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Einen Fehler einzugestehen war meinem Vater sehr wichtig. Genauso wichtig war ihm Etikette. Und deshalb wohnten Signora Rossi und ihre Tochter noch immer unter seinem Dach und der Streit vor einigen Wochen vergessen.
Und wenn ich meinem Vater nun sagte, dass meine Beziehung zu Pearl gestorben war, dann würde meiner Eheschließung womöglich wenig im Wege stehen.
Ich lief durch die Straßen meiner Heimat und hielt an einem Stand auf dem Markt um die frischen Blumen zu betrachten, die in Bündeln auf dem Tisch lagen und in Krügen Wasser tranken. Allesamt von bunten Bändern zusammengehalten und mit Schleifen verziert.
Die Frau hinter dem Stand schnitt die Stängel von drei Rosen ab und legte gelbes Band um sie. Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Irgendetwas schien wie ein Déjà vu.
Sie hatte schwarzes Haar, feine aber dennoch starke Hände und tiefe braune Augen.
Als sie mich sah entblößte sie eine Reihe strahlend weißer Zähne die sich mit ihrer gebräunten Haut stachen und fragte:„Wollen sie etwas kaufen?"
Etwas neben der Spur schwieg ich und als ich ihren verwirrten Blick wahrnahm sagte ich hastig:„Ah, nein! Danke."
Sie lächelte aber Verwunderung schien ihr  deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Was suchen sie dann hier?"
Mein verträumter Verstand arbeitete dieses Mal schneller und ich entschuldigte mich, drehte mich um und lief peinlich berührt weiter. Verdammt Zenon! Wieso passierte so etwas immer mir?!
Ich schlug meine Hand über die Augen und seufzte laut. Gerade als ich die Hände herunternehmen wollte spürte ich schon, wie ich gegen etwas hartes stieß, nach vorne kippte und das Gleichgewicht verlor. Der Länge nach fiel ich auf den Boden und stieß einen entnervten Ruf aus.
„Was zum?!"
Ich setzte mich auf und sah auf eine junge Frau, die mich aus hellen Augen anblinzelte. Sie lag neben mir und ihr linkes Bein lag genau unter meinen.
„Ich bitte um Entschuldigung!" Sagte ich und schlug die Hände wie in ein Gebet gesunken nach vorn. Verdammter Dreck! Ich war über ihren Fuß gestolpert! Noch peinlicher und dämlicher konnte dieser Tag nicht werden.
Aber als ich die Augen wieder öffnete und zu ihr schaute sah ich sie Lächeln und mein Herz gefror. Sie war atemberaubend schön. Ihr Haar war schneeweiß und ihre Haut glich zerbrechlichem Porzellan. Aber das war nicht was mich so sehr erschreckte. Es war ihre Ausstrahlung und ihr Lächeln, welches genauso wie das von Pearl atemberaubend schön war. Es schien zu perfekt. Beinahe unmenschlich.
Sie legte ihren Kopf schief und sagte:„Keine Sorge."
„Kenne ich sie?" Zenon?! Wieso fragte ich so etwas?!
„Ich denke nicht," sagte sie und kicherte leicht, bevor sie aufstand und sich den Staub von den Kleidern klopfte.
Dann reichte sie mir die Hand.
„Wie heißen Sie?"
Himmel, Zenon!
„Armin. Sie können mich Armin nennen."
Und ab da wurde mir schlecht.
Meine Augen wurden glasig und es war als hätte man mich direkt ins Gesicht geschlagen.
Armin war einer der Namen, die ich ununterbrochen im Klinikum gehört hatte.
Die junge Frau vom Blumenstand kam herbei und wandte sich an die Frau, die ich zu Boden gestoßen hatte und die mir jetzt ihre Hand hin hielt. Schnell stand ich alleine auf und entschuldigte mich erneut.
Die schwarzhaarige sah mich aus dunklen Augen an und lächelte leicht, dann nahm sie die Hand der anderen und kehrte mir den Rücken zu.
Und noch immer war mir, als hätte ich etwas sehr wichtiges vergessen. Ich war so nahe es zu verstehen aber dennoch hielt mich etwas zurück. Die Erinnerungen an die Zimmer im Klinikum, meine Selbstverletzung, meine Anfälle und meine Schreie vernebelten meinen Verstand und ich rannte los. Einfach weg. Hier waren zu viele Leute und zu viele, die mich erkennen könnten. Mein trocknendes Hemd klebte kalt auf meiner Haut.

Als ich in eine der Nebenstraßen einbog ließ ich mich an einer Hauswand herunter und saß mit angewinkelten Beinen dort und schloss die Augen.
Was waren das für Frauen? Die Namen die ich immer wieder gehört hatte kreisten in meinem Verstand. So tief in meine Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie sich jemand neben mich kniete. Erst als ich eine Hand auf meiner spürte, sah ich auf und schaute in das symmetrische Gesicht von Tonino.
Ich schrie erschrocken kurz auf und Toni fiel nach hinten um. Die Waffel die er zuvor in der rechten Hand gehalten hatte, lag nun im Dreck.
„Ahh! Meine Waffel! Man Zenon, du hast mich erschreckt!"
Völlig außer Atem sagte ich:„Du warst derjenige, der angeschlichen kam!"
Ich beobachtete wie er den Dreck von der Waffel abzuklopfen versuchten und sie sich dann einfach in den Mund steckte.
„Was machst du überhaupt hier?" Fragte ich und sah ihn an.
„Das sollte eher ich fragen. Du bist derjenige, der hier sitzt und nach Salz riecht."
„Ich bin ins Wasser gesprungen, nachdem Pearl mir sagte, sie wolle mich nicht mehr sehen. Dann habe ich eine Frau angestarrt und bin dann beschämt weiter gelaufen, nur um kurz danach über ihre Freundin zu fallen und sie zu Boden zu reißen. Mein Tag ist fantastisch wie man hört."
Tonino nickte bloß aber dann lachte er und fragte:„Bist du einfach in sie rein gelaufen?"
Ich nickte und wurde rot.
Dann lachte er laut und legte sich an die gegenüberliegende Wand.

„Musst du dann heiraten?"
„Womöglich."
„Willst du das?"
„Natürlich nicht."
„Und jetzt?"
Ich zuckte die Schultern.
„Eine andere Wahl habe ich nicht."
„Wohnen sie noch bei euch?"
„Ja."
Er biss sich auf die Lippe und zog die Augenbrauen zusammen.
„Verdammt Zenon. Kannst du nicht einfach nein sagen?"
„Mein Vater—"
„Vergiss ihn! Es geht um dein Leben!"
„Wie kann ich das? Er ist... er ist mir überlegen ich wage es nicht."
„Dann folge deinem Herzen."
„Und wie, wenn es sich schon entschieden hat?"
„Sei ehrlich mit jenen, die du liebst und auch mit deinen Feinden, dann wirst du erfahren was Vertrauen heißt...das hat mein Bisnonno* immer gesagt."
„Das hilft nicht wirklich."
„Vielleicht ja doch. Warte ab."

*-> Urgroßvater auf Italienisch 

(Mir war danach einige Begriffe und Wörter auf italienisch zu lassen. Einen besonderen Grund hat es nicht ^-^ )
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Wie immer würde ich mich über Votes und Kommentare freuen.
Liebe Grüße
JCsirens

Sirens___Ein tödlicher KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt