Kapitel 9

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Ich wollte widersprechen, aber mein Bruder zog den Stuhl nach hinten und hing das Tablett ans Ladekabel. Nick führte mich auf meinen Zimmer, runter. Als ich Victor sah rannte ich auf ihn zu, dieser hatte Augenringe, war blass. Seine Arme schlangen sich um mich und mein Shirt rutschte nach oben, ich keuchte vor Schmerz auf, wollte aber nicht auf Abstand gehen, er jedoch wich zurück und zog das Shirt so hoch, dass er die blauen Flecken sehen konnte.

"Es tut mir so leid. Es tut mir Leid Sina, dass ist alles meine Schuld." Er nahm mich vorsichtig in den Arm und ich schüttelte nur den Kopf.

Wir gingen in die Küche und ich nahm auf meinen Stammsitz platz. Jack saß neben mir und schien nervös. Klar, er wollte schließlich erklären, was passiert ist, doch jetzt wurde erst einmal gegessen. Ich schaffte ein halbes Brötchen, mehr nicht. Es wurde nicht geredet. Meine Eltern machten sich wahrscheinlich Gedanken, was passiert war und mein Onkel gab sich zu sehr selbst die Schuld für all das.

Mein Bruder räumte ab, Jack dachte angestrengt nach die richtigen Worte zu finden. Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer, ich wollte nicht dabei sein, ich wusste was passiert war. Aber ich wollte auch wissen, was Jack sagen würde. Ich setzte mich auf die Couch und starrte den ausgeschalteten Fernseher an.

"Als erstes möchte ich Sie bitten, die Polizei nicht einzuschalten, es würde alles komplizierter machen und Ärger bedeuten. Sie würden sich damit selbst in Gefahr bringen und vorallem auch sie."

Es war still, die Stimmen kamen gedämpft zu mir durch.

"Ich war nicht dabei, aber ich kenne meinen Vater gut genug um zu wissen, was mit ihr passiert ist. Er hat sie von einen Sklavenhändler ersteigert und wahrscheinlich hat sie ihn widersprochen. Als Möglichkeit ihre 'Unerzogenheit' rauszubekommen und zu unterdrücken kommen mehrere Sachen in Frage. Waterboarding ist vorallem das womit er gerne anfängt, ob in der Badewanne, in Waschbecken oder in der Toilette ist egal. Laut den Wunden an ihren Bauch hat er ihr Regeln und Verhaltensweisen eingeprügelt. Sie müssen ihr zu verstehen geben, dass es keine Bestrafung ist und das sie nun wieder frei lebt. Da es keine Wunden am Rücken gibt, wurde sie scheinbar nicht ausgepeitscht, auch vermute ich nicht, dass ihr Nahrung verweigert wurde und da ihre Fingernägel noch heil sind, wurden diese auch nicht gezogen. Ob das nächste was ich sage gemacht wurde, weiß ich nicht. Jedoch gibt es eine Art vom Folter, wobei eiskaltes Wasser über einen Gegossen wird. Immer wieder und in unregelmäßigen Abständen." Erzählte er.

Ich hörte meine Mutter weinen, irgendjemand lief in der Küche hin und her und dann redete Jack weiter.

"Wenn sie nicht auf ihren Namen reagiert oder panisch wird, liegt es daran, dass ihr der Name Maria zugeteilt wurde und sie durch all sie Sachen ihren Namen abgelegt hat. Ich selbst habe schon auf der Fahrt ihr gesagt, dass sie ihren Namen behält. Vielleicht kam das schon an. Es wird einige Zeit dauern, bis sie sich wieder normal in ihren Leben zurechtfinden kann. Nick meinte, dass sie schreibt. Lassen Sie sie bitte schreiben und zwingen Sie sie nichts zu sagen, das würde sie Überfordern. Haben Sie mir folgen können?" Fragte Jack.

Und dann schaltete ich ab. Ich hörte nicht mehr zu, nicht weil ich es nicht wollte, sondern nicht mehr konnte. Es war, als hätte man mir mit einem mal meine Konzentration geraubt. Ich hörte Schritte und dann blieb jemand stehen.

"Wird sie das oft machen?" Fragte mein Bruder.

"Wahrscheinlich." Mutmaßte Jack und zog sich an.

Ich stand auf und ging in den Flur.

"Danke, dass du mir meine Schwester zurückgebracht hast." Meinte mein Bruder.

"Du brauchst sich nicht zu bedanken." Meinte Jack nur.

Ich sah ihn zu, wie er sich anzog  er schlüpfte in seine Jacke und ich nutzte das um ihn zu umarmen.

"Huch." Er schien deutlich überrascht, schlang aber trotzdem seine Arme locker um mich.

"Danke, Jack." Murmelte ich.

"Frohe Weihnachten dir." Wünschte er und ich spürte seine Lippen auf meinen Kopf.

Er verabschiedete sich von den anderen und ging dann, ich ging hoch in mein Zimmer und zog mich an. Ich wollte mich wieder setzen, aber ich hielt inne, schüttelte dann den Kopf und fing an zu schreiben, jedoch nicht das von zurück, sondern meinen Aufsatz, ich beendete ihn, doch statt einen letzten Satz, kam eine halbe Seite hinzu und dann druckte ich es aus und fing an es in Handschrift abzuschreiben. Ich nahm einen Umschlag aus der Schublade und schrieb die Adresse von Frau Nimmerswert drauf, dass ausgedruckt schickte ich zu Frau Vogt. Als ich fertig war, legte ich die Briefe zur Seite, veröffentlichte meinen Aufsatz und dann ging ich runter. Legte die Briefe in die Küche und ging dann wieder hoch. Ich laß mir durch, was James und ich geschrieben hatten und irgendwie, irgendwo in mir, war der Wunsch, es mit ihn weiterzuschreiben.

Nachdem ich alles nötige und zusätzlich die Geschichte von James und mir veröffentlicht habe, schrieb ich an meiner Geschichte weiter. Ich merkte, dass sich nicht viel geändert hatte, war es normal, nach all dem, immer noch die selbe Einstellung zu den Menschen zu haben? War es normal? Ich wusste es nicht. Vielleicht sollte ich es herausfinden, vielleicht war es aber auch gut so, gut, dass ich kriminelle immernoch als Menschen ansah, egal welche Taten sie begangen hatten.

Meine Blase drückte schon eine ganze Zeit, aber erst, als ich es nicht mehr aushielt, ging ich mit einem großem zögern zur Toilette. Ich merkte, wie ich zitterte, als ich im Bad war und wie panisch ist wurde, sodass ich das Bad dannach auch so schnell es ging verließ und mich wieder ans schreiben setzte.

Just ask me, little one IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt