„Das unweigerliche lässt sich nun nicht mehr aufhalten."
Meine rot geschwollenen Augen fühlten sich an, als quollen sie mit jeder neuen Träne, die ich vergoss, mit hinaus. Meine trockenen Lippen bebten.
„Das Unweigerliche?" Fragte er hastig.
Wie ein Gewitter brach es über mich herab und dennoch lächelte ich.
„Ich werde gehen."
Tonino sog geräuschvoll Luft ein.
„Wir sehen uns morgen?" Fragte er verwirrt.
„Ja. Womöglich." Ich räusperte mich, damit meine Stimme nicht zu rau erschien.
Dann jedoch konnte ich es nicht mehr halten.
„Ich werde morgen nicht kommen. Ich danke dir."
„Wohin gehst du?"
„Ich möchte noch einmal kurz ans Meer."
„Gute Nacht Zenon! Schlaf gut!"
„Danke! Nein wirklich... Danke! Bleib gesund. Liebe und Lebe."
„Das ist ein Abschied." Stellte er fest und seine Stimme brach dabei.
Tonino umarmte mich und ich konnte ihn Zittern spüren.
„Sage deiner Schwester liebe Grüße von mir."
„Werde ich."Ich wendete und ging. Ich drehte mich auch nicht wieder um.
Ich wählte mit dieser Entscheidung frei zu sein.
Angst hatte ich keine.
Ich war ganz ruhig.
Aller Schmerz schien zu weichen, je näher ich kam. Ich hatte die Liebe gewählt und nun war es Zeit für das Ende.
In einem kleinen Boot fuhr ich über leichte Wellen und dunkle Träume.
Weite Ferne erfasste mein Herz und mit einem Lächeln auf dem Lippen ließ ich das Ruder zu Boden gleiten. Ich bräuchte es jetzt nicht mehr. Ich musste nicht zurückblicken.
Was war schon Menschlichkeit, wenn die Liebe einem das Herz erweckte?
Langsam konnte ich sehen, wie sich ihr schmaler, langer Körper an der Bootseite nach oben drückte und sie mich mit feuerroten Augen betrachtete. Ich beugte mich zu ihr und unsere Lippen berührten sich. Ein Brennen schoss durch meinen ganzen Körper und mein Innerstes schrie nach ihr. Das war also der Kuss. Eine Begierde, die die meines Verstandes noch übertraf.
Ein giftiger Kuss.
Angst hatte ich keine. Nur endlose Sehnsucht.
Ein letztes Mal sah ich in Pearls wunderschöne Augen. Ich konnte sie sehen, wie sie in der Nacht mit mir auf dem Ball tanzte, wie sie lächelte, lachte...
Ihr Gesang trug meine Gedanken weit und der Gedanke an Freiheit ließ mein Herz schneller schlagen. Der Klang ihrer Stimme und das Gefühl ihres Kusses klagen melodisch in meinem Innern wie die Flöten des Himmels.
Dann sah ich wie sie ihre Hand nach mir ausstreckte.
Der Mond glitzerte auf das Meer, während ich ihre Hand ohne zu zögern nahm und ihre Schwimmhäute meine Hand umschlossen.
Dann holte ich ein letztes Mal tief Luft. Langsam zog sie mich Unterwasser.
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Sirens___Ein tödlicher Kuss
FantasyWesen aus alten Legenden. Älter als manche Götter und reiner als die See. Weiser als Gelehrte und tödlicher als Schwerter. Verführerisch und eisig wie das Meer. Sirenen... -Informationen im ersten Kapitel - ^-^ Viel Spaß beim Lesen. LG JCsirens ...