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Am Strand angekommen zog ich mich erschöpft an Land und lag mit schweren Augenlidern da

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Am Strand angekommen zog ich mich erschöpft an Land und lag mit schweren Augenlidern da.
Pearl zog sich zu mir und langsam rissen die Schuppen und ihre Beine trennten sich mit optisch sehr schmerzvollen Bewegungen. Aber sie schien sich daran gewöhnt zu haben.
Ich zog mein Hemd aus und legte es ihr über die nackten Glieder.
„Und?" fragte sie und grinste.
„Das war fantastisch!" Ich ließ mich nach hinten in den Sand fallen.
Sie kicherte und legte sich neben mich.
„Das war es."
„Bald zeige ich dir meine Welt, auch wenn du sie schon kennst."
„Ich weiß weniger als du denkst. Ich freue mich schon."
Sie strich mir sanft über die nackte Schulter und summte ein wunderschönes Lied.
„Töte mich nicht aus Versehen."
„Werde ich nicht." Wir lachten und blickten in den roten Himmel.
„Wusstest du, dass man eine Sirene an ihrem Mal hinter dem rechten Ohr erkennen kann?"
„Steht das in der Odysee auch geschrieben?"
„Nein."
„Gut dann weiß ich es nicht und war nicht bloß unaufmerksam beim Lesen."
Sie kicherte, legte ihr nasses Haar zurück und deutete auf einen roten Fleck. Der rote Fleck wurde bei näherem Betrachten zu einer Flosse. Rund und um die eigene Achse gedreht wie ein Dornenkranz.
„Jede hat ihn?"
„Ja. Glaube mir Zenon, es gibt so viel was du nicht weißt aber das ist nebensächlich. Wir haben alle Zeit der Welt uns darüber zu unterhalten. Aber ich will mehr über dich wissen. Du bist wie ein weißes, umbeschriebenes Blatt. Ich will es mit Tinte beschriften."
„Ewig Zeit habe ich nicht, Pearl. Ich bin sterblich."
„Meine Seele auch."
Trotzdem. Ihr Leben war ewig. Ewig unsterblich, jung und schön. Ein Leben ohne Tod und Alter.
Da konnte ich die Sirenen hören.
Helle dumpfe Schreie auf dem Ozean.
Pearl hob ihren Kopf und wir starrten auf den Ozean. Ihre Augen leuchteten wie die von Katzen. Ungeduldig stand Pearl auf und der Stoff meines Hemdes fiel zu Boden.
Ich wandte meinen Blick nicht ab.
„Ich muss gehen. Sie rufen nach mir."
Die Jagd hatte begonnen...
„Versprich mir nicht ins Wasser zu gehen. Bitte!"
Ich nickte, stand auf und sah sie mit bebendem Herzen an.
Sie lächelte und watete ins Wasser.
Bereit einen weiteren, unschuldigen Fischer zu töten.
Bereit seine Seele zu rauben um ihre zu behalten.
Ihrer Kehle entflohen unmenschliche Rufe bevor sie abtauchte und dann war alles still.
Die Rufe in der Ferne waren leiser und die dunkle Nacht schien wie ein Ungeheuer auf meinen Schultern zu sitzen.
Danach besuchte ich Tonino um ihm zu erzählen dass Pearl nun endlich meine Gefühle erwiderte.
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Meine Lehre als Seefahrer waren abgeschlossen und auf dem Fest der Zeremonie laß ich folgende selbst geschriebene Zeilen:„Ein jeder Mensch hat Bindungen, doch ist es wichtig jene zu lösen, welche einem schaden." Ich blickte zu meinen Eltern und dann blinzelte ich, als ich den Engel neben der Tür in einem blauen Kleid stehen sah.
Ich fuhr fort:„Ein jeder Mensch hat Bindungen zur Natur. Bindungen zur Erde. So haben wir Bindungen zum Meer und unsere Herzen ziehen uns hinaus."
___
Die nächsten Wochen waren Pearl und ich in jeder freien Minute zusammen. Ich schlief auf dem Stein im Meere für viele Tage. Sie verzichtete fast eine ganze Woche lang auf abendliche Jagden und lag neben mir im seichten Wasser. Ich streichelte ihr über die schuppigen Schultern und berührte ihre schwarzen Flossen zu nächtlichen Stunden, bevor sie leise summte und mich in einen warmen Schlaf sang.
Doch Pearl brauchte diese Tode um zu leben.
Ich sah sie Nachts mit sich ringen und ich sah wie ihre Spitzen Zähne nah an meinem Halse lagen. Dann überrannte mich der liebe Schlaf erneut.
Manchmal wachte ich neben einer weinenden Pearl auf. Manchmal waren ihre Augen noch rot voll Durst. Manchmal schlief sie friedlich in meinen Armen.
Ein so zartes Mädchen mit blutroten Händen...
Immer wieder zeigte Pearl mir ihre Welt und die Sandbank weit draußen, die sie so sehr liebte. Wir saßen dort und betrachteten die Abertausenden kleinen Fische, die an meinen Fingern nagten.
Die idyllische Stille umhüllte uns mit sanften Klängen und die anderen Sirenen betrachteten uns oft mit wachenden Augen nicht fern von uns.
Sie wussten dass ich sie sah.
Das Meer hier auf dem hellen Sand war warm und ich legte mich auf den Rücken in das seichte Wasser.
Das Plätschern der sanften Wellen. Das helle Wispern von magischen Stimmen und Meeresschaum.
Pearl lag neben mir und flüsterte:„Was hörst du?"
„Den Schaum, die kleinen Blasen und Fische."
„Du hörst noch viel mehr, mein Zenon. Du hörst das Leben. Wasser ist Leben."
Sie drehte sich um und lächelte mich an:„Du siehst meine Heimat."
Engel des Meeres. Sirene der Flut.
Dieses Wesen hatte ein Herz dass so viel Leben und Liebe spüren konnte, wie auch meines. Ihr Herz war so zart und real, dass auch Trauer dort ihren Platz fand.

Hallo, hier das nächste Kapitel ^-^
Ich wünsche euch einen schönen Abend.
Dieses Kapitel ist nicht das spannendste, tut mir leid. Beim nächsten wird mehr passieren :)
Ich würde mich wie immer über Kommentare und Votes freuen.
LG JCSirens

Sirens___Ein tödlicher KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt