Denver

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Denver presste seinen Zigarettenstummel gegen die Sofalehne, warf ihn in den Aschenbecher am Fenster und stand dann auf. Er lief direkt auf mich zu, dabei hatte er diesen lüsternen Blick in seinen Augen, während ich ihn nur dabei beobachtete um herauszufinden was gerade in ihm vor sich ging.
Dann nahm er mir langsam meinen Overall wieder aus den Händen, platzierte ihn auf meinem Schlafsack und legte dann seine Handflächen an meine Wangen.
Ich sah ihm in die Augen und er erwiderte meinen Blick. „Denver..." hauchte ich ihm entgegen. „Sag einfach nichts" bat er mich dann flüsternd, ehe er seinen Daumen auf meine Lippen legte und sanft darüber strich um mich am Reden zu hindern. Was tat er da? Ich versuchte mich zu konzentrieren, auch wenn seine pure Anwesenheit es mir nicht gerade leicht machte. Seine Augen wanderten über meinen Mund. Das hatte er doch jetzt nicht wirklich vor, oder? Noch bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte fuhr er mit den Händen meinen Hals entlang und dann in meinen Nacken, zog mich weiter zu sich und begann mich zu küssen. Es war keiner dieser zärtlichen Küsse wie mit Rio, sondern eher einer der lustvollen und gierigen Küsse die ich schon aus meiner Vergangenheit mit anderen Männern kannte. Es war wahrlich nicht das Selbe wie mit Rio. Und dennoch stellten sich mir die Haare am gesamten Körper. Auch er konnte auf seine ganz eigene Art ein Gefühl in mir auslösen, eine Art Kribbeln, welches mich von Kopf bis Fuß erstarren ließ. Er hielt inne als er bemerkte dass ich nicht ganz bei der Sache war. „Alles in Ordnung?" fragte er dann besorgt. „Ja klar.." log ich als ich meine Gedanken gesammelt hatte. Es war garnichts mehr in Ordnung. Er brachte mich völlig aus dem Konzept. Ich dachte nicht weiter nach und erwiderte Denvers Lippenbewegungen als er mich erneut zu küssen begann. Er ließ seine Hände langsam über meinen Körper bis runter zu meinen Oberschenkeln gleiten und biss mir kurz auf die Unterlippe. Dann hob er mich ohne große Anstrengung auf den Schreibtisch hinter uns, löste sich von meinen Lippen und küsste mich langsam den Hals hinunter bis zu meinem Schlüsselbein. Dann wanderten seine Hände zu meinem Handtuch. Er wollte es gerade von meinem Körper nehmen, doch ich griff nach seiner Hand und stoppte sein Vorhaben. „Nein, tu mir das nicht an..." stöhnte er klagsam, schloss seine Augen und presste konzentriert seine Lippen zusammen. Er haderte deutlich damit meine Entscheidung zu akzeptieren. Doch ich konnte nicht anders auch wenn Denver mich noch so sehr anzog wie ein Magnet. Es fühlte sich einfach an als würde ich den Feind küssen. Doch mein Feind war nicht er, sondern mein Verlangen nach ihm und die damit Hand in Hand einhergehenden Gedanken an Rio. „Hör zu Denver, ich kann das noch nicht." Ich glaubte mir meine Lüge nicht mal mehr selbst. Er platzierte seine Hände wieder an meinen Wangen, sah mir tief in die Augen und grummelte missmütig. „Verdammt Kairo.. Du kannst mich doch nicht so hinhalten..." Dann fuhr er durch mein Haar, roch daran und atmete langsam aus, als hätte er gerade an einer seiner Zigaretten gezogen. „Es ist als würde alles an dir förmlich nach mir schreien. Dein Blick, dein Geruch, jede Bewegung, einfach alles zieht mich magisch an. Und jetzt wo ich endlich deine Lippen schmecken durfte liege ich dir nur umso mehr zu Füßen. Du bist wie eine Droge. Gott nichtmal nach meinen Kippen habe ich so ein starkes Verlangen wie nach dir Kleine" raunte er mir dann ins Ohr und bewegte leicht den Kopf hin und her. Ich konnte ihn voll und ganz verstehen, denn seltsamer Weise fühlte ich fast genau wie er, nur war ich nicht mutig genug es zuzulassen. Ich war einen Moment lang sprachlos, konnte mich nicht regen. „Denver.." brachte ich nur flüsternd aus mir heraus und er legte seine Stirn an meine, ehe er mir liebevoll den Hinterkopf kraulte. Er hatte wohl keinen Schimmer von meinen Gefühlen zu Rio. Oder war es ihm einfach nur egal ?
Meine Güte ich konnte kaum einen klaren Gedanken mehr fassen. Er war einfach so verhucht und verdammt er war so heiß wenn er mir so verlangend gegenüber stand. „Alles okay, mach dir keine Gedanken. Wir haben alle Zeit der Welt wenn wir erstmal hier raus sind" meinte er dann, gab mir einen Kuss auf die Stirn und entfernte sich ein Stück von mir. Dieser Satz klang wie Musik in meinen Ohren. Tatsächlich hatte Denver auch eine romantische Ader, tief verborgen hinter seinen eiskalten Mauern und seiner Hitzköpfigen Art.
Er sprach von einer Zukunft, einer Zukunft mit mir. Aber ich wusste, dass es möglicherweise keine Zukunft für uns beide gab. In meinem Kopf spielten sich sämtliche Eventualitäten ab. Was wenn wir beide sterben? Was wenn einer von uns stirbt? Oder was wenn ich mich doch für Rio entscheiden würde, wäre er dann alleine? Ein Mann wie Denver müsste sicher nicht lange alleine bleiben wenn er seiner Art treu blieb. Ich kletterte vom Tisch, streichelte ihm zärtlich über die Schulter und lächelte ihm zu. „Du bist wirklich süß Denver." Er wollte mich nicht drängen den nächsten Schritt mit ihm zu gehen und ich war sehr erfreut über diese Tatsache. Dann nahm ich wieder meinen Overall und bat ihn zu gehen, damit ich mich anziehen konnte.

Um so näher ich Denver kam, umso mehr häuften sich die Gedanken um Rio und ich könnte vor Zerissenheit weinen. Doch umso mehr ich mich Denver entfernte, desto mehr fühlte es sich an als würde ich innerlich sterben. Verdammt ich war hin und her gerissen während ich mir meine Kleidung überwarf. Rio? Denver? Mein Kopf drohte erneut zu platzen und ich erinnerte mich an einen Rat des Professors: Verliebe dich nie bei einem Überfall, denn das wahre Chaos spielt sich allein in unseren Köpfen ab und kann somit einen noch viel erheblicheren Schaden anrichten als jeder Kugelhagel es könnte.

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