Nachdem der Professor den Raum verlassen hatte sprangen alle auf, fielen sich in die Arme und kicherten. Sie waren froh, dass es noch nicht vorüber war, dass wir uns noch nicht trennen mussten. Nairobi hüpfte fröhlich zu meinem Platz und schlang von hinten ihre Arme um meinen Oberkörper. „Krass du hast die Hauptrolle im neuen Projekt des Professors bekommen Schwesterherz, ich bin so stolz auf dich! Das hat was zu heißen wenn der Professor dir so etwas zutraut." Ich hielt ihre Arme fest, welche sie mittlerweile viel zu stark um meinen Hals gelegt hatte und verschaffte mir wieder etwas Raum zum atmen. Dabei sah ich zu Denver rüber. Er war gerade dabei den Raum zu verlassen. So wie es aussah war er nicht ganz so begeistert vom Plan des Professors. Oder lag es wohlmöglich an der Tatsache dass er nun mehr Zeit mit mir verbringen sollte, jetzt nachdem die Sache mit Rio mehr oder weniger herauskam ?
„Sorry Ágata ich muss da etwas klären.." sagte ich total außer Atem und huschte unter den Armen meiner Schwester hervor um Denver hinterher zu laufen. „Tu nichts was ich nicht auch tun würde!" sagte sie mir noch lachend als ich schon fast aus dem Raum war.
„Denver!" rief ich draußen im Flur. Er war gerade dabei die Treppe nach oben zu gehen, doch er blieb anders wie erwartet für mich stehen. Ich konnte seinen Schmerz wahrlich spüren als ich ihm näher kam. Unterhalb der Treppe blieb ich stehen. Der Ausdruck in seinen Augen machte mir Angst. So hatte ich ihn nur selten gesehen, doch dass es diesmal ich war, die diesen düsteren Blick von ihm auslöste machte mir umso mehr Angst. Er schlang seine Finger fest um den Handlauf des Geländers und musste sich wohl ganz schön zusammenreißen nicht komplett die Fassung zu verlieren.
„Ich dachte das zwischen uns ist echt Kairo. Aber anscheinend hab ich mich wirklich in dir getäuscht." Ich schluckte erneut schwer. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Ich wollte etwas sagen, doch ich brachte kein Wort heraus.
Ihn so verletzt zu sehen tat unglaublich weh.
„Eigentlich dachte ich du bist anders. Ich dachte du willst es langsam angehen, mich erst richtig kennen lernen und dann weitere Schritte gehen. Und das war auch okay für mich. Doch hätte ich gewusst das Rio dir so am Rockzipfel hängt und mir zuvor kommt, dann hätte ich dich nicht mehr aus den Augen gelassen und mich noch mehr um deine Aufmerksamkeit bemüht. Aber das hab ich jetzt davon dass ich dir einfach deine Zeit geben wollte Kairo.." Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich wusste nicht dass er mich die ganze Zeit mehr oder weniger in Ruhe gelassen hatte um mir meinen Freiraum zu geben. Das war so zuvorkommend. Und das von einem Mann wie Denver.
„Ich..." versuchte ich zu sagen doch er unterbrach mich. „Habt ihr miteinander geschlafen ?" fragte er mit vor Wut zitternder Stimme.
Ich nickte beschämt, dabei konnte ich ihm kaum in die Augen sehen.
„Dieses Arschloch" knurrte er wütend und schlug mit geballter Faust gegen die Wand, sodass dabei ein riesiges Loch entstand und ich zuckte zusammen.
„Denver bitte.." versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er rannte wie wild geworden die Treppe nach oben in richtung Wohnzimmer. Ich verfolgte ihn so schnell ich konnte, doch ich war nicht schnell genug. Als ich das Wohnzimmer erreichte hatte er Rio bereits zu Boden geschlagen und angefangen auf ihn einzuprügeln. „SCHEIßE DENVER!" kreischte ich tränen überströhmt und versuchte ihn davon abzuhalten während er immer weiter wie besessen auf Rios Gesicht einschlug. Mit aller Kraft zog ich an seinem rechten Arm wobei er mich mit einem heftigen Ruck von sich weg stieß. Ich fiel zu Boden, mit dem Hinterkopf gegen die Kante des Esstisches. Dort blieb ich erst einmal sitzen und hielt mir den Kopf. Es tat unheimlich weh. Doch noch viel schlimmer war es für mich dabei zuzusehen wie Denver auf Rio einschlug. Er versuchte sich zwar zu wehren, doch Denver war wie ein wildes Tier. Ich erkannte ihn kaum wieder. „Denver bitte hör auf!" brüllte ich ihm mit krächzenter Stimme entgegen. Mittlerweile waren auch die Anderen durch den Lärm ins Wohnzimmer gekommen. Bogotá und Helsinki zogen die Streithähne sofort auseinander und versuchten sie zu beruhigen.
Ich nahm die Hand von meinem Hinterkopf, welche voller Blut war. So wie es aussah hatte ich mir wohl eine ganz schöne Platzwunde zugezogen. Beim Anblick des Blutes wurde mir etwas schwummerig. Nairobi und auch Denver, der sich nun etwas beruhigt hatte, eilten sofort zu mir herüber um mir aufzuhelfen. „Das wollte ich nicht Kairo.." meinte er reumütig und versuchte dabei meine Hand zu nehmen, doch ich ließ es nicht zu. „Lass mich in Ruhe" fauchte ich während Nairobi sich meine Wunde ansah. Denver schlug die Arme über dem Kopf zusammen, boxte erneut gegen eine der Wände und stapfte dann grummelnd nach draußen. „Alles okay? Ist dir schwindelig ?" fragte mich meine Schwester besorgt. „Mir geht's gut.." versicherte ich ihr und blickte zu Rio rüber. Er hatte ein ganz schön dickes Veilchen am Auge und sah ziemlich zerschunden aus, doch Stockholm kümmerte sich bereits um ihn. „Man das können wir jetzt nicht gerade gebrauchen Leute!" begann Palermo sich einzumischen. „Halt einfach den Mund Palermo" knurrte Nairobi während sie mir ein Päckchen Eis und Tücher für meinen Kopf brachte. „Ich will einfach nur nach oben aufs Zimmer Ágata" bat ich sie und sie nickte nur zustimmend. Dann nahm sie meine Hand und begleitete mich nach oben. Beim vorbei gehen warf ich einen Blick nach draußen. Denver hatte sich eine Kippe angezündet und starrte in die Leere. Was war nur in ihn gefahren. Er und Rio waren doch Freunde. Ich fühlte mich schuldig. Schuldig dafür, dass Denver so außer sich und gekränkt war, dafür dass Rio schmerzen zugefügt wurden und schuldig dafür dass hier alles im Argen lag während wir uns doch eigentlich vor dem großen Tag schonen sollten. Mit gesenktem Blick ging ich nach oben. Nairobi ließ mich auf dem Bett nieder, klopfte mir ein paar Kissen zurecht damit ich bequem sitzen konnte, schaltete mir den Fernseher ein und lächelte mich dann an. „Du bringst hier ganz schön Trubel in die Runde" meinte sie dann lachend ehe sie mir zärtlich über die Stirn strich.
„Versuch dich auszuruhen. Ich stelle dir später den Wecker für morgen. Wenn du was brauchst ruf mich an. Ich kümmere mich derweil ein bisschen um die Beiden okay?"
Ich nickte zustimmend. „Danke. Ich hab dich lieb!" sagte ich als sie gerade dabei war über die Türschwelle zu treten wodurch sie stehen blieb und lächelte. „Ich hab dich auch lieb Schwesterherz" antwortete sie mir dann und warf mir noch einen Kuss zu. Dann ging sie nach unten und ich blieb meinem Durcheinander im Kopf alleine überlassen.
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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...