48 Meter unter der Erde

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Gandía sah sich nochmal um ob uns jemand gefolgt war, dann drückte er den Knopf des Aufzuges der uns in den Keller brachte.
„Was hast du mit mir vor" fragte ich ihn verunsichert und dachte daran, dass Nairobi und Helsinki glücklicherweise noch da unten sein mussten.
„Das wirst du schon noch sehen, und jetzt halt deine Klappe. Ich muss mich konzentrieren" maulte Gandía und nachdem das klingeln des Aufzuges zu hören war machte er sich bereit auf das was uns dort unten erwarten würde.
Die Tür öffnete sich langsam. Nairobi und Helsinki waren noch beschäftigt als Gandía einen Schuss in die Decke absetzte, ehe er mir die Waffe wieder an meinen Kopf hielt.  Nairobi und Helsinki ließen alles fallen und sahen sich hektisch nach ihren Waffen um, welche allerdings auf der anderen Seite des Raumes auf einem Tisch lagen. Na klasse.
„Och wie schade.." meinte Gandía gespielt wehleidig als er ihre suchenden Blicke vernahm. „Ihr nehmt jetzt eure Hände nach oben und wartet bis ich mit ihr bei euch bin. Dann wird die Mischlingsbraut den Dicken mit einem dieser Seile fesseln. Danach werde ich sie ebenso fesseln, verstanden ?" befahl er ihnen mit harschem Ton und ging mit mir in Richtung der Beiden. Nairobi und Helsinki sahen mich gequält an, dann führten sie wiederstandslos seine Anweisungen aus. Die Beiden saßen nun gefesselt am Boden. Helsinki begann damit Gandía auf Serbisch zu verfluchen, welcher daraufhin nur in  lautes Gelächter verfiel. „Was tust du da mit ihr du Psychopat?" fauchte Nairobi ihn an und versuchte sich aus ihren Fesseln zu befreien. „Psht alles in Ordnung" antwortete er ihr leise und schob mich in Richtung der Schläuse, welche in den mit Wasser gefluteten Safe führte. „Sie ist nur mein kleiner Köder um das zu bekommen was ich möchte, ein kleines Ablenkungsmanöver, verstehst du? Ich werde ihr kein Haar krümmen das verspreche ich dir" fuhr er sarkastisch und schief lachend fort.
Er stieß mich gegen die Tür der Schleuse. „Mach sie auf, na los" befahl er mir und presste mir die Waffe gegen den Hinterkopf. Ich tat was er mir sagte.
„Und wie stellst du dir den Ausgang deines Planes bitte vor?" fragte Nairobi ihn ahnungslos. „Sobald ich die liebe Kairo hier in die Schleuse eingesperrt habe wird es nicht mehr lange dauern und dann werden die Anderen nach uns suchen. Ich werde mich aus dem Staub machen und die Geiseln da oben mit mir  mitnehmen, während die Anderen damit beschäftigt sind euch hier unten zu befreien" erklärte er gelassen und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich in die Schleuse klettern sollte. „Und denkt daran.. tick tack" fügte er hinzu und zeigte auf sein Handgelenk an dem sich eine Armbanduhr befand.
Langsam wurde mir klar was er vor hatte. Er wird den Druckausgleich starten. Die Schleuse wird sich nach und nach mit Wasser füllen und was dann passieren würde, daran wollte ich garnicht denken. Auch Nairobi und Helsinki dämmerte es langsam was genau er vor hatte. Sie sahen sich an und verfielen in totale panik. „Nein nicht!" schrie Helsinki verzweifelt und auch Nairobi begann mit aller Kraft an ihren Armfesseln herumzuziehen. „Kairo tu nicht was er sagt bitte" rief sie ebenfalls. Gandía lachte dreckig und zielte dann auf meine Schwester. „Mach schon, sonst knall ich sie beide ab" drohte er mir eiskalt.
Also kletterte ich auf seine Anweisung auf die Liege der Schleuse und er schob mich hinein, verschloss die Tür und betätigte den Knopf für den Druckausgleich.
„OH MEIN GOTT NEIN!" kreischte Nairobi noch panischer. Helsinki versuchte ebenfalls sich mit all seinen Kräften zu befreien, leider erfolglos.
Ich starrte an die dunkle Metallerne Decke der Schleuse und schloss meine Augen. Unter mir lief langsam das Wasser ein. Von draußen die panischen Schreie meiner Schwester und Helsi. Eine Träne kugelte entlang meiner Wange und platschte ins Wasser. Das wars dann wohl.

Sterben..ich hatte mich schon immer gefragt wie sich das anfühlen mag.
An was denkt man kurz bevor es vorbei ist? Eigentlich hätte ich ebenfalls in Panik verfallen müssen, aber ich war ganz still. Ich hatte mich damit abgefunden dass es langsam dem Ende zu ging. Sterben ist leich, hatte ich mal gehört. Aber das ist wohl nur darauf bezogen wenn man seelenruhig einschläft und nie wieder aufwacht. Doch was geschieht beim ertrinken ? Werde ich spüren wie sich meine Lunge langsam mit Wasser füllt und dann einen elendigen Erstickungstod sterben? Oder werde ich vorher erlöst und Ohnmächtig ?
Mein Kopf war voller panischer Gedanken, aber mein Körper war wie erstarrt. Als würde mein Inneres nach dem Leben schreien aber mein Körper hatte aufgegeben. Während das Wasser langsam hoch zu meinen Schlüsselbeinen stieg dachte ich darüber nach was mit den anderen passieren würde wenn ich weg war. Würden sie frei kommen ? Oder würde Gandía es schaffen die Geiseln zu befreien. Ich hatte Schuldgefühle. Ich hatte es vermasselt. Wohlmöglich hatte ich es verdient zu sterben, aber für welchen Preis ?
Weitere tränen fielen von meinem Gesicht und wurden eins mit dem Wasser in der Schleuse, welches mir mittlerweile bis unters Kinn gestiegen war. Es dauerte nicht mehr lange, ich war bereit zu gehen.

Während ich da drinnen meinem Ende entgegenblickte hatte Gandía sich durch einen Lüftungschacht davon gemacht und ging seinem Plan nach.
Denver hatte inzwischen bemerkt, dass sowohl Gandía als auch ich verschwunden waren und er begann hektisch nach uns zu suchen.
Er trommelte die Anderen zusammen und sie teilten sich auf. Stockholm und Tokio bewachten die Geiseln. Bogotá und Palermo gingen nach oben um das obere Stockwerk abzusichern. Denver und Rio fuhren angespannt  mit dem Fahrstuhl nach unten in den Keller. Als die Tür des Aufzuges sich öffnete sahen sie Helsinki und Nairobi am Boden. „Verdammt was ist passiert ?" schrie Denver hastig. Rio und er rannte zu den Beiden rüber. Nairobi lag am Boden weinte bitterlich und schrie gequält und voller Verzweiflung. Sie war nicht zu beruhigen, brachte kein Wort raus. Denver wollte die Beiden gerade von ihren Fesseln befreien, doch Helsinki schrie sie an „TRESOR! TRESOR!"
Rio und Denver sahen sich darauf fragend an.

Derweil hatte ich nichts mehr von draußen mitbekommen. Das Wasser hatte mich bereits vollkommen bedeckt. Die Todesangst hatte mich dann doch übermannt. Panisch versuchte ich nach Luft zu schnappen, aber es war hoffnungslos. Er war da, der Tag an dem mein Leben ein Ende nahm.
Das Wasser schien alles Leben aus mir auszusaugen. Dann war ich weg.

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