„Alles klar meine Damen und Herren, es ist soweit! Der Tag ist gekommen an dem wir uns von einander verabschieden müssen" rief Palermo in gewohnt kühlem Ton unter seiner Maske hervor und rieb sich dabei theatralisch mit den Fäusten die Augen seiner Maske, wie ein weinendes Baby. „Verehrte Geiseln, es war wirklich schön mit ihnen. Ich wünsche allen die es schaffen eine gesegnete Zukunft und all denen die es erwischt.. eine gute Reise. Und jetzt folgen Sie mir bitte!" fuhr er fort und schnippste mit den Fingern in Richtung des Hinterausganges. Er blieb so ruhig obwohl gerade alles drunter und drüber lief. „Rio?" fragte ich ängstlich und legte meine verbundene Hand auf seinen unteren Rücken. Er blickte durch die kleinen Öffnungen seiner Maske zu mir herunter. „Keine Angst, alles wird gut ich versprechs dir Kairo." Er versuchte mir zwar Mut zu machen, doch ich wusste ganz geanu dass gerade garnichts mehr gut lief.
Verzweifelt ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich versuchte meine Schwester oder Denver zu finden, doch so sehr ich mich auch anstrengte, die Masken taten genau das was sie tun sollten. Sie machten alle unkenntlich. Mein Kopf begann langsam zu dröhnen. Doch immerhin ließ mich der Schmerz in meinem Kopf die Schmerzen und das Pulsieren in meinen Händen etwas vergessen.
„Komm schon wir müssen gehen!" meinte Rio knapp, packte mich hastig an meinem Overall vor der Brust und zog mich von der Bank auf. Ich tat einfach was er mir sagte und stolperte fast schon neben ihm her. So langsam stieg mir der Blutverlust doch ganz schön zu Kopf. Wir liefen, genau wie der Rest der Truppe, hinter Palermo und den Geiseln her bis wir in einem Raum am anderen Ende der Bank angekommen waren.
Palermo befahl den Geiseln sich vor dem Aufgang aufstellen und wir warteten bis sich das Gewusel auflöste und alle an ihren Plätzen standen. „Wir mischen uns unter die Geiseln. Immer einer alleine zwischen ein paar der Gefangenen, das ist ganz wichtig. Ihr wisst ja was dann zu tun ist wenn die Party richtig los geht" erklärte Palermo selbstbewusst. Mein Blick wanderte erneut erschrocken zu Rio auf. „Ich weiß es nicht Rio. Ich weiß nicht was dann zu tun ist, mir hat keiner was davon erzählt" versuchte ich ihm zu zu flüstern. „Was? Ich dachte der Professor hat dir wirklich alles erklärt was er uns auch mitgeteilt hat?" Ich schüttelte heftig meinen Kopf, denn das hatte er nicht.
„Verdammte Scheiße.." fluchte Rio vor sich hin. „Dann müssen wir wohl improvisieren..wir haben keine Zeit mehr. Wenn alle aus der Bank rennen dann rennst du so schnell du kannst in die Seitenstraße auf der linken Seite. Sie werden nicht auf dich zielen, weil sie nicht wissen wer eine Geisel ist und wer nicht. Du musst wirklich um dein Leben rennen Kairo hast du mich verstanden?" fragte er und hob mein Kinn an, damit ich ihn durch die Maske durch ansehen konnte. Ich nickte zustimmend, schluckte dennoch schwer bei dem Gedanken an das was auf mich zukommen wird. „Wenn du in der Seitenstraße angekommen bist und dir wirklich sicher bist, dass keiner hinter dir her gelaufen ist versteckst du dich irgendwo okay? Ich komme dich dann dort suchen" fuhr er fort. Es klang fast so als wäre er mein Vater und würde mir gerade erklären wie man sich draußen zu verhalten hat. Doch wahrscheinlich hatte ich noch viel größere Angst als jedes kleines Mädchen da draußen. Diese Notstrategie klang mir ehrlich gesagt ganz und gar nicht so ausgeklügelt wie all die anderen Pläne des Professors. Ich konnte mir kaum vorstellen dass auch sie von unserem kühlen Kopf kam. Es fühlte sich einfach falsch an jetzt da raus zu müssen.„Na los jetzt!" schrie Palermo ungeduldig und die Anderen reihten sich zwischen den Geiseln auf. Rio tätschelte mir ermutigend die Schulter, ehe er mir noch etwas ins Ohr flüsterte. „Und wenn ich nicht kommen sollte dann.. versuch einfach abzuhauen und dich zu verstecken Kairo. Dann musst du irgendwie alleine durchkommen okay?"
Mir stockte fast der Atem. Ich wäre dann auf mich alleine gestellt? Was sollte das denn bedeuten ? Ich wusste doch garnicht wie man sich als Schwerverbrecherin durchschlägt um nicht geschnappt zu werden, noch wüsste ich wo ich dann hingehen sollte. Ehe ich ihm antworten konnte verschwand er ebenfalls zwischen den Geiseln und auch ich stellte mich zwischen einige Personen. Mein Herz schlug jetzt noch schneller als es sowieso schon vor Aufregung geschlagen hatte. „Ich liebe euch Leute!" rief eine mir sehr vertraute Stimme, Nairobi. In diesem Moment wurde mir so wirklich klar, dass es nun kein Zurück mehr gab. Und dieser Moment war auch der in dem mir bewusst wurde, dass es nie mehr so sein würde wie vorher. Mein Leben wird sich wohlmöglich zum zweiten Mal um 180 Grad wenden. Nun ja wenn mein Leben nicht in den nächsten Minuten vorbei sein würde.„Also gut! Meine Lieben.. viel Erfolg!" sagte Palermo mit ganz sentimentaler Stimme, ehe er den Schalter zum öffnen der Hintertür betätigte. Als die Tore sich langsam auftaten bemerkte ich sofort, dass die Polizei auf dieser Seite der Bank nur ungefähr die Hälfte der Mannschaft aufgestellt hatte wie auf der anderen Seite beim Haupteingang. Die Chancen standen also etwas besser auf eine gelingende Flucht. Sobald die Tore weit genug geöffnet waren sprintete die gesamte Truppe in Richtung Freiheit.
Die Guardia hatte ihre Waffen zwar auf uns gerichtet, allerdings schoss absolout keiner von ihnen auch nur eine Kugel ab. Sie wussten ganz genau das sie die Falschen treffen könnten. Die Dalis rannten in sämtliche Richtungen, sowohl Geiseln als auch der Rest meiner Gruppe. Einige Geiseln rissen sich die Masken von den Gesichtern um den Polizisten ihre Identitäten vorzuweisen. Wie in Trance lief ich auf die linke Seite und blickte in Richtung der Seitengasse die Rio wohl gemeint hatte. Taumelnd und geblendet von der heißen Mittagssonne aber dennoch in schnellem Schritt lief ich der Straße entgegen. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust und es fühlte sich so an als würden meine Beine jeden Moment unter mir zusammenbrechen, doch ich lief weiter. Instinktiv warf ich einen Blick hinter mich. Ich wurde selbstverständlich von zwei bewaffneten Beamten verfolgt. Na ganz toll. „Stehen bleiben!" brüllte mir einer der Beiden hinterher. Das Adrenalin schoss mir durch die Adern und ich rannte, wie ein gehetztes Kaninchen um mein Leben. Vorbei an geparkten Kastenwägen und direkt über die stark befahrene Straße, wobei ich fast von einem Fahrzeug erfasst wurde.
Der Fahrer hupte nachdem er direkt vor meinen Füßen eine Vollbremsung einlegen musste. Ich stützte mich kurz auf der Motorhaube ab und atmete tief durch. Dann erhob ich meine Hände entschuldigend, ehe ich weiter direkt in die Gasse sprintete.
Die Polizisten wurden glücklicher Weise vom starken Verkehr auf der Straße aufgehalten und verschafften mir somit etwas Vorsprung. Verzweifelt sah ich mich in der kleinen Gasse um und erspähte einen kleinen Chinesischen Schnellimbiss.
Ich blickte nochmals zu meinen Verfolgern, welche noch immer auf der Straße feststeckten. Dann rannte ich schnell in den Imbiss, schmiss die Tür hinter mir zu und blickte in die verdutzten Gesichter des Inhabers und einem jungen Mädchen ungefähr in meinem Alter, welches augenscheinlich dort arbeitete. Ich riss mir blitzschnell Rios improvisierten Verbände von meinen Händen und dann die Kapuze vom Kopf und die Maske vom Gesicht. „Alles gut ich werde ihnen nichts tun!" versicherte ich den Beiden, sah zur Eingangstür und lief dann einige Schritte auf die Mitarbeiter zu.
„Señorita Kairo!" strahlte mich das Mädchen plötzlich freundlich an. Jackpot! Sie war wohl eine von denen, welche auf der Seite der Dalis stand. Das muss mein Glückstag sein! „Bitte, du musst mir helfen!" sagte ich ihr immernoch total außer Atem und nahm sanft ihre Hand. Dann sah ich zum Besitzer des Imbisses und wartete auf ein Zeichen. Er nickte leicht und begann dann ebenfalls zu lächeln. Er schien zu wissen wobei ich deren Hilfe benötigte, denn er hielt mir Reflexartig die Tür zur Küche auf. Ich bat das Mädchen mit mir hinein zu gehen und sie folgte mir wortlos.„Das mag seltsam klingen aber können wir unsere Kleidung tauschen?" fragte ich sie dann plump und sie sah mich leicht verwirrt an. „Bitte, du musst so tun als wärst du in der Bank gewesen, als eine der Geiseln versteht sich." Ich sah sie mit bettelndem Blick an. Sie musste denken dass ich komplett Verrückt geworden bin. Sie dachte einige Sekunden nach, doch dann vernahm ich den Ton der sich öffnenden Tür des Imbisses und ich zuckte zusammen. Die Polizisten fragten den Imbissbesitzer ob einer der Dalis hier gewesen sei und ich sah mich panisch im Raum um. „Na gut Señorita" antwortete mir das Mädchen im selben Moment als sie die Angst in meinen Augen wahrnahm und begann sofort damit sich ihrer Kleidung zu entledigen. „Dankeschön. Du rettest mir mein Leben Liebes.." flüsterte ich ihr entgegen und begann ebenfalls mich auszuziehen. Dann tauschten wir zügig unsere Kleidung. „Dort ist der Personaleingang, geh schon" flüsterte sie ebenfalls und zeigte mit dem Finger auf eine Tür auf der anderen Seite des Raumes. „Danke...wirklich das bedeutet mir sehr viel" flüsterte ich erneut und sie nickte mir lächelnd entgegen. Danach ging sie zurück in den Imbiss um sich den Polizisten zu zeigen. „Tut mir leid ich hatte so große Angst..ich wollte so schnell es geht weg von der Bank.." hörte ich sie sagen bevor ich lautlos aus der Hintertür des Raumes verschwand. Ich sah mich auf der Straße um und lief dann schnell hinter die großen Mülltonnen des Imbisses um mich dort zu verstecken. Atemlos sank ich zu Boden und schnappte nach Luft. Geschafft. Aber was jetzt? Wie sollte Rio mich denn jetzt finden ?
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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...