Atme

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„TRESOR!!!" wiederholte Helsinki und zappelte wild umher. Rio und Denver rannten so schnell sie konnten zur Tür des Tresors. Denver betätigte den Knopf, welcher den Druckausgleich in der Schleuse stoppte. Rio öffnete unterdessen ruckartig die Tür des Tresors und ihm kam ein riesiger Schwall von kaltem Wasser entgegen, welcher ihn mit sich zu Boden riss und dabei schmerzhafte Erinnerungen an seine Folter in ihm weckte.
Denver hielt die Tür zur Seite und als er mich dort drinnen vollkommen regungslos liegen sah ließ er einen lauten verzweifelten Schrei von sich.
Auch Rio stand wieder vom Boden auf und blickte in die Schleuse. Seine Gesichtszüge entglitten ihm vollkommen und er schlug seine Hände über dem Kopf zusammen, während Denver meinen regungslosen Körper aus der Schleuse zog um ihn auf den Boden zu legen. Alles geschah um sie wie in Trance, als hätte jemand die Zeit angehalten. „LUANA" schrie Nairobi mit schmerzverzerrtem Gesicht als sie meinen leblosen Körper betrachtete. Helsinki hatte nun ebenfalls zu weinen begonnen. Denver hielt sein rechtes Ohr unter meine Nase um meine Atmung zu überprüfen. „Sie atmet nicht mehr" sagte er hastig aber dennoch vollkommen konzentriert. Dann tastete er meinen Hals ab um den Puls zu fühlen und begann wortlos damit mich wiederzubeleben. Rio dagegen fiel mit leerem Blick neben mir auf Knien zu Boden und ihm begannen nun ebenfalls die Tränene über die Wangen zu rieseln. „1, 2,3............30" zählte Denver leise im Takt während er meinen Brustkorb mit aller Kraft nach unten drückte um mein Herz wieder zum arbeiten zu bringen. Dann streckte er meinen Hals durch, hielt mit einer Hand meine Nase zu und begann mit der Mund zu Mund Beatmung. Er hiel eine Sekunde inne. „Komm schon Kleine. Atme."
Er hielt sein Ohr wieder unter meine Nase. Nichts. Er schlug voller verzweiflung neben mir mit der Handfläche auf den Boden. Rio stand unterdessen auf und schlug wieder die Arme über dem Kopf zusammen, dabei lief er in Kreisen durch den Raum und wusste sich nicht zu helfen.
„1,2,3,4,5,6,7,8.........30" zählte Denver nochmal, diesmal versuchte er noch fester zu drücken, wobei ein lautes knacken zu hören war. Wohlmöglich hatte er mir dabei eine Rippe gebrochen, was durchaus vorkommen kann wenn jemand wiederbelebt wird. Dann setzte er wieder zur Mund zu Mund Beatmung an, pustete alle Luft die ihm zur verfügung stand in meine Lunge. Rio sah sich alles von der Seite mit an. „Komm schon Luana.." flüsterte Denver außer atem.
Dann überprüfte er nochmals meine Atmung, sah langsam zu Rio auf und schüttelte nur den Kopf. Dann ließ er sich neben mir auf allen vieren zu Boden fallen. Schreiend schlug er nun mehrmals mit seinen Fäusten auf den Boden ein.
Rio hielt sich die Augen zu und fiel erneut zu Boden. Helsinki und Nairobi sahen sich die Szenarie wie versteinert mit leeren Blicken an. Sie hatten mich verloren.

Und dann fuhr das Leben wie aus dem nichts wieder zurück in meinen Körper. Ich riss panisch meine Augen auf und begann das Wasser heraus zu husten.

Denver war binnen Sekunden wieder an meiner Seite. Seine Hände hatte er sich ganz wund geschlagen. „Du bist am Leben. Danke Gott. Danke" sagte er mit ruhiger Stimme während er mir mit der Hand über die Wange streichte. Auch Rio sprang auf und eilte zu mir. Denver setzte mich auf um mir auf den Rücken zu klopfen, damit das Wasser aus meiner Lunge entweichen konnte. Ich hustete so fest ich konnte und starrte in die Leere, dabei spürte ich diesen zermürbenden Schmerz in meinen Rippen. Ich konnte mich nicht bewegen.
Rio nahm unterdessen meine Hand und führte sie dankbar und lächelnd zu seiner Stirn. Nairobi und Helsinki weinten immernoch bitterlich aber diesmal vor Glück. „Verdammt Denver ich liebe dich!" schrie Nairobi dann glückselig. Rio ließ meine Hand los, lief rüber zu Denver und klopfte ihm stolz auf die Schulter. Denver legte seine Hand auf Rios und die Beiden sahen sich versöhnend an. Dann ging Rio endlich Nairobi und Helsi losbinden.
Ich hustete mich eine gefühlte Ewigkeit aus. Dann sah ich Denver in die Augen, welcher mich unmittelbar in den Arm nahm. „Ich bin so froh dich Atmen zu spüren Kleine.." flüsterte er und auch ihm stiegen jetzt einige Tränen in die Augen. Dann kam Nairobi und schloss sich der Umarmung an. Sie knutschte Denvers Kopf einmal von oben bis unten ab. „Ich bin dir so Dankbar" sagte sie überglücklich zu ihm. Dann legte Helsi seine Hand auf ihre Schulter und blickte zum Lüftungsschacht. „Gandía.." sagte er knapp, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging ziemlich wütend seine Waffe holen.
„Bringt Kairo in die Bibliothek. Kairo schlafen muss.." fuhr Helsi nickend und mit gewohntem serbischem Akzent fort, dann drückte er mir einen dicken Schmatzer auf die Stirn. „Helsi froh du bist nicht von uns gegangen Schwester" fuhr er fort und streichelte väterlich über meinen Kopf. Dann lief er schnell zum Aufzug um nach Gandía zu suchen. Rio blickte wehleidig zu mir rüber, wie gerne hätte er jetzt an Denvers Stelle als Retter in der Not gestanden. Er griff entschlossen nach seiner Waffe und ging Helsinki hinterher. Er wollte sich an Gandía für seine menschenunwürdige Tat rächen. Auch wenn er ihn nicht umbringen durfte, am liebsten hätte er ihm jetzt den Kopf von den Schultern gepustet. Doch der Professor hatte sie alle inständig darum gebeten die Sicherheitsleute am Leben zu lassen, egal was auch passiert. Er brauchte sie für einen weiteren Schachzug seinerseits.

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