat und wird es auch immer bleiben. Sanft fuhren meine Finger die Grabinschrift nach.
Wieso hast du mir nichts gesagt?
Wir konnten doch über alles reden, wie immer.
Warum hattest du jetzt nichts gesagt? Salzige Tränen tropften auf die frisch gepflanzten Blumen hinab auf die Erde.
Wir hatten den Kampf gewonnen.
Die Welt vor ihrem Untergang bewahrt.
Doch was war, dass ganze Wert, wenn der beste Freund nicht mehr da war? Hatten wir ihn damit umgebracht? Das wir nicht für ihn da waren?
Ihn gnadenlos seinen Dämonen überlassen hatten?
Ich hätte mehr auf ihn aufpassen sollen, vielleicht wäre er dann noch hier.
Mein bester Freund.
Ich vermisste ihn jetzt schon wahnsinnig.
Wie sollte es bloß weiter gehen?
Ohne ihn schien alles so schwer, nicht schaffbar, nicht lösbar.
Die gute Seele fehlte, die unzerstörbare Lebensfreude, die er versprühte, egal wo er war.
Jetzt war alles so leer, so trostlos.
Ich wünschte mir die alten Zeiten zurück.
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde es auf der Stelle tun.
So viele glückliche Jahre hatte ich mit ihm verbracht und von einem auf den anderen Moment war er nicht mehr da.
Wie als würde die Sonne von heute auf morgen nicht mehr aufgehen. Einfach unvorstellbar.
Ein Leben ohne ihn schien unschaffbar, einfach unmöglich. Zitternd holte ich mein Handy aus der Hosentasche.
Meine Sicht war Tränen verschleiert. Tränen tropften unaufhörlich auf mein Display.
~Sometimes, sometimes you don't say goodbye once. You say goodbye over and over and over again, over and over and over again. Sometimes, sometimes you don't say goodbye once. You say goodbye over and over and over again, over and over and over again.~ Mike Shinoda- Over again.
Mit zitternden Händen steckte ich es zurück.
Weiterschreiben, konnte ich nicht, irgendetwas blockierte mein Gehirn. Wahrscheinlich die Vorstellung nie wieder Chester an meiner Seite zu haben auf der Bühne, in meinen Leben.
Vielleicht kann ich nie wieder Musik machen.
Völlig überraschendschlangen sich zwei zierliche Arme um meinen Brustkorb.
In meiner Halsbeuge vergrub sich ein Gesicht mit warmen feuchten Wangen.
Automatisch legte ich meine Hände auf ihre.
Sie wird mich nicht verlassen, da war ich mir sicher.
„Er wird immer bei uns sein“, flüsterte meine Freundin mir in das Ohr, „Er wird uns nie wirklich verlassen.
Chester wird immer bei uns sein, jetzt nun nicht mehr sichtbar.“
„Wieso?“, ich drehte mich zu ihr um und spürte wie meine Augen wieder feucht wurden, „Wieso hat er uns verlassen? Warum hat er uns nichts gesagt?“
„Er fand keinen anderen Ausweg mehr“, sie seufzte schwer, kämpfte ebenfalls mit den Tränen, „Die Dämonen zerrissen ihn jeden Tag auf ein Neues.
Seit Chris Tod besonders schlimm, als sein Geburtstag immer näher rückte, zerrissen ihn die Dämonen wortwörtlich.
Er fand für sich keinen anderen Weg, dem ganzen zu entfliehen.
Er wollte nur noch seine Ruhe haben.“
Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen.
Sanft schmiegte ich mich an ihre Brust, während meine Freundin mir zärtlich durch die Haare fuhr und mir einen Kuss auf den Scheitel hauchte. Ich wollte es noch immer nicht wahrhaben, doch die Realität sprach leider eine andere Sprache.
Er wird nie wiederkommen.
Nie wieder werde ich sein Lachen hören.
Der Verlust schmerzte einfach so sehr, so sehr, dass sich mein Drache selbst zurückgezogen hatte und leise vor sich in weinte.
Wieso musste alles so schwer sein? Wir wussten alle, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, doch hatten wir gehofft, dass dieser Tag noch weit in der Zukunft lag.
„Wieso hatte er nicht mit uns geredet?“, mit glasigen Augen blickte ich hoch zu meiner Freundin, „Wieso ist er einfach so gegangen?“
„Manche Fragen bleiben lieber unbeantwortet“, lächelte sie traurig, „Man würde es eh nicht richtig verstehen können.“
Dankend zog ich meine Freundin zu mir, die scheinbar nicht damit gerechnet hatte, denn wir lageninnerhalb von wenigen Sekunden auf dem Gehweg.
In meinen Ohren hörte ich das amüsierte Lachen von Chester, als stände er direkt neben mir. Ich bildete mir dies bloß ein.
„Ups“, lächelte ich meine Kleine an, die erschrocken auf meiner Brust lag. „Ist schon in Ordnung“, zeichnete sie mir durch das T-Shirt Muster auf die Haut, bevor sie aufstand.
Hand in Hand liefen wir durch die Straßen von Los Angeles nach Hause, wie jeden Tag.
Immer wenn ich spazieren war, um den Kopf frei zu bekommen, landete ich bei Chester.
Jedes Mal auf ein Neues, als zog ein unsichtbares Seil mich dort hin.
Jedes Mal sackte ich mit Tränen überströmten Gesicht zusammen.
Ich werde wohl nie damit klarkommen, dass mein bester Freund nicht mehr an meiner Seite stand.
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Invisible (Linkin Park- Fanfiction)
FanficVanessa hatte es geschafft dem Krieg zu entkommen, doch es lauerten neue Problem für sie. Dann taucht auch noch Mike in ihrem Leben auf, der ihre Welt auf den Kopfstellt. Doch irgendetwas verheimlichte er. Doch nur was? Und was hat es mit der myster...