„Zenon."
Ich öffnete die Augen und war sofort hell wach.
Der Morgen graute bereits vor meinem Fenster und warme, junge Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer. Das Zimmer sah ruhig aus, wenn man von der dreckigen Scheibe und dem Blutfleck auf dem Boden absah. Die Kacheln auf dem Boden waren voller bunter Sprenkel und die Welt erwachte langsam. Doch die junge Frau, die an meinem Bett saß war bereits wach.
Doch ich glaubte noch zu träumen. Das platinblonde Haar fiel ihr in leichten Wellen über die Schultern und ihre roten Augen glänzten.
Sie war Nacht und Tag zugleich.
Ich setzte mich langsam auf und streichelte ihre Wange.
„Ich träume, nicht wahr?"
„Nein. Wenn, dann träumen wir zusammen...Ich habe mich heute Nacht frei gefühlt. Ich kann es mir nicht erklären aber ich habe weder Hunger noch Angst. Zenon, ich fühle mich so wunderbar." Mit einem warmen Stoff wischte sie mir das Blut von der eisigen Haut.
„Du weinst."
„Das weiß ich. Mir ist seltsam zumute. Ich glaube ich konnte mich heute zum ersten Mal von mir selbst befreien."
„Ist es nicht Damika, die euch bindet?"
„Nein. Damika ist wie dein Gott. Sie zeigt und gibt uns Pfade vor. Ob wir sie begehen oder nicht ist unser Tun. Unsere Herzen und Sehnsüchte sind gebunden an das Meer. Ihnen zu entkommen fällt uns schwer. Die Geschichte hat nur gezeigt, dass Menschen die Realität sehr ehren."
„Warum bist du hier?"
„Mein Weg führte mich zu dir. Mein Herz leitete mich. Du bist meine Tür zur Freiheit, Zenon. Ich danke dir."
Ich lächelte, legte meine Stirn an ihre und rutschte in meinem Nachtkleid zu ihr.
„Du hast schlecht geträumt."
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Ich nickte.
Ihre verweinten Augen und die rote Nase sahen wahnsinnig anziehend aus, auch wenn ich nicht gerne zugab, dass sie mich in ihren dunkelsten Momenten optisch sehr ansprach.
„Darf ich hier bleiben?" Fragte sie und ich nickte. Ihre Stirn lag noch immer an meiner.
Sie hob den Kopf und schaute mich an. Ein zögerlicher Blick. Keine Schuppen, keine Kiemen, kein Fischschwanz, nur rote Augen und ein bezauberndes Lächeln.
„Das Meer ist wunderschön."
„Das kannst du noch sagen, nachdem du gesehen hast, was in jener Nacht geschah?"
„Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, der mich je mehr anzog. Das wird sich niemals ändern. Wenn ich dich nicht getroffen hätte, dann fehlte etwas hier drin."
Ich legte meine flachen Hand an meine Brust.
Pearl kam näher, legte ihre Hände über meine.
Sie saß so nah bei mir, dass ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ein wunderschöner Schauer durchfuhr mich. Ich hob meine Hände und grub sie in ihr langes Haar, welches leicht nass war und nach Salz und Meer roch.
Wie in Trance betrachtete ich sie. Ihre Augen, die Nase, die Wangenknochen, diese perfekten Lippen.
Mein Herz schrie nicht das ihrer Perfektion oder ihren Reizen. Mein Herz schrie nach ihrer Seele. Was war schon normal?
Normalität war das hier. Normal waren meine Gefühle zu ihr. Real und wunderschön.
Ich spürte ihren warmen Atmen ganz nah.
Und plötzlich spürte ich ihre Lippen auf meinen.
Zart und rau wie das Meer.
Langsam und zögerlich erwiderte ich den Kuss.
Doch nichts geschah. Ich starb nicht. Ich litt nicht. Ich fühlte nur.
Ich fühlte mich wahrhaftig und frei.
Langsam glitten meine Hände ihren Rücken hinab, bis ich sie an ihre dünne Taille legte.
Ihre Hände lagen an meinem Hals.
Mit geschlossenen Augen und warmen Herzen küsste ich den Engel vor mir und fühlte mich freier als je zuvor.
Sie löste sich von mir.
Ihre roten Lippen waren zu einem Lächeln gezogen.
„Wieder habe ich dich in Gefahr gebracht. Aber ich konnte nicht anders. Ich wollte es riskieren."
Ihre Finger drehten sich um die Wellen in meinem offenen Haar.
„Ich habe mich in dich verliebt, Zenon."
Ich lächelte, zog sie an mich und küsste sie erneut. Ich tat das, was ich schon die ganze Zeit tun wollte.
Ihre warme Haut fühlte sich weich an, wie der heiße Sand am Strand. Ihre Haare glitten wie Wasser durch meine Finger.
Wenn ich die Augen so geschlossen hielt, dann konnte ich das tiefe Meer sehen.
„Ich riskiere gerne."
Schmerz war vergessen.
Angst war überwunden.
Ich fühlte mich, als sänke ich, als fiele ich immer weiter.
„Mir ist warm," flüsterte Pearl und ihre Augen glitzerten hell in der morgendlichen Sonne. Langsam zog sie an einem der Fäden ihres zarten Kleides. Der Stoff rutschte rechts über ihre Schulter und offenbarte ihren Oberkörper.
Sie lächelte und mein Herz wurde warm.
Es war wie ein Feuer, welches niemals zu brennen aufhörte. Es brannte wie ein Leuchtfeuer in meinem Herzen. Es erwärmte die Dunkelheit.
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Sirens___Ein tödlicher Kuss
FantasyWesen aus alten Legenden. Älter als manche Götter und reiner als die See. Weiser als Gelehrte und tödlicher als Schwerter. Verführerisch und eisig wie das Meer. Sirenen... -Informationen im ersten Kapitel - ^-^ Viel Spaß beim Lesen. LG JCsirens ...