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Gezeichnetes Bild->letze Szene des vorherigen Kapitels :)

Diese unglaubliche Stille Unterwasser füllte mein Herz mit so viel Liebe, dass diese volle und leuchtende Welt all die dunklen, leeren und trockenen Tage meines Aufenthaltes in der höllengleichen Einrichtung verblassen ließen. Nicht, dass ich diesen Zustand für permanent hielt, dennoch schien er wie Alkohol eine gute und Ertragreiche Droge zu sein, um meine Schmerzen und Zweifel zu lindern.
Pearl zeigte hinauf zu einem sich windenden Felsen. Unzählige Steinplatten schraubten sich hinauf an die Oberfläche und dicke Wurzeln eines Baumes verbanden und hielten jede einzelne an ihrem Platz. Dazwischen führten unzählige Löcher und Gänge in den Stein, durch die ausgewachsene Männer passen könnten.
Bunte Fische schwammen durch das klare Wasser und der weiche Sandboden glitzerte wie Gold.
Sie zog mich hinauf, um aufzutauchen und ich folgte ihr zögerlich. Ich wollte diesen Ort nicht verlassen, an dem dieser tiefe Zauber meine Sinne erweckte und mein Herz erquickte.
Pearl blieb still und drehte sich zu mir, nachdem wir durch die Wasseroberfläche brachen.
„Mein Heim."
Ich sog geräuschvoll die Luft ein und lächelte sanft.
„Deshalb die Magie. Es ist wunderschön."
„Das ist es. Aber lasse dich von ihr nicht zu tief ziehen. Ich will dich mit vollem Bewusstsein durch meine Welt geleiten."
Ich nickte und Pearl schwamm zu einer der Platten. Jetzt erinnerte ich mich. Hier war ich bereits mit „meinem" Boot gewesen.
Zwei Male.
Das erste Mal nachts bei meinem Nahtod. Das zweite Mal als ich die Gelüste verspürte, aufs Meer zu rudern. Hier war ich wieder.
Ich ließ mir von Pearl hinaufhelfen und stand wackelig auf den Steinplatten.
„Kein Wunder dass ich immer hier bin. Du ziehst mich an, nicht wahr? Du ruft mich zu dir..." ich berührte den warmen Stein mit meiner nassen Handfläche und unter ihr pochte der Stein wie ein junges Herz.
„Magie..."
Pearl kniete sich, noch immer in der Gestalt einer Sirene (jedoch mit menschlicherem Oberkörper), neben mich und lächelte. Ich kniete mich zu ihr und sie legte ihre Hand auf meine.
„Sag mir, ist das Anthemoessa?"
In diesem Moment kamen drei Köpfe aus dem Wasser geschossen.
Pearl neigte den Kopf zur Seite und ihre blauen Augen glühten.
Ich wich ein winziges Stück zurück und meine Hände zitterten. Das Wasser schien kühler geworden zu sein.
Die erste Gestalt, die sich an der Platte emporzog war eine Frau mit braunem, langen Haar und gesprenkelten dunklen Augen. In eben jenem Ton glitzerten die Schuppen auf ihren zusammengewachsenen Beinen.
Sie fauchte:„Du bringst einen Menschen mit?" Ihre Augen glitzerten wie getrockneter Harz.
„Was glaubst du, wird Sie mit ihm machen?"zischte die zweite, welche smaragdgrüne Beine besaß und sich wie eine Schlange nach vorne wand. Ihre Augen funkelten wild und ihr rötliches Haar glitt in ihr Gesicht.
„Du weißt, dass Sie unersättlich isst..."
Ein aalglatter Körper schälte sich aus dem Wasser. Hell und weiß wie der Schaum auf einer Welle funkelte er und diese hellen blauen Augen waren unmenschlicher als das Grün und Braun der anderen beiden Fremden.
Doch fremd waren sie mir alle nicht. Ich kannte sie alle vom Markt. Ich hatte mit der ersten an einem Stand voller Blumen gesprochen, die Zweite hatte ich als Passantin gesehen und die weiße Frau vor mit hatte ich zu Boden gerempelt und war wie ein Tölpel weggerannt.
Ich schaute sie hinter Pearl direkt an und fragte mit heiserer Stimme:„Armin?"
Ihr Blick galt nun mir und ihr Blick sprach Bände:„Zenon?!"
„Er gehört mir. Akzeptiert ihn oder haltet euch raus!" fauchte Pearl und ihre ewig lange Flosse wickelte sich um meinen Körper.
„Zenon, was machen Sie hier?"versuchte Armin es erneut.
„Pearl du weißt was mit meinem Partner und somit seinem Bruder geschah? Die See wird nicht ruhen ehe er in ihrem Magen liegt."
„Was hatte mein Bruder mir Ihnen zu tun?" Fragte ich.
„Zenon halte dich da raus," zischte Pearl. Ihre Kiemen zitterten vor Wut.
„Du hast es ihm nicht gesagt?" Fragte die Frau mit den grünen Augen.
„Warte, Ihr alle kennt meinen Bruder? Reden wir von der selben Person?"
„Ja," sagte die braunäugige und lächelte.
„Sehr gut, Junge."
Wir werden Euch nicht töten, Sie schon," flüsterte Armin.
Pearl atmete erleichtert aus.
„Eine Sirene hat kein Herz. Eine Sirene braucht kein Herz. Hast du das vergessen?" Fragte das erste Mädchen vom Blumenstand.
„Eine Seele habe ich, und mein Herz schlägt genauso wie das eines Menschen."
„Tu was du für richtig hältst. Aber sollte sein Blut das Meer Tränken versalze es nicht mit deinen Tränen und rufe nich, wir hätten dich nicht gewarnt."
Pearl lächelte sanft und die erste beiden Sirenen stießen sich von den Platten ab und sanken geräuschlos ins Meer.
Nur Armin blieb und sagte mit traurigen Augen:„Ich hoffe du begehst nicht den gleichen Fehler wie ich."
„Werde ich nicht."
„Dann ist ja gut."
„Bis bald, hoffe ich, Zenon."
Dann verschwand auch sie im Meer.
Ein Familientreffen unter Sirenen mit ein wenig Drama... was wollte ich mehr in meinem Leben?
„Tut mir leid," sagte sie und zuckte mit den Schultern nachdem Armin abgetaucht war.
„Nicht schlimm," antworte ich und fragte sie:„Ihr kanntet meinen Bruder also wirklich?"
„Ja. Ihm ging es lange Zeit nicht gut und er war dem Meer immer sehr nah. So lernte er Armin kennen und die beiden kamen sich näher."
„Also war er nicht nur verrückt durch euren Gesang?"
„Die Psyche des Menschen ist unergründlich. Selbst wir können nicht sagen ob seine Traurigkeit durch uns oder andere äußerliche Eindrücke seine manischen Probleme erschufen. Aber wir sind nicht ganz unbeteiligt das steht fest. Und das bereuen wir."
„Reue erweckt Tote nicht, aber bereuen ist dennoch wichtig. Ich bereue vieles."
„Ich auch. Wir konnten ihn nicht schützen als die See ihn sich zum Opfer wählte und sein Körper sah den Tod bereits seit langer Zeit als Freiheit an. Somit war es mehr oder weniger ein Freitod mit Hilfe von Damika."
Ob ich das vergeben konnte wusste ich nicht aber ich konnte nichts ändern also sagte ich nichts mehr.
Nachdem ich meine Stimme wieder gefunden hatte fragte ich sie:„Werde ich auch so enden?"
Sie schloss die Augen und strich sich das nasse Haar hinters unmenschliche Ohr.
„Nein. Nicht wenn ich noch Kraft habe ihr zu widersprechen."
Tränen stiegen mir in die Augen und in meinem Hals war urplötzlich ein Stein aufgetaucht. Meine Mundwinkel zuckten leicht und ich schloss die Augen.
Ein Freitod. Ein Freitod.
Bruder, du ließt mich alleine mit meinen Eltern und ich hätte dich gebraucht. Nun leide ich so wie du es tatest und deine Geschichte wiederholt sich.
„Zenon. Du bist nicht alleine," sagte sie und legte ihre Stirn an meine.
„Ich dürste nach dir. Meine Instinkte rufen danach dich zu ertränken aber solange mein Herz schlägt werde ich dich immer wieder zum Atmen zwingen. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es dir auf meine Seele."
Ich hoffte ihr Herz würde weiter für mich schlagen. Ich wollte leben! Ich wollte leben!
Sie glitt wieder langsam ins Wasser und nahm meine Hand. Ihre Fischhäute waren kalt und klamm wie Tau.
Ich zögerte. Wieder ins Wasser?
„Es ist in Ordnung. Vertrau mir."
Dann zog sie mich hinunter.

Kleine Erinnerung: Kapitel 30. (Erste Begegnung von Zenon und den beiden Sirenen)

Hallo ihr Lieben!
Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend :)
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ich würde mich natürlich wie immer über Kommentare und Votes freuen ^-^
Ich habe das Bild zum letzten Kapitel mehr oder weniger als Skizze gemalt weil ich irgendwie nie zufrieden war •~•
Naja, ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
LG JCsirens

Sirens___Ein tödlicher KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt