Im provisorischen OP-Saal angekommen blickte ich Dr. Pérez entgegen. Er lächelte mir überfreundlich zu und ich bat ihm einen Becher Kaffee aus dem Automaten an. „Dankesehr Señorita.." meinte er dann und sah mir fragend in die Augen. „Kairo" erwiderte ich und lächelte schwach. Er sah nachdenklich aus, versuchte aber schnell abzulenken als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete. „Entschuldigen sie meine Direktheit, aber ich frage mich gerade was eine so bildschöne junge Dame wie sie hier bei einem Banküberfall zu suchen hat?" Ich runzelte etwas genervt die Stirn. „Sie sind nicht hier um Smalltalk mit jemandem von uns zu führen. Machen sie ihre Arbeit und dann verschwinden sie wieder, ja?" versuchte ich ihm ruhig zu erklären, auch wenn er mir nicht mehr ganz so sympathisch war. Er presste getroffen von meiner Aussage seinen Mund zusammen, ehe er einen Schluck des Kaffees nahm und weiter schwieg. Geht doch. Arturo lag immernoch schlafend auf dem OP-Tisch. „Wird er wieder?" fragte ich den Arzt ohne meinen Blick von dem verletzten Arturo abzuwenden. „Klar Señorita. Es wurden keine wichtigen Organe verletzt. Ich lasse ihm noch einige Medikamente da, dann sollte er schon in ein paar Tagen wieder auf den Füßen sein." Ich nickte ihm dankend zu. Da hatten wir aber nochmal Glück gehabt. Wenn einer der Geiseln etwas ernstes zustoßen würde, dann wäre das garnicht gut für uns und den Professor. Vorallem nicht wenn die Geisel durch die Hand eines Geiselnehmers gestorben wäre.
Dr. Pérez beobachtete mich eine Weile lang, was mir langsam ganz schön auf die Nerven ging. Dann stand er auf und ich griff instinktiv nach meiner Waffe und hielt sie ihm entgegen. „Langsam Señorita" sagte er mit erhobenen Händen und zeigte zu Arturo. „Ich möchte nur kurz nach meinem Patienten sehen, wenn das für sie in Ordnung ist?" Ich analysierte die Situation kritisch, begann ihn dann aber für einen harmlosen Kerl einzuschätzen. „Nur zu.." meinte ich und legte meine Waffe auf den OP-Tisch neben dem ich saß, ehe ich total übermüdet die Hände vor meinem Gesicht zusammen schlug. . Der Doktor checkte Arturos Zustand. Leuchtete ihm in die Augen, sah über seine Werte, das Übliche eben.
Er stand genau neben mir, doch so beschäftigt ich mit meinen eigenen Gedanken war, achtete ich kaum mehr darauf was der Fremde neben mir tat. Ich hatte ihn ganz und garnicht als Bedrohung auf dem Schirm. Ein weiterer Moment der Unachtsamkeit meinerseits. Ich dachte ich hätte aus meinen Fehlern gelernt, doch dem war nicht so. Pérez griff blitzschnell nach meiner Waffe auf dem Tisch und ehe ich mich versahen, hatte er sie auf mich gerichtet. Mein Atem stockte. Was hatte ich nur wieder getan. „Was zur Hölle soll das werden Doktor?" fauchte ich ihn an und kniff mir die Augen einen kurzen Moment zusammen als ich realisierte was hier gerade vor sich ging.
„Ich bin kein Doktor Señorita" lachte er mir entgegen. „Mein Name ist Inspektor Alvaro Pérez. Oberster Befehlshaber der Centro Nacional de Inteligencia, also des Spanischen Geheimdienstes. Ich besitze zwar keinen Doktortitel, dennoch habe ich zu meiner Dienstzeit bei der Marine eine Ausbildung zum Notarzt vollendet. Und im Übrigen bin ich auch ein guter Bekannter von Alicia Sierra, der Name sagt ihnen doch sicher etwas oder?" meinte er dann in plötzlich gar nicht mehr so freundlichem Ton. Er klang dabei schon fast verachtend. Und Natürlich, er war Sierras nächster Spielzug, deshalb wollte sie keinerlei Bedingungen für einen Arzt. Ihr Arzt war ein verdammter Spitzel, welcher jetzt genau in diesem Moment seine Maske fallen ließ. Einer vom Geheimdienst, das hatte uns gerade noch gefehlt. Diese Typen waren mehr als gefährlich, damit hatte ich schließlich schon Bekanntschaft gemacht in Form von Gandía, er war auch einer dieser Sorte. „Und was wollen sie jetzt von uns?" fragte ich ihn zornig. „Eigentlich hat die Inspektora schon alle wichtigen Infos bekommen als sie deinen Namen direkt aus deinem eigenem Mund hören konnte" antwortete er mir daraufhin und tippte sich dabei auf den Knopf seines Hemdes. Ja klar, ein Mikrofon im Knopf. Ich hatte ihn nicht überprüft als er in die Bank kam, alles ging so hektisch zu. Und durch meine Dummheit konnten sie draußen im Zelt jedes einzelne Wort mithören. Ich schnaubte gedemütigt vor mich hin. Ich hatte es schon wieder vermasselt. Wieder war ich es, die den Plan des Professors gefährdete. Pérez zog einen Kabelbinder aus seinem Hosenbund und verband mir damit die Hände hinter dem Rücken. „Sie werden jetzt schön mit mir mit kommen. Dann schauen wir mal was wir noch so von euch erfahren können."
Er schubste mich in Richtung Tür und begann mich in die Eingangshalle zu führen. Im Foyer angekommen stellte er sich mit mir in die Mitte des Geschehens. Denver und Stockholm zogen sofort ihre Waffen und hielten auf ihn. Mit gesenktem Blick führte Pérez mich den Geiseln vor. „Meine Damen und Herren. Mein Name ist Inspektor Alvarao Pérez. Sie müssen sich ab jetzt keinerlei Sorgen mehr machen, hier habe ich ihre Eintrittskarte um zurück in ihr gewohntes Leben zu kommen!"
Denver ging einige Schritte auf ihn zu und begann zu lachen. „Klasse Show Doktor, aber das glauben sie sich doch selbst nicht. Na kommen sie, lassen sie das Mädchen gehen verdammt!" redete er auf ihn ein und nahm langsam seine Waffe herunter. „In wenigen Minuten ist Schichtwechsel, die Anderen könnten jede Sekunde hier sein und das würde nicht gut für sie ausgehen" fuhr er dann fort und lief weitere Schritte auf uns zu, woraufhin Pérez seine Waffe an meinen Kopf hielt. „Ich lass mich nicht von Schwerverbrechern veräppeln. Erstes Semester des Studiums - Niemals aus dem Konzept bringen lassen."
Denver biss sich genervt auf die Unterlippe. Er begann langsam wütend zu werden. „Wissen sie Alvaro.. die Señorita, die sie da gerade mit einer Waffe bedrohen ist zufälliger Weise meine Señorita. Und wenn jemand meint meine Señorita zu bedrohen, dann werd ich verdammt unangenehm. Und sie wollen nicht, dass ich unangenehm zu ihnen werde, glauben sie mir" raunte er dem Inspektor engegen während er schrittweise immer näher kam und dabei seine Waffe erneut auf den falschen Arzt hielt. Rio und Helsinki kamen im selbigen Moment in das Foyer um die Schicht mit Stockholm und Denver zu tauschen. Die Beiden begannen ebenfalls ihre Waffen auf Pérez zu richten. Und dann standen wir da. Drei gegen einen und keine der Seiten dachte daran aufzugeben. In Mitten des Geschehens war ich. Und tief in meinem Inneren hoffte ich darauf, dass sich die Situation schleunigst wieder zum guten wenden würde, denn wenn nicht wäre ganz allein ich die Schuldtragende der Konsequenzen.
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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...