Der grelle Laut von Nairobis Handywecker ließ mich in die Höhe schrecken.
Ohne zu zögern sprang ich zu ihrem Nachttisch rüber um den schlimmen Ton so schnell wie möglich abzustellen. Nairobi schlief dabei wie ein Baby weiter.. ihr seelenruhiger Schlaf war wirklich beneidenswert.
Es war gerade erst 7:30 Uhr und ich streckte meine Arme in die Höhe und gähnte dabei. Ein paar Stunden mehr hätten schon gut getan dachte ich mir, doch es half alles nichts und ich rappelte mich auf, zog mir etwas gemütliches über und stapfte runter in die Küche. Mit halb geschlossenen Augen knipste ich das Licht an und zuckte zusammen als ich plötzlich Denver vor mir stehen sah.
Er stand an die Küchenzeile gelehnt und hatte eine Schüssel mit Müsli in der Hand, welches er seelenruhig weiter löffelte.
Wer isst im dunkeln und vor allem im stehen ?„Guten Morgen.." flüsterte ich ihm unsicher entgegen. Er starrte mich kurz mies gelaunt an, ehe er sich einen weiteren Löffel seines Frühstücks in den Mund schob.
Gut dann eben nicht, dachte ich mir und nickte nur kurz verunsichert während ich mir ebenfalls eine Schüssel aus dem Schrank holte um mir auch mein Frühstück anzurichten. Ich sah nochmals entmutigt in Denvers Gesicht, welcher den düsteren Blick heute wohl nicht mehr ablegen zu wollen schien. Dann ging ich mit meinem Essen in den Versammlungssaal um dort auf den Professor und Lissabon zu warten.Pünktlich um Acht kamen die Beiden auch schon, doch sie waren nicht alleine.
Sie hatten ein Team von Maskenbildnern bei sich welche umgehend ihrem Krempel im ganzen Raum ausbreiteten.
„Guten Morgen Kairo" nuschelte der Professor knapp und symbolisierte mir dabei mit einer Handbewegung dass ich mich auf den Stuhl bei den Maskenbildnern setzen solle. „Morgen" erwiderte ich mit einem Lächeln und tat was er von mir wollte.
„Wo ist Denver?" fragte Lissabon genervt.
Ich zuckte mit den Schultern und im selben Moment betrat er auch schon den Saal.„Sorry" raunte er immernoch schlecht gelaunt und nahm neben mir platz.
Eine ältere Dame hatte derweil schon begonnen meine Haare hochzustecken, eine weitere kramte in einem Koffer voller Kleidung. Dabei sprachen sie in einer mir unbekannten Sprache miteinander. Gespannt verfolgte ich jede ihrer Bewegungen.
Ein junger Mann bepinselte mir die Nägel in einem knallroten Farbton während die Dame mir eine Perrücke aus langem eisblondem Haar auf den Kopf setzte.
Ich hob misstrauisch eine Braue, lies das ganze Spektakel jedoch wortlos über mich ergehen.
Der Professor und Lissabon beobachteten das Geschehen ebenfalls und nickten sich zustimmend zu. Dann packte die Frau unsanft mein Gesicht und versuchte mir eine blaue Kontaktlinse in mein rechtes Auge zu drücken, doch ich zuckte vor Schreck zusammen. „Au vorsicht" ermahnte ich sie leicht genervt, jedoch wurde mir schnell bewusst dass sie mich nicht verstehen konnte, denn sie versuchte es erneut und stach mir dabei fast mein Auge aus.
„Stop it!" knurrte ich erneut in der Hoffnung sie würde mich so verstehen. Lissabon hielt sich schmunzelnd die Hand vor den Mund und begann zu kichern.
„Das ist nicht witzig" seufzte ich und nahm der Frau die Kontaktlinsen aus der Hand um sie mir selbst einzusetzen. Es dauerte zwar eine ganze Weile und meine Augen tränten unaufhörlich, doch irgendwann hatte ich sie dann doch endlich auf meinen Augen sitzen. Der junge Mann war derweil mit Denvers Verwandlung beschäftigt.
Er hatte ihm einen künstlichen Dreitagebart verpasst und seine Haare mit einem Spray leicht grau angesprüht. Er sah plötzlich zehn Jahre älter aus und ich musste mir ein lachen verkneifen, denn auch er war nicht begeistert von seinen neuen blauen Augen.Eine ganze Stunde und etliche Schichten Make Up später waren wir dann endlich soweit und konnten uns selbst ansehen. Der Professor zog ein schwarzes Laken von einem riesigen Spiegel. „Irina, Pjotr.. darf ich bitten.." sagte er mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen. Ich stand auf und ging auf den Spiegel zu um mich zu betrachten. Die Verwandlung war ihnen wirklich geglückt.
Ich sah tatsächlich aus wie eine stinkreiche Osteuropäerin. Auch Denver begutachtete sich ungläubig im Spiegel. „Krass.." hauchte er erstaunt während er sich durch seinen neuen, künstlichen Bart fuhr.
„Hier drin sind eure Outfits für morgen" meinte Lissabon und gab jedem von uns einen Kleidersack. „Gleich werdet ihr abgeholt und nach Madrid gebracht, die anderen sind schon unterwegs in unsere vorübergehende Unterkunft bis wir zuschlagen. Ihr Beiden werdet allerdings im Hotel untergebracht in dem auch die Anderen Reichen nächtigen."
Ich sah zu Denver rüber. Wir beide in einem Hotelzimmer ? Das riecht nach Streit..
Und auch er schien über die Situation nachzudenken.
„Na los kommt, der Fahrer wartet" riss mich der Professor aus meinen Gedanken.
Er nahm mir den Kleidersack ab und gab uns zu verstehen ihm nach draußen zu folgen.Vor der Villa stand ein schwarzer Van mit getönten Scheiben. Der Professor öffnete den Kofferraum und legte meinen Kleidersack darin ab. Denver tat es ihm gleich ehe er zur Fondtür des Wagens lief um einzusteigen. Der Professor öffnete mir die Türe auf der anderen Wagenseite und sah mich dabei hoffnungsvoll an.
„Wir werden von einander hören" meinte er mit ruhiger Stimme. Dann kramte er in seiner Jackentasche herum und drückte mir zwei kleine In Ear Kopfhörer in meine Hand. „Damit werden wir Kontakt halten. Ich werde euch Anweisungen geben wenn es soweit ist. Wir schaffen das" fuhr er fort und legte sanft seine Hand auf meine linke Schulter. Tatsächlich war das sehr viel ungewohnte Zärtlichkeit für die Verhältnisse des Professors. Ich blickte ihm unsicher in die Augen und er schien meine Angst unmittelbar zu spüren, denn er streichelte liebevoll über meine Schulter, dabei legte er diesen ermutigenden, väterlichen Blick auf.
Auch wir waren ihm mittlerweile sehr wichtig geworden, das konnte ich spüren.
Von meinen Gefühlen überwältigt fiel ich ihm um die Brust und drückte ihn fest an mich. Er stubste verunsichert seine Brille nach oben.
Das war ihm dann doch wieder zu viel liebe.
Grinsend ließ ich von ihm ab. „Danke Professor, ich glaube an sie und ihren Plan" sagte ich ihm und stieg in den Wagen ein, er schloss die Tür hinter mir, klopfte aufs Dach des Vans und wir fuhren los in richtung Madrid.
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La Casa de Papel IV
FanficLuana Sofia Jiménez ist die kleine Schwester von Ágata Jiménez, besser bekannt als „Nairobi", welche Teil des Überfalles auf die Spanische Staatsbank in Madrid ist. Als Luana von Polizisten als Köder angeheuert wird um ihre Schwester, unter vorbeh...