Kapitel 5

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Zitternd, nicht verstehend, mit keiner Chance nachzudenken, kniete ich hier. Das Blut lief von meinen Handgelenken hinunter und ich wusste nicht, wie ich verhindern konnte, dass es endlich aufhörte. Wieder prasselte Eiswasser auf mich, wieder schrie ich. Ich sollte nachdenken, nachdenken wie ich mich entschuldige, obwohl meine einzige Angst in den Moment aus Wasser bestand? Wie sollte ich Nachdenken können? Wie sollte ich verstehen was er meinte? Als das Wasser ausgeschaltet wurde, riss ich wieder an den Handschellen und meine Schreie verstummten. Meine Lippe zitterte, meine Knie waren aufgeschlürft und brannten.

"Aufhören! Bitte aufhören!" Schrie ich zum etlichsten mal.

Aber wieder kam keine Antwort, wieder wurde nur das Wasser eingeschaltet und wieder schrie ich und zerrte an den Handschellen.

"Bitte! Ich kann nicht mehr! Bitte hört auf! Es tut mir leid. Es tut mir leid!" Schrie ich weinend.

Ich flehte, flüsterte um Gnade und schrie meine Gebete hinaus, doch nichts half. Niemand kam, ich wurde nicht erlöst. Ich verstand das nicht, ich konnte es nicht verstehen. Ich wusste noch nicht einmal, was ich nicht verstehen konnte.

"Bitte." Wimmerte ich und mein Schreien erfüllte wieder den Raum.

Das kalte Wasser fühlte sich an, als würde es auf meiner Haut brennen. Ich schluchzte und schrie weiter und weiter. Doch niemand kam. Ich hatte das Gefühl, so langsam hier durchzudrehen, aber vielleicht lag das auch nur an der Kälte. Ich verbrachte etwas mehr als drei Stunden in dieser Dusche, es fühlten sich wie Tage an. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit von Qualen an, die mir nicht genommen wurde, egal wie sehr ich mir die Seele aus dem Leib schrie.

Dann öffnete sich die Tür. Ich sah die ganze Zeit auf den Boden vor mir, meine Glieder zitterten stark und meine Haare hingen mir nass im Gesicht. Die Kabinentür wurde geöffnet und ich sah weiter auf den Boden vor mir.

"Bitte aufhören. Ich tu alles, aber bitte hören Sie auf." Wimmerte ich.

"Ist das alles was du zu sagen hast?" Fragte die Frau.

"Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich ein freches Mundwerk gegenüber Ihnen hatte, es tut mir leid widersprochen zu haben. Ich werde nie wieder so sein, ich werde nie wieder meinen Ton gegenüber Ihnen erheben. Ich nehme auch den Namen an und werde nie wieder einen Gedanken an meine Familie verschwenden. Bitte hören sie auf, ich tu alles, aber bitte, Miss, ich kann nicht mehr." Ich fing mittendrin wieder an zu weinen.

Die Frau sah auf mich hinab und schloss die Kabinentür. Panik überkam mich.

"Bitte! Es tut mir leid! Miss!" Flehte ich, doch noch bevor sie die Tür erreicht hatte, wurde das Wasser angeschaltet und wieder schrie ich mit meinen gereizten Stimmbändern.

Es verging eine weitere Stunde, bis mich der Sir rausholen kam. Ich bedankte mich hunderte Male, aber er ignorierte es und hob mich einfach hoch. Ihn war es egal, dass ich nass und kalt war. Er trug mich die Kellertreppe hinauf und ich wurde von jemanden abgenommen. Zwei Sklaven trugen mich in das Schlafzimmer und fingen an mich abzutrocknen. Immer wieder murmelte ich, dass es mir leid tut und meine Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Keiner von ihnen sah mich an. Mein Oberkörper war nicht mehr hautfarben, meine Lippe noch bläulich und meine Haut blass.

Ich bekam das Kleid und Unterwäsche gereicht, aber ich war nicht in der Lage es anzuziehen. Irgendwann in der Nacht kamen die anderen Sklaven hinein und machten sich Bettfertig. Nadja nahm meine Hände und wollte mich ins Bett ziehen, damit ich mich hinlegen konnte. Doch ans hinlegen war nicht zu denken. Ich zog meine Hand weg und brabbelte weiter Entschuldigungen vor mich hin.

"Sina." Robert kam auf uns zu und ich zuckte zusammen, sah erschrocken zu ihn auf und schüttelte den Kopf.

"Maria. Mein Name ist Maria, Sina ist nicht mein Name, nein."

"Pscht. Alles gut. Komm leg dich hin, du musst dich ausruhen." Er schaffte es mit Hilfe von Nadja mich hinzulegen.

Die ältere zog mich an sich und schlang ihre Arme um mich. Ich schluchzte und weinte, hatte bei jeder Bewegung Schmerzen, doch irgendwann konnte mein Körper nicht mehr und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Ich hörte am nächsten Morgen den Wecker nur am Rande, merkte, wie Nadja aufstand und ich hörte wie die Tür sich öffnete.

"Raus hier, alle." Forderte jemand.

Es war Bewegung zu hören, doch das nahm ich nur am rand war. Jemand kam zu mir und strich mir durchs Haar. Ich murrte was ohne Bedeutung.

"Schlaf weiter, Maria, ruh dich noch aus." Forderte der Herr leise.

Er war noch nicht einmal bei der Tür, da schlief ich schon wieder ein.

Just ask me, little one IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt