Gemütlich lief ich den langen Gang entlang und sah dabei immer wieder kurz aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel geworden.
Auch die Meute vor der Bank hatte sich für die Nacht zurück gezogen. Lediglich die Scheinwerfer der Polizei, welche dauerhaft über dem Bankgebäude kreisten erinnerten noch daran, dass ganz und gar keine Ruhe eingekehrt war.
So lief ich weter, es herrschte absoloute Stille hier oben. Alle Anderen waren wohl schon unten versammelt um zu essen. Doch dann vernahm ich ein hitziges Gespräch hinter einer der vielen Türen. Es waren Stockholm und Denver die sich stritten. Ich wollte nicht lauschen, deshalb ging ich etwas schneller an der Tür vorbei, aber die Beiden hatten eine ziemlich lautstarke Auseinandersetzung die man schier garnicht überhören konnte.
„Du hast dich von mir getrennt Monica, nicht ich mich von dir! Und jetzt wirfst du mir vor dir fremdzugehen ? Was soll das bitte, du bist unmöglich."
Halt stop. Fremdgehen ? Etwa mit mir ? Ich war nun doch etwas interessiert und hielt inne. „Du hast sie im Arm gehabt als würdet ihr euch schon ewig kennen. Das macht man nicht mit jemandem den man nur trösten will."
Oh also ging es wohl doch um mich..
„Vergiss es Monica, wir sind getrennte Leute. Also lass es meine Sache sein!"
Bevor einer der Beiden Streithähne jetzt peinlicher Weise in mich laufen würde machte ich mich lieber schnell davon. Sonst würde Stockholm mich noch als Spannerin oder sowas in der Art verurteilen.
In schnellem Schritt lief ich die Treppe im Foyer runter und sah noch einmal kurz nach hinten ob wohlmöglich einer der Beiden direkt hinter mir sei, im selben Moment lief ich gegen jemanden und stürzte fast die Treppe hinunter.
Rio hielt mich fest damit ich nicht falle. „Kairo nicht so stürmisch sonst musst du schon wieder in die Bibliothek zur Behandlung" sagte er lachend.
Schockiert blickte ich zu ihm auf und schüttelte mit dem Kopf.
„Oh Gott, tut mir leid Rio ich hab dich nicht gesehen."
„Mich übersieht man wohl leicht..wo warst du denn so lange ? Und was ist passiert du hast ganz rote Augen und bist so hektisch ?"
Er sah mich besorgt an und nahm meinen Kopf in seine Hände um mein verheultes Gesicht zu begutachten. Dabei bemerkte ich dass Tokio uns von unten beobachtete und erntete direkt einen bösen Blick.
„Quatsch alles gut, bin nur allergisch gegen irgendetwas..denke ich" antwortete ich ihm abweisend und stieß seine Hände von meinem Gesicht.
Dann lief ich schnell dieTreppe weiter nach unten und wich Tokios Blicken aus um streitereien zu vermeiden. Rio dagegen stand verwundert auf der Treppe und wusste nicht was er falsch gemacht hatte. Ich ging zu Nairobi die das Essen austeilte und besorgte mir meine Portion Chinesisch, ehe ich mich in die Ecke setzte um zu essen. Dabei beobachtete mich ein eine der Geiseln. Es war Arturo Román. Ich kannte ihn aus dem Fernsehen, dort trat er ja auf und ließ sich für seine Heldentaten des ersten Überfalles feiern. Er nahm sein Essen und setzte sich zu mir. „Señorita Kairo, mein Name ist Arturo Román ich..."
„Ja ich weiß wer sie sind...Was wollen sie von mir?" unterbrach ich ihn schnippisch und begann zu essen.
„Wissen sie, ich habe gesehen wie sie fast die Treppe runter gestürzt sind und ich habe ebenfalls gesehen wie sie Señorita Tokio ausgewichen sind.. falls sie vielleicht etwas brauchen um ihre Nerven zu beruhigen kann ich ihnen helfen."
Ich hob eine Augenbraue an und schluckte mein Essen runter.
„Sie wollen mir helfen? Bei was denn? Sie denken auch sie wären etwas ganz besonderes oder ?" sagte ich genervt.
„Naja.. im Angesicht der angespannten Situation und dem was mit ihnen passiert ist denke ich sie brauchen vielleicht Hilfe" antwortete er mir mit diesem ekelhaften Grinsen auf den Lippen. Ich konnte mir sein Gefasel nicht anhören. Meine Ohren dröhnten schon, es war einfach zu viel heute.
Ich ließ mein Essen zu Boden fallen, zog meine Waffe und hielt sie Arturo an die Schläfe. Die anderen Geiseln bekamen Angst und begannen sofort zu schreien.
Nairobi ließ ebenfalls alles aus ihren Händen fallen und rannte zu mir, auch die Anderen der Truppe sprangen auf und standen unter Spannung.
„Sie wollen mir also helfen sie überheblicher Vollidiot ?" sagte ich wütend und hielt weiterhin an meinem Ziel fest.
„Kairo pack die Waffe weg. Oh mein Gott lass das!" schrie Nairobi und legte ihre Hand auf meinen Arm mit dem ich auf Arturo zielte.
Ich ließ einige Sekunden vergehen und während Arturo nun anfing um sein Leben zu betteln ließ ich langsam von seinem Kopf ab. Nairobi griff sofort nach meiner Waffe und zog mich weg von Arturo, welcher sofort davon lief.
„Verdammt was ist in dich gefahren?" fragte sie mich mit fragendem Blick.
Sie steckte mir meine Waffe wieder in den Waffengurt an meinem Bein.
„Er hat mich voll gelabert und hat mich behandelt als wäre ich jemand vor dem er keinen Respekt hat, also musste ich mir die Kontrolle zurück holen" antwortete ich ihr während ich Arturo mit bösem Blick beobachtete. Die Geiseln sahen mich alle total entsetzt an und auch Rio war nun umso erstaunter über mein Verhalten. „Ich glaube du musst dich hinlegen damit du wieder einen kühlen Kopf bekommst" sagte Nairobi nickend und zeigte auf die Treppe um mir zu symbolisieren, dass ich nach oben in unseren provisorischen Schlafraum gehen soll. Wie ein kleines Kind das gerade Hausarrest bekommen hatte ging ich also nach oben, vorbei an den verstörten Geiseln, an Helsinki und Palermo, vorbei an Tokio die nun nicht mehr so begeistert von mir war und direkt vorbei an Rio der mir mit seinem treuen Hundeblick hinterher sah und mich jetzt wahrscheinlich garnicht mehr einschätzen konnte.
Ich muss mir Respekt verschaffen, das war das was ich heute Nachmittag noch dachte und mich fragte wie ich das nur schaffen sollte. Jetzt vier Stunden später hatte sich die Sache ganz von alleine erledigt, ich hatte meinen Respekt.
Und ich hatte die Kontrolle.

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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...