Zwölf Tage waren vergangen. Ruhige Tage ohne unerwartete Probleme. Und jetzt sollte das alles enden.
Mein Vater hatte mich zu sich gerufen und mit nassen Händen stand ich nun vor ihm.
Ein Riese. Autoritär und wahnsinnig mächtig. Ich war wieder die Raupe geworden, die unter seinem Schuh zertreten wurde.
„Du wolltest mich sprechen?"
Er nickte bloß und deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch.
Oh Gott...
Ich setzte mich und verschränkte die Arme.
„Das was ich dir nun sage wird dich nicht begeistern. Und gegen dieses Konzept hatte ich stets etwas einzuwenden, aber die Zeit ist reif und die Vorteile werden unsere Stellung fördern."
Oh nein. Bitte nicht...
„In drei Tagen wird Signora Rossi mit ihrer Tochter aus Norditalien anreisen."
Mir klappte die Kinnlade herunter.
„Ihre Tochter ist in heiratsfähigem Alter und ihre Mutter begrüßt es, ihren Schwiegersohn bereits zu kennen."
Ja, ich kannte diese Frau. Ihre Tochter nicht, aber das reichte mir.
„Weshalb kommen sie hier her?"
„Zur Eheschließung."
Ich begann heiser zu lachen.
„Mit...wem?"
„Dir."
„Nein." Verdammt, hatte ich das laut gesagt?
Er hob eine Augenbraue und rieb sich dann die Schläfen.
„Ich weiß, dass du—nun dieses Mädchen dass hier ein uns aus wandert ist keine angemessene Gefährtin. Ich werde dich nicht zwingen."
„Doch genau das tust du, Vater! Aus welchem Grund käme sie sonst hier her? Wenn es meine Entscheidung ist, dann sage ich schon jetzt: Nein!"
„Sie kommen nicht unser wegen, sondern wegen des Handels, aber trotz alledem ist das ein weiterer Grund und du wirst sie kennenlernen. Gib ihr eine Chance und dann werde ich dein „Nein" vielleicht akzeptieren."
Wütend stand ich auf und funkelte ihn an.
„Ich bin gerade wieder hier. Nicht viel Zeit ist verstrichen und ich beginne gerade mein Leben in den Griff zu bekommen und bin Pearl näher als je zuvor und ihr wollt alles ruinieren! Mir geht es nicht gut! Mir geht es wirklich nicht gut und du machst es schlimmer! Danke. Einfach Danke!" Ich fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum.
„Zenon!"
Der harsche Ton meines Vaters ließ mich zusammenzucken.
„Gesund bist du noch lange nicht aber erwarte nicht, dass du dir deshalb alles erlauben kannst!"
Ich drehte mich auf den Absätzen meiner Schuhe um und rannte aus dem Zimmer.
Ich wollte jetzt schreien. Glaubte er wirklich ich könnte dieser fremden Frau eine Chance geben?
Ich schmiss mich auf mein Bett und schrie Wort wörtlich in mein Kissen. Mein normaler Verstand sagte mir, dass nicht ich das war sondern noch immer der Einfluss der Medikamente und dass sich das bald legen würde aber besonders in solchen Situationen war ich rasend schnell gereizt.Als ich aufgehört hatte zu schreien konnte ich meine Eltern unten streiten hören. In letzter Zeit hörte ich das oft.
„Hör auf den Jungen immer unter Druck zu setzen! Er ist krank!"
„Oh Vittoria du törichte Mutter, was glaubst du was ich tue? Gebe ich ihm nicht schon genug Zeit? Aber wo ist die Frau die er heiraten wird? Wenn sie wenigstens einen guten Stammbaum hätte—"
„Es geht nicht uns Heiraten, es geht um sein Leben! Was wenn er sich wieder etwas antut? Was wenn er sich selbst ertränkt wie sein Bruder vor ihm?!"
„Vittoria!"
Sie erstummte und ich rollte mich noch enger zusammen, bis ich mir in die Haut meiner Hand biss. Die Decke bis zu den Ohren gezogen. Ich wollte es nicht mehr hören. Nicht mehr Teil von diesen Problemen sein. Alles war so schön gewesen. So viele schöne Stunden hatte ich erlebt und dann waren sie wieder verschwunden. In letzter Zeit hatte ich so oft gestritten, so oft meine Kraft für diesen unnützen Streit gegeben und war dann wie jetzt still in meinem Bett und wollte wieder ins Meer. Nach nichts sehnte ich mich mehr, nichts kreiste ständiger durch meine Gedanken. Das Meer, Pearl, der Traum. Alles schien sich nur darum zu drehen.
Ich musste Pearl Bescheid geben! Sie konnte mir doch sicher helfen... sie musste nur hier her kommen und einen guten Eindruck auf meine Eltern hinterlassen. Ich musste mich nur mit ihr verloben und dann würden meine Probleme verschwinden. Andererseits zog ich sie dann in mein hässliches Leben...
Mein Egoismus siegte.Aber diese Idee hatte nicht ich alleine. Meine Mutter hatte mich abgefangen, noch bevor ich zu Pearl gehen konnte.
„Ich will nur dass es dir gut geht, mein Sohn."
Sie reichte mir eines ihrer teuren Kleider, ein paar von feinen Schuhen und Schmuck.
Ich schaute sie fragend an. Sie lächelte zart und kleine Fältchen drückten auf ihre Augenlider.
„Gib sie deinem Mädchen und lass sie her kommen an dem Tag, an dem unsere Gäste eintreffen. Sie sollen auf deinen Vater wirken, damit er seine unsinnige Idee schweifen lässt. „Jetzt geh!"
Ich dankte ihr, dann lief ich los.
Ich musste sie jetzt finden. Ich stolperte durch den Sand und rief ihren Namen als ich sah, wie sie hinter einer Düne saß und mich mit großen Augen ansah.
Ich musste lächeln und ließ mich erleichtert neben sie fallen.
Sie berührte mich an der Schulter und legte den Kopf schief.
„Zenon? Ist alles in Ordnung?"
„Ich bitte um einen Gefallen."
„Natürlich. Was ist passiert?"
Ihre nackten Beine zogen meine Aufmerksamkeit auf sich, so sehr ich auch versuchte ihr Gesicht anzusehen, während ich ihr die Situation schilderte.
„Oh... Zenon ich glaube an Schicksal. Vielleicht ist Ihr Schicksal diese Dame zu heiraten."
„Ich bitte Sie lediglich darum unserem Schicksal auszuhelfen. Und sollte sie meines sein, verzichte ich darauf."
Sie lächelte und schaute aufs Meer, als suchte sie nach einer Erlaubnis.
Dann wandte sie sich ab und sagte:
„Ich gehöre an jenem Tag Ihnen. Sie müssen mich nur rufen und ich werde kommen."
„Wirklich?"
„Ja. Ich werde versuchen Ihren Vater von mir zu überzeugen, auch wenn ich nicht viel habe womit ich das könnte."
„Ah—Ich vergaß."
Ich gab ihr Kleid, Schuhe und Schmuck.
„Oh Himmel... habt Ihr das gestohlen?"
Ich lachte und schüttelte den Kopf.„Ich werde warten," sagte sie und hielt den Stoff eng an ihre Brust.
„Ich hoffe ich werde helfen können dein Schicksal zu erfüllen."Auch wenn ich selbst beim Überarbeiteten diesen Handlungsabschnitt nun kürzer fassen will, um mich mehr auf die eigentliche Entwicklung der Geschichte zu konzentrieren, habe ich gemerkt dass er doch recht wichtig für den Sinn der weiteren Handlung ist • hoppla :D
Ich hoffe euch gefällt es trotzdem. ^-^
LG JCsirens
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Sirens___Ein tödlicher Kuss
FantasyWesen aus alten Legenden. Älter als manche Götter und reiner als die See. Weiser als Gelehrte und tödlicher als Schwerter. Verführerisch und eisig wie das Meer. Sirenen... -Informationen im ersten Kapitel - ^-^ Viel Spaß beim Lesen. LG JCsirens ...