„Alles gut bei dir ?" fragte mich Denver besorgt als er mich beim Grübeln erwischte und drückte dann seinen Zigarettenstummel auf dem Boden aus.
„Ja klar, alles super. Danke." Mein gespieltes Lächeln schien wohl nicht sehr überzeugend zu sein, da Denver nur mit misstrauisch gehobener Braue darauf reagierte. „Wirklich, es ist alles in Ordnung" versicherte ich ihm noch einmal, diesmal mit besser gespieltem Lächeln. Dann wuschelte ich ihm spielerisch durch seine kurzen Locken. Er sah mich eine ganze Weile lang nur an. Dabei konnte ich fast spüren wie sein Blick mich von oben bis unten musterte, also warf ich ihm einen fragenden Blick zu und er begann sich die Stirn zu runzeln.
„Vergiss es. Nicht wichtig" sagte er knapp und stand dann auf. „Ich muss wieder nach unten. Bogotá und Nairobi kommen mich sonst noch suchen."
„Dann mal los. Meine Schwester ist ne knallharte Chefin" antwortete ich ihm grinsend und mit sarkastischem Unterton. Dabei verdeutlichte ich ihm mit einer flüchtigen Handbewegung dass er lieber schnell gehen sollte. Er stand auf, zog meinen Kopf zu sich und presste mir liebevoll einen Abschiedskuss auf die Stirn. „Tut mir leid dass ich nicht so oft bei dir sein kann" flüsterte er mir dann zu und ging noch bevor ich ihm antworten konnte. Meine Güte was war das denn schon wieder? Ich glaube ich werd noch verrückt hier drin. Nachdenklich kratzte ich mir die Schläfe, dann stand ich auf und beschloss mich selbst wieder im Schlafsaal einzuquartieren. Viel zu lange war ich hier nur nutzlos herum gelegen. Die Bibliothekt war schließlich von uns zu einer Art OP-Saal umfunktioniert worden und da ich mich wieder gut fühlte, wollte ich dort auch nicht länger meine Zeit verschwenden. Ich wollte wieder mithelfen. Mein Team brauchte mich um hier irgendwann wieder heil raus zu kommen.
Bepackt mit meinen Sachen ging ich nach draußen in den Flur und machte mich auf den Weg zum Schlafsaal, legte dort meinen Kram ab und wollte mich auf den Weg nach unten ins Foyer machen. Doch dann ein leises Pfeifen hinter mir.
Ich drehte mich um 180 Grad und blickte suchend durch den Flur. Im hinteren Teil des Flures stand Rio, versteckt hinter der großen Tür, welche zum Büro des Gobernadors führte. „Was machst du da?" fragte ich fast flüstern. Er gab mir nur mit einer schnellen Handbewegung zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte. Also tat ich es auch und als ich das Büro betrat blieb mir fast der Atem stehen.
Der Raum war geflutet von dunkelrotem Abendlich, welches durch die großen Fenster schien. Auf dem Boden waren zwei Schlafsäcke bereitgelegt. Zusammen mit zwei Decken und mehrere Kissen sollten das ganze wohl noch etwas gemütlicher aussehen. Daneben lagen ein Pizzakarton und zwei flaschen Wasser. Um das ganze noch abzurunden brannten wild im Raum verteilt einige Kerzen. Kerzen? Woher hatte er bitte Kerzen? fragte ich mich selbst und starrte zum Sonnenuntergang. Wollte er mir etwa zeigen wie er Tokio zurück gewinnen wollte? „Gefällts dir?" wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mein Kopf huschte zu Rio rüber, welcher sich im Badezimmer gerade die Haare mit etwas Wasser zurecht gelegt hatte und nun langsam auf mich zu kam. Ich nickte missmütig und sah dann zu Boden. Rio hob mein Kinn an und schenkte mir ein ansteckendes Lächeln. Dann nahm er mir meine Waffe ab, legte sie zur Seite wo auch schon seine lag und dann führte mich an der Hand zu den Schlafsäcken. Mein Blick wurde nur noch verwirrter. Hat er das etwa für mich vorbereitet? Dann machte er es sich bequem und zog mich ebenfalls zu sich herunter. „Was...was...Ist das hier für mich?" fragte ich ihn stotternd. Ich war bereit die Warheit zu hören. Sicher würde er mir gleich sagen, dass ich die Kulisse nur darauf überprüfen sollte, ob alles so stimmte. Und dann würde er sich hier mit Tokio versöhnen. Beim erneuten Gedanken daran musste ich mir eingestehen, dass ich ihn wohl doch etwas zu sehr mochte. Schlag dir das aus dem Kopf Kairo!
Rio öffnete den Pizzakarton und reichte mir ein Stück der Pizza, ehe er sich selbst eines nahm und mich mit seinen großen, treuen Augen anglitzerte.
„Ich dachte, wenn ich dich schon nicht auf ein richtiges Date ausführen kann...dann muss ich mir eben irgendwas anderes überlegen um dir zu beweisen wie ich wirklich bin" antwortete er mir dann endlich und mir fiel kaum übersehbar die Anspannung vom Gesicht. Sowas hatte noch nie jemand für mich getan. Bei bisherigen Dates war ich einfach nur froh wenn die Typen nicht gleich abgehauen waren wenn sie bemerkten dass ich auf etwas Ernstes aus war.
„Das vorhin ist ein bisschen blöd gelaufen. Ich war vielleicht etwas zu voreilig" erklärte er mir mit gelassener Stimme und biss von seiner Pizza ab. Ich dagegen starrte ihn nur gedankenverloren an. „Was nicht heißt, dass ich es bereut hätte wenn wir es getan hätten" fügte er dann verteidigend hinzu. Als ich immernoch nicht reagierte legte er sein Pizzastück zur Seite und sah mich nachdenklich an. „Kairo, wenn du nicht auf das ganze Romantik-Zeug stehst ist das keim Problem ich kann die Kerzen auch einfach wieder..." Noch bevor er seinen Satz beenden konnte zog ich ihn mit meiner freien Hand zu mir rüber, schloss wieder meine Augen und küsste ihn genau so leidenschaftlich weiter, wie wir es vorher getan hatten. Und wieder konnte ich Rios lächeln unter meinen Lippen spüren. Er lehnte sich mir entgegen, nahm mir mein Pizzastück aus der Hand und warf es, ohne zu schauen wohin, zur Seite. Er stützte sich mit einem Arm neben mir auf dem Boden auf, die andere Hand schob er mir an die Wange. Dann ließen wir uns immer weiter in Richtung Boden fallen, bis ich irgendwann mit dem Rücken dort angekommen war, Rios Beine zwischen meinen. Ich konnte spüren was er vor hatte. Hatte ich ihm erneut falsche Signale gesendet ? Eigentlich war ich nicht eines der Mädchen die sofort mit einem Typen, den sie gerade erst kennenlernten in die Kiste sprang. Ich hatte meine Prinzipien und außerdem war da ja noch Denver. Mein Kopf war kurz vorm explodieren, auch wenn mein Herz mir fast aus der Brust sprang. Herz gegen Kopf, meist eine schwierige Angelegenheit. „Halt..." flüsterte ich unter meinem Atem und schob Rio leicht zur Seite, ehe ich mich wieder aufsetzte und mir die Haare richtete.
„Verdammt, ich habs schon wieder vermasselt.." sagte Rio und fuhr sich ebenfalls peinlich berührt durchs Haar. „Tut mir leid Rio. Es ist nicht so dass ich das nicht will. Ich schätze wirklich sehr was du hier für mich auf die Beine gestellt hast. Das ist wirklich das allersüßeste was je jemand für mich getan hat. Wirklich. Ich will nur nichts überstürzen, verstehst du?"
Ich streichelte sanft über seinen Oberkörper, welchen er zum ersten Mal nur in seinem grauen Shirt verhüllt hatte und sah ihm dann wieder in die Augen.
Er strich mir zärtlich die Hüfte entlang und nickte. „Schon gut. Ich kann warten.. Dann freu ich mich umso mehr endlich ran zu dürfen" antwortete er mir dann scherzend und ich lachten nur verlegen. Wir aßen unsere Pizza und dann redeten wir einfach nur. Er erzählte mir von seiner Vergangenheit und ich erzählte ihm von meiner. So ging das stundenlang, bis wir dann irgendwann Arm in Arm einschliefen.
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La Casa de Papel IV
FanfictionLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...