Kapitel 7

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Kleines Feiertagsgeschenk

Als das Navi die Zeit ansagte, schnaubte der Junge.

"Also ans andere Ende des Landes. Wir werden Morgen erst ankommen." Erkannte Jack und fuhr los.

Dann zuckte der Junge mit den Schultern, als er auf die Straße einfuhr.

"Oder knapp vor Mitternacht. Würdest du dich bitte Anschnallen?"

Ich griff nach den Gurt und schnallte mich an, kaum war ich angeschnallt, beschleunigte er. Mein Blick ging unsicher zu ihn und ich merkte, wie Adrenalin durch meine Adern schoss. Haarscharf bog er ein, nahm die Ampeln bei dunkelorange und scherte sich einen Dreck um die Sicherheitsvorkehrungen. Auf der Autobahn fuhr er durchgängig links und mit fast 200. Ich kniff meine Augen zusammenn und bemühte mich ruhig zu bleiben, doch mein zittern fiel ihn auf, auch wenn er den Blick nicht von der Autobahn abnahm. 

Als er meine Hand in seine nahm, zuckte ich zusammen. Er legte meine Hand zu unters auf den Schalthebel und legte seine auf meine. Sein Blick war weiter auf der Autobahn.

"Wie alt bist du?" Fragte er plötzlich.

"17."

"Bist du schon mal gefahren?" Wollte er wissen.

"Ein paar mal." Meine Stimme zitterte.

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Gut." Er nahm das Tempo runter und fuhr bei der nächsten Raststätte von der Autobahn.

Er hielt an und stieg auf. Bei mir angekommen öffnete er die Tür.

"Dann fährst du."

"Was?" Ich sah ihn überfordert an.

"Ich würde dir ja meine Schuhe anbieten, aber im zu großen Schuhen wirst du kein Gefühl haben. Na los." Er schnallte mich ab und ich stieg aus.

Unsicher lief ich zur Fahrerseite und stieg ein.

"Ich mach dein Auto kaputt."

"Quatsch." Er schüttelte es ab und ich stellte den Sitz und Spiegel mit zitternden Händen ein.

"Das ist ein Auto wie jedes andere. Und selbst wenn es einen Kratzer hat, ich hab genug Geld, was ich für dümmeres in die Gegend schmeißen kann." Meinte er.

Meine nackten Füße fühlten sich komisch auf den Pedalen an. Ich drückte die Kupplung und schob dann den Sitz noch etwas nach vorne. Ich schaltete den Motor an und ging in den ersten Gang.

"Auf der Autobahn, solltest du auf den Beschleunugungsstreifen schon auf hundert kommen. Wenn du mit zehn auf den Streifen kommst, dann wird das nichts." Kommentierte er.

Ich schaltete also hoch. Mit fünfzig kam ich schlussendlich auf den Streifen.

"Schalt in den sechsten." Forderte er und ich tat es und drückte dann das Gas nochmal durch.

Er leitete mich an und erklärte mir noch ein paar Sachen, wie dass ich zum Beispiel viel zu schnell die Kupplung kommen lasse. Ich wollte nicht wirklich beschleunigen, aber irgendwann gewöhnt man sich an das Tempo. Jack forderte mich auf  schneller zu fahren und auf den linken Fahrstreifen zu wechseln. Die Dunkelheit machte mich unsicher, meinte Hände zitterten noch immer. Ich fuhr gut zwei Stunden auf der Autobahn. Dann konnte ich nicht mehr. Ich war durchgeschwitzt und wollt eine Pause. Jack schickte mich runter auf den nächsten Rastplatz. Da Heiligabend war, war wenig los.

Wir tauschten wieder die Plätze. Es war mitlerweile halb acht. Wir fuhren weiter und er schaltete das Radio leise ein. Das Navi führte uns an der nächsten Ausfahrt raus und wir wechselten auf eine andere Autobahn. Er beschleunigte wieder bis zur zweihundert, aber diesesmal störte es mich nicht. Mein Zittern hatte auch nachgelassen.

"Halt mal das Lenkrad." Bat er.

Ich hielt es gerade und er zog seine Jacke aus und legte sie auf meinen Schoß, da das Auto ein Zweisitzer war. Er bedankte sich und nahm das Lenkrad wieder in die Hand.

"Wieso machst du das?" Fragte ich.

"Weil ich nicht so bin wie meine Eltern. Mich interessieren ihre Geschäfte und auch ihre Einstellung nicht. Zudem bist du ja nach ihrer Ansicht meine Sklavin, da ich aber keine brauche, mache ich das einzig vernünftige und bring dich zu deiner Familie. Wenn es dir nicht zu nahe tritt, wie bist du an einen Händler geraten?" Fragte Jack und sah mich kurz an.

"Eine Lehrerin dachte, es sei gut, mich ein Schulprojekt mit einem Schwerverbrecher machen zu lassen." Erklärte ich müde.

"Immer diese Lehrer." Meinte er.

"Es tut mir leid. Das was du durchmachen musstest war nicht leicht, aber glaub mir, dass wird schon wieder, es wird dauern, aber es wird wieder." Versuchte er mich aufzumundern.

Ich sah ihn einfach an und dann wieder auf die Straße vor uns. Ich legte seine Jacke zusammen und hielt sie fest. Ich merkte, wie meine Augen immer schwerer wurden und schlussendlich konnte ich es nicht aufhalten und ich schlief ein. Die Erinnerungen an das Geschehen kratzen immer wenn ich wach war in meinen Gedanken und waren schwer zurückzudrängen, wenn es mir jedoch gelang, so befand sich Leere in meinen Kopf und ließ keine wirklichen Gedanken zu, ich wusste, dass er mich nach Hause fuhr, aber ich realisierte es nicht wirklich. Wärend ich wach war, konnte ich die Erinnerungen unterdrücken, doch sie warteten darauf, sie warteten darauf, dass ich schlief. Denn wenn ich schlief, konnten sie über mich herfallen und mich in Form eines nie endenden Albtraums quälen.

Just ask me, little one IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt