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Nun wollte ich Pearl endlich meine Welt zeigen.
Ich lud sie auf einen Tag in der Stadt ein.
Sie kam und sie sah fantastisch aus. Sie tut einen kleinen Kranz voller Blumen aus dem Kopf und fragte mich mit einem breiten Lächeln:„Wo gehen wir hin?"
„Lass Dich überraschen!"
Sie kicherte und wir gingen los.
Langsam schlenderten wir auf dem Marktplatz und ihre Hand hielt meine.
Wir blieben an einem Stand stehen und sie schaute verträumt auf die Zitronen, die hier aufgetürmt wie kleine Berge, lagen.
Sie schloss die Augen, reckte sich nach vorn und schnüffelte an den gelben Schalen.
„Mhh."
Ich lachte und als Pearl eine Kutsche in der Ferne sah wurden ihre eisblauen Augen riesig.
„Oh Zenon! Schau! Schau!"
„Eine Kutsche."
„Ja!"
Sie drehte sich überglücklich zu mir und sagte:„Ich liebe dieses Geräusch! Also diese Pferdehufe auf dem Stein. Es ist so einschläfernd."
„Möchtest du reiten?"
„Hast du ein Pferd?"
„Nun ja mein Bruder hatte eines."
„Ja, umbedingt!"

Angekommen an der Weide band ich den Hengst los und half ihr auf den Rücken des Tieres.
Pearl grinste während sie die Arme ausbreitete und dem Wind entgegen lachte. Das Pferd galoppierte schnell wie eine Flut über die Wiesen und steinernen Wege. Manchmal war Freiheit auch an Land zu finden.
Sein schwarzes Fell glänzte warm in der Sonne und seine Muskeln bewegten sich anmutig unter seiner Haut.
Ich lächelte und hielt den Hengst langsam an, als wir über eine Blumenwiese ritten, auf der tausend bunte Blumen wuchsen.
Pearl holte tief Luft und schaute anschließend in den Himmel, auf dem tausende helle Wolken tanzten.
„Hier zu atmen ist ganz anders, Zenon."
„Inwiefern?"
„Es wirkt Anfangs unnatürlich aber sobald meine Lungen sich mit Luft füllen ist es, als würde ich die Welt umarmen. Sie scheint so nah und frei. Der Himmel über mir wirkt wie eine schützende Decke und die Erde unter mir wie ein weiches Bett. Ich glaube ich bin glücklich."

Es war beinahe als stünde ich außerhalb meines Körpers und betrachtete mich selbst, wie ich auf der Wiese mit Pearl tanzte und sie in meinen Armen hielt. Und noch irrealer schien es mir, als sie sich übermütig in den Bach schmiss, der am Rande des Feldes plätscherte.
Dieser Tag war glücklich.
Sie war es.
Ich war es auch.

Aber ruhige Tage konnten bloß Schein sein. Wie ein hauchfeines Tuch über der Wahrheit und Unruhe, die auf mich lauerte.

Sirens___Ein tödlicher KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt