Ich tippte angespannt mit den Fingerspitzen auf dem Holz des Regales herum, dabei warf ich immer wieder einen nervösen Blick auf die Uhr die an der Wand hing.
Die Minuten kamen mir wie zähe und ewig lange Stunden vor, während ich weiter im Takt des Sekundenzeigers auf dem Holz tippte. Dabei vergaß ich ganz und gar Rio zuzuhören, welcher mich gerade nach meiner Lieblingsbar in Madrid fragte und mir dann erwartungsvoll ins Gesicht blickte als er bemerkte, dass ich innerlich garnicht mehr an unserem Gespräch teilnahm. „Kairo bist du noch anwesend ?" fragte er mich daraufhin und schnippste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum. „Mh?" antwortete ich verwirrt, presste meine Lippen nachdenklich zusammen und sah ihn an. „Schon gut. War eigentlich nicht wichtig" erwiderte er mir und legte sein treues Lächeln auf. „Sorry Rio. Das war heute wieder viel zu viel... ich denke ich werd mich ein bisschen hinlegen gehen wenn das okay für dich ist?"
„Na klar, ist doch verständlich." Er legte sanft seine Hand an meine Wange und lächelte mir erneut warmherzig entgegen woraufhin ich meine Hand auf seinem Arm platzierte.
„Danke Rio. Für alles, wirklich." Meine Augen blickten in seine und auch mir huschte beim Anblick seiner Rehaugen ein Lächeln über die Lippen. Ich fragte mich ob seine Mutter jemals böse mit ihm sein konnte. Er war so süß..
Dann ging ich in Richtung Schlafsaal und ließ Rio alleine, schon wieder. Eigentlich hatte eine so liebevolle Person wie Rio es nicht verdient immer und immer wieder stehen gelassen und zurückgewiesen zu werden. Doch ich konnte nicht anders.
Ich musste einfach nachsehen gehen was Denver vorhin mit seinen wirren Worten gemeint hatte. Was hatte er nur vor ? Würde er sich wieder in Gefahr bringen ?
Anders wie behauptet ging ich in Richtung der Treppe um nach unten ins Foyer zu gelangen. Doch wie soll es auch anders sein lief ich schon wieder jemandem in die Arme. Mein beängstigter Blick wanderte nach oben, entlang eines stark gebauten Oberkörpers. Es war Denver. Ein Glück. Wenn es Nairobi gewesen wäre dann wäre das nun mein Ende. Sie konnte so bemutternd und verdammt streng sein wenn man sich nicht an ihre Regeln hielt. „Denver ist alles gut?" fragte ich ihn besorgt als ich seinen missmütigen Blick bemerkte. Er legte zärtlich seine Handfläche an meinen Hinterkopf und zog mich wortlos zu seiner Brust. Mit der anderen Hand umschlang er meinen Körper und seufzte dabei leise auf. Dann vergrub er sein Gesicht in meinem Haar und ich konnte sein Herz schneller schlagen spüren. Ich wusste dass er weinte, auch wenn er mir das wohl nicht zeigen wollte. „Shh.. schon gut..." beruhigte ich ihn mit leiser Stimme und strich ihm mit einer Hand über den Rücken. Dann hob ich sein Kinn leicht an und blickte ihm in seine glasigen Augen. „Bitte erzähl mir doch was los ist Denver.. ich mag es nicht dich so zu sehen." Er schluckte schwer, dann löste er sich von mir, nahm meine Hand und lief mit mir zum Schlafsaal. Es war niemand dort, also konnten wir uns in Ruhe auf unseren Schlafsäcke niederlassen um uns zu unterhalten.
„Ist was mit Inspektor Pérez passiert? Gibt es etwa schlechte Neuigkeiten?" fragte ich ihn erneut, da er immernoch vor sich hin schwieg. Dann schüttelte er heftig den Kopf und nahm dabei erstmal einen Schluck Wasser von seiner Wasserflasche.
„Tut mir leid dass du mich so schwach sehen musst, das war eigentlich das letzte was ich damit bezwecken wollte. Aber ich habe gerade etwas ziemlich dummes getan, auch wenn es wohl eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. Nur für dich" antwortete er mir dann und nahm noch einen Schluck. „Was meinst du bloß damit ?" fragte ich ihn nun noch mehr verwirrt. „Du bist wieder in Sicherheit Kleine, so wie ich es dir versprochen habe. Das ist das allerwichtigste. Ich hab doch gesagt ich werde dich beschützen, egal was kommt. Du hast absolut nichts mehr zu befürchten, denn ich bin jetzt der Böse." „Verdammt Denver was hast du denn getan?" fauchte ich fast schon und langsam begann es mir zu dämmern. Er hat doch nicht...
„Ich hab denen da draußen gesagt dass ich es war Kairo. Ich habe Pérez angeschossen, nicht du. Das hast du einfach nicht verdient, du wurdest quasi dazu gedrängt.."
Oh doch er hat... „Denver. Das ist ein schlechter Scherz oder?" Meine Miene wurde noch ernster. Er nahm meine Hand und streichelte liebevoll über meinen Handrücken. Dabei schüttelte er wieder leicht seinen Kopf hin und her. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Wie in einem Karusell. Dann rinnte langsam eine Träne aus meinem Augenwinkel. „Warum?" fragte ich unter meinem Atem und versuchte weitere Tränen zurück zu halten. Denver wischte mit zärtlich mit dem Daumen über die Wange um sie zu trocknen. Dabei sah er mir tief in die Augen. „Weil ich dich Liebe Kairo."
Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Und natürlich konnte ich meine Tränen nicht weiter zurück halten. „Kairo ich würde alles für dich tun. Wirklich alles. Seit du hier reingeplatzt bist ist es als würde es keine andere Aufgabe für mich geben als dich zu beschützen. Ich dachte ich wüsste was wahre Liebe ist. Ich dachte ich liebte meine Ex Freundinnen und ich dachte ich liebte Stockholm. Aber das was ich bei all den Anderen gespürt habe ist garnichts gegen das was ich für dich empfinde. Verdammt ich weiß nicht wie mir geschieht.. aber ich weiß dass es sich verdammt nochmal lohnt für dich durchs Feuer zu gehen. Und es wird sich auch weiterhin lohnen mit allen Mitteln um deine Zuneigung zu kämpfen." Wow. Was war nur mit dem toughen Denver passiert ? Er war in meiner Anwesenheit immer so unfassbar zärtlich. Machte ich das wirklich aus ihm ? Ich schluckte erneut schwer. „Ich weiß garnicht was ich sagen soll Denver. Egal was ich auch sagen würde, es würde nicht einmal ansatzweise beschreiben wie Dankbar ich dir wirklich bin. Ich.." Noch ehe ich mich weiter bedanken konnte zog er mein Gesicht zu seinem und begann mich sanft zu küssen.
Und erneut war ich in diesem unerbitterlichen Zwiespalt gefangen. Während ich Denver, meinen wahrhaftigen Helden der mich gerade vor sehr großem Ärger bewahrt hatte küsste, dachte ich schon wieder daran was Rio wohl gerade macht.
Wann hört das verdammt nochmal auf ? Gibt es einen Ausweg aus diesem Schlamassel ? Wie kann man sich nur nicht zwischen zwei Menschen entscheiden ?Ich lehnte mich ein Stück zurück und unterbrach somit unseren innigen Kuss.
So gerne ich ihn weiter erwidert hätte um Denver somit meine Zuneigung zu zeigen, so wusste ich doch dass es zu mehr führen würde. Und das würde mich nur noch weiter innerlich zerreißen. Tief in meinem Inneren fragte ich mich weiter wann endlich der Tag kommen würde an dem ich mich für einen der Beiden entscheiden könnte.„Danke Denver, du bist mir wirklich etwas schuldig.." sagte ich fast schon knapp, lächelte jedoch und musste dann gähnen. „Oh da ist aber jemand Müde." Denver lachte kurz auf und streichelte mir über die Schulter. „Leg dich hin Kleine, ich muss sowieso noch mit dem Professor sprechen gehen. Er ist bestimmt schon am durchdrehen wenn er die Nachrichten gesehen hat" sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er aufstand und den Raum verließ. Ich fiel mürrisch schnaubend auf meinen Schlafsack und sah zur Decke. Eine ganze Weile grübelte ich noch über die Geschehnisse des Tages, bis meine Augen irgendwann voller Erschöpfung zufielen und ich einschlief.
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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...