Doch es kam anders.
Einige Wochen nach unserem Treffen sah ich Pearl nicht mehr.
Es schien so still wie nie zuvor.
Bis sie eines Morgens still am Pier stand und zu mir blickte. Die Wolken hangen tief und das Meer schrie gegen die Klippen.
Aber was ich sah war nicht die Frau, in die ich mich verliebt hatte. Gehüllt in ein langes Nachtkleid sah sie aus wie ein Geist.
Ein eisiger Schauer lief meinen Rücken herab.
Das Bild was sich mir bot erschauderte mich.
Ihre Haut war trocken, fahl und klebte nur so an ihren Knochen. Sie war wahnsinnig dünn und ihr blondes Haar strähnig.
Sie hustet und ihre rot geschwollenen Augen riefen mich zu ihr. War sie die selbe Frau?
Tränen liefen ihre Wangen herunter und ihre Lippen zitterten.
Jede Träne färbte ihre Haut dunkel, als reiße diese bald.
Ich rannte los und als ich vor ihr stand und sie zu mir hoch schaute konnte ich tiefen Schmerz in ihren Augen sehen.
„Was... Wie?..."
„Zenon—," ihre Stimme brach und sie legte ihre Hand an ihre Kehle. Schnell sah sie zur Seite während ich auf ihre Schläfen blickte.
Ihre Lippen rissen und Blut sammelte sich an den wunden Stellen.
„Was ist los?" Fragte ich und nahm ihre Hand in meine. Es war als hielte ich nur pure Knochen in den Händen.
Sie stieß mich von sich, taumelte und für den Bruchteil einer Sekunde funkelten ihre Augen wie die eines hungrigen Tieres. Sie stand auf den Zehen, den Rücken gebogen und den Kopf nach oben gestreckt.
Dann hustete sie und sagte atemlos:
„Zenon. Es tut mir leid. Ich kann nicht mehr."
„Ich helfe Ihnen! Ich werd alles tun! Sagt mir nur was ich tun soll."
Schiebe mich nicht mehr von dir!
Lass mich nicht alleine!
„Genau dies ist das Problem. Ich brauche und will ihre Hilfe nicht." Ihre Stimme wurde kalt und tief in ihr lag ein schauriger Sturm.
Ich wollte ihre Hände nehmen, aber sie wich zurück und wendete auf ihren nackten Füßen.
„Zenon Zabat. Ich werde jetzt gehen. Ich habe etwas besseres als Sie verdient. Sie sollten mich vergessen."
Ihre Stimme war so kalt und resigniert dass ich zurückwich und keine Kraft mehr in meinen Beinen fand. Sie drohten einfach zu brechen.
Pearl schloss ihre Augen und sah mich ein letztes Mal aus eisblauen Augen an, bevor sie sich drehte und einfach ging. Der Wind waberte um ihre dünne Gestalt und die dunklen Wolken am Himmel schrieen förmlich Regen.
Dann sackte ich zusammen und saß auf dem Pier. Noch immer in die Richtung sehend in die sie gegangen war. Es fühlte sich an als würde ich etwas verloren haben. Etwas sehr wichtiges. Ein Teil in mir schien herausgerissen und das riesige Loch weitete sich mit jeder Minute.
Das Meer hinter mir fegte und schäumte als würde es sich über die Wendung meines Lebens freuen.
Weinen konnte ich nicht, denn ich fühlte mich in diesem Moment viel zu leer.
Aber aufstehen konnte ich auch nicht. Selbst dann nicht, als es zu regnen begann und ich im kalten Regen saß und endlich Tränen auf meinen Wangen spürte. Aber es war nur der Regen.
Ich schloss meine Augen und schaute auf die Tropfen die neben mir das helle Holz dunkel färbten.
Ich hoffte inständig dass mich hier niemand sehen würde. Ich wollte einfach alleine sein und mich in mein Loch der Träume und Gedanken setzen, aus dem man mich immer wieder zog.
Dann hörte ich Schritte und Stimmen.
Ich stand ruckartig auf und lief schnellen Schrittes weiter auf den Steg. Dort hinten wo Pearl immer gesessen hatte und ihre Beine hatte baumeln lassen, schaute ich ins dunkle Wasser. Was in diesem Moment in mir danach verlange wusste ich nicht. Kurz drehte ich mich um, um mich zu vergewissern alleine zu sein, dann schaute ich erneut ins dunkle Meer. Ich konnte den Grund nicht sehen und die dunklen Wogen machten mir Angst. Aber ich wollte nichts mehr in diesem Moment. Also sprang ich ins Meer.
Wie tausende Nadelstiche brannte das kalte Salz auf meiner Haut. Kalte Hände griffen nach meinen Gliedern und nur mit viel Anstrengung konnte ich durch die Wasseroberfläche brechen und Luft holen.
Es hatte aufgehört zu regnen und ich sah einen Mann und eine kleingewachsene Frau auf den Pier laufen.
Um nicht gesehen zu werden schwamm ich unter den Steg und wollte mich dann an einem der Stützpfeiler halten, die von Algen und Miesmuscheln bewachsen waren. Aber eine Welle spülte mich nach unten und ich riss mir meine Handinnenfläche an den spitzen Ecken der Muscheln auf.
Kurz bekam ich Panik und suchte nach dem Weg nach oben, bis ich den Steg spürte und keuchend Luft holte.
Dann war alles still. Der Regen plätscherte sanft auf die Wogen und das Meer schien glatt wie ein Spiegel zu sein.
Was war so schnell passiert? Die Sonne funkelte und das Meer schien unfassbar ruhig.
Ein Krebs kletterte in den Ritzen des Steges und als ich unter mich ins glasklare Wasser blickte konnte ich kleine silberglänzende Fische sehen und hellen Meeressand.
Genau über mir nahm das Paar platz und unterhielt sich, während ich fasziniert auf die Fische und die Algen unter mir starrte.
Dann lauschte ich den Gesprächen der beiden.
„Du hast keine eigene Meinung. Du bist eine Frau und damit ist es dir untersagt frei zu sprechen," sagte die Frau mit imitierter männlicher Stimme.
„Sag mir was du sagen willst und ich werde es in die Welt hinausschreien wenn es dir nicht erlaubt ist."
Ich lächelte als sie sich küssten und innerlich wünschte ich ihnen das ganze Glück dieser Erde.
Als das Paar wieder ging versuchte ich mich aus dem Wasser zu ziehen, aber meine Beine waren zu schwer und taub, sodass ich immer wieder nach hinten fiel. Also schwamm ich um den Steg herum zum Ufer und zog mich durch den Sand nach oben.
Das Meer hatte mich nicht verschlungen und dabei war ich mir so sicher dass das passieren würde. Besonders nach meinem waghalsigen Sprung.
Ein wenig hatte das Meer meinen Kopf gekühlt und ich konnte langsam wieder atmen wenn ich daran dachte, dass ich die Frau meiner Träume nicht wieder sehen würde.
Und mit nassen Kleidern und trauriger Miene lief ich durch die Straßen meiner Heimat, die mir so fremd wirkte.Hallo,
ich hoffe euch gefällt das Kapitel. ^-^
Bald kommt der Teil des Buches, der mehr über die Mythologie handelt, also dran bleiben ;-)
LG JCsirens
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Sirens___Ein tödlicher Kuss
FantezieWesen aus alten Legenden. Älter als manche Götter und reiner als die See. Weiser als Gelehrte und tödlicher als Schwerter. Verführerisch und eisig wie das Meer. Sirenen... -Informationen im ersten Kapitel - ^-^ Viel Spaß beim Lesen. LG JCsirens ...