Chapter 46

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~Vanessa~

Glücklich und erleichtert stellte ich die Koffer im Flur ab.
Die Hälfte der One More Light Tour lag hinter uns.
Jetzt hatten wir erstmal ein paar Tage ruhe von dem ganzen Stress.
Es war der 19.07.2017 um genau zu sein.
Das Morgen sich alles ändern würde, hätten wir nie gedacht.
Wie denn auch?
Die Konzerte lenkten Chester von dem Tod seines Freundes ab, soweit dass er wieder lachte, Freude am Leben hatte.
Dass sich alles so schlagartig änderte, hätte ich nie mitgerechnet, dass alles so schnell den Bach hinunter geht. Wie viel ein Datum alles ändern konnte.
Mike schloss behutsam die Tür hinter sich zu.
„Was hälst du von einem Fernsehabend?“, fragte er flehend. „Klingt super“, lachte ich, „Und dazu Pizza.“
Mein Freund tippte hastig auf sein Handy ein.
„Schon erledigt“, grinste er stolz.
„Du bist der Beste“, ich drückte ihn liebevoll einen Kuss auf die Wange. Gespielt enttäuscht blickte er mich an, bevor er sorgsam mein Gesicht in seine Hände nahm und unsere Lippen mit einander vereinigte.
Ich war wie flüssige Butter in seinen zärtlichen Händen, werde dies wohl auch immer bleiben, was ich allerdings nicht gerade schlimm fand, schließlich gab es weitaus schlimmere Sachen.
Das nervtötende Klingeln der Klingel ließ uns zusammenzucken.
Mike löste sich von mir um die Tür zu öffnen wo ein junger Pizzabote wartete.
Er bezahlte die Rechnung und balancierte die Kartons in das Wohnzimmer.
Gemütlich setzte ich mich auf die Couch und kuschelte mich an den Rapper, der zufrieden brummte.
Im DVD- Player lief Transformers, mein Lieblingsfilm, nicht nur weil die Titellieder von Linkin Park stammen. Ich liebte den kleinen gelben Autobot Bumblebee so sehr.
Er konnte Mike schon fast Konkurrenz machen.
Ausversehen erwischte ich Mike mit den Pizzakarton als ich ihn wegwerfen wollte.
Werfen konnte ich noch nie so wirklich gut.
„Entschuldigung“, lachte ich, während er mich entgeistert anstarrte und mehrmals zwinkerte.
„Hättest du mich nicht vorwarnen können?“, lachte er und fing mich an durch zu kitzeln.
„Ich gebe auf! Ich gebe auf!“, lachte ich.
Mike hörte tatsächlich auf. Schwer atmend stützte er sich auf seinen Armen ab, während ich unter ihm lag. Seine glühenden braunen Augen verschlangen mich, in meinem Bauch fing es an angenehm zu kribbeln. Stürmisch legte er seine Lippen auf meine und wurde immer verlangender.
Unruhig wachte ich am nächsten Morgen auf, schnappte mir ein Flanellhemd von ihm was mir bis zu den Knien reichenten.
Seelenruhig schlief er noch immer in dem Bett.
Müde tapste ich die Treppe hinunter, allerdings war ich schnell hellwach als ich den Zettel auf den Boden liegen sah.
Jemand hatte ihn durch den Schlitz der Tür geschoben.
Rasch hob ich ihn auf und mein Herz rutschte mir augenblicklich in die Hose, mein Atem stockte, urplötzlich.

Liebe Vanessa,
es tut mir so unendlich leid, doch ich finde keinen anderen Ausweg mehr. Bitte verzeih mir, sei mir nicht böse. Ich werde immer bei dir sein, auch wenn du mich nicht mehr siehst.
Ich liebe dich.
Mein Drachenmädchen.
Chester.

Hastig riss ich die Tür auf und schlug sie zu.
Vernahm nur in der ferne einen fluchenden Mike, der aus dem Bett gefallen war.
Ich war im Tunnel.
In Unterwäsche und Flanellhemd rannte ich über die Straße, ignorierte die verwirrten Blicke der Menschen. In meinem Kopf lief ständig ein Satz ab. Ich liebe dich.
Wieso hatte er nie etwas gesagt? Tränen stiegen in meine Augen, krampfhaft hielt ich den Zettel in der Hand fest.
Der Asphalt stach in meine nackten Füße, ich ignorierte den Schmerz. Wollte nur zu ihn.
Chester.
Dass konnte doch alles nicht wahr sein, ich steckte in einem schlechten Alptraum fest.
Gestern wirkte er noch so glücklich. Und heute?
Tja heute….
In der Ferne sah ich seine Villa wovor zahlreiche Autos standen und Menschen.
Mein Drache bewegte sich nervös unter der Oberfläche.
Nein, dass konnte nicht sein.
Meine Füße bewegten sich schneller über den Boden.
Mein Herz raste.
Dass alles konnte doch nur ein schlechter Scherz sein.
Die Realität sprach allerdings etwas anderes. Ein weißer Sarg wurde in den Leichenwagen geschoben.
Unter Tränen brach ich auf den Knien zusammen, selbst mein Drache weinte sich die Selle aus dem Leib. „Hallo?“, jemand rüttelte an meiner Schulter, „Sie dürfen nicht hier sein.“ Schemenhaft erkannte ich die Umrisse eines Polizisten.
Ich bewegte mich nicht, konnte mich nicht mehr bewegen.
Mein Körper hörte nicht mehr auf mich.
Zwei Hände umfassten meine Arme und hoben mich kinderleicht hoch. „Ich habe Ihnen gesagt sie dürfen nicht hier sein“, seine Stimme triefte vor Trotz.
Jetzt wurde es mir definitiv zu viel. Keiner durfte mich anfassen, keiner durfte mich von Chester wegzerren. Aus meiner Kehle drang ein tiefes, gefährliches Brüllen.
Auf der Stelle lies mich der Polizist los.
„Was zum Teufel?!“
Meine Beine sackten weg und ich fiel in andere starke Arme, die mich festhielte.
Wäre sie nicht dagewesen, wäre ich auf den Boden gestürzt.
Die Arme zogen mich näher an die unbekannte Person.
Erneut flossen Tränen wie Bäche aus meinen Augen.
„Scht… scht. Alles ist gut“, sagte die weibliche Stimme.
Talinda.
Wie konnte alles gut sein?
Sie hatte ihren Mann verloren für immer und ich meinen besten Freund.
Gab es wirklich nur diesen einen Weg?
Weitere Arme schlossen sich von hinten um mich.
Mike.
Sein betörender Duft verriet ihn.
„Es tut mir so leid“, flüsterte er in mein Haar.
Ich wusste nicht wie lange wir hier standen, es fühlte sich nur an als seien es nur wenige Sekunden gewesen.
In der Wirklichkeit waren es mehrere Stunden gewesen.
Geht es dir jetzt besser dort oben? Bist du glücklich?
'Hör auf zu weinen süße', hörte ich seien Stimme, dann sein Lachen, 'Ja ich bin es. Ich hab dir doch gesagt ich werde dich nie alleine lassen', ich konnte fühlen wie er lächelte, 'Und jetzt hör auf zu weinen mein Drachenmädchen. Für mich gab es keine andere Lösung mehr. Die Dämonen hatten mich zu sehr gequält. Genieße dein Leben Maus. '

Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab.
Er würde mich nie verlassen, würde immer an meiner Seite sein, egal wo ich bin.
Dafür liebte er mich viel zu sehr, die ich nun deutlich spüren konnte.
Er wird immer an meiner Seite sein bis zu meinem letzten Atemzug.
Nur war er jetzt unsichtbar, doch trotzdem spürte ich seine Präsenz, als stände er direkt neben mir.
Ich war sein Drachenmädchen und würde es auch immer bleiben.
Er liebte mich, obwohl er wusste, dass ich die Gefühle nie erwidern würde.
Chester wollte mir nicht weh tun, mich verletzen, dass würde er nie tun.
Für ihn gab es nur keinen anderen Ausweg mehr, er stand in einer Sackgasse mit nur einer Lösung.
Den Tod.
Die Tatsache, dass er immer an meiner Seite stehen würde, beruhigte mich auf eine Merkwürdige Art und Weise.
'So gefällst du mir schon besser', meinte er, 'Das Lächeln steht dir ausgezeichnet. '
Ich konnte förmlich sein Grinsen vor mir sehen.
Er war da, nur eben jetzt unsichtbar.  

Invisible (Linkin Park- Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt