Ab jetzt gehört sie zu uns

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Der Professor hatte natürlich alles mitgehört was wir im Zelt besprochen hatten. Er rief umgehend in der Bank an und Palermo nahm den Hörer ab.
„Palermo, die Polizei hat ihren nächsten Coup geplant. Sie wollen Nairobi mithilfe ihrer kleinen Schwester nach draußen locken.. auf widerliche Art und Weise. Die Kleine weiß nichts davon, sie denkt die Polizei will ihr und Nairobi helfen. Aber ich habe alles mitverfolgt. Das Mädchen ist für sie nur Mittel zum Zweck. Sie werden Nairobi umbringen. Vorden Augen ihrer Schwester.
Und dann werden sie das Mädchen fallen lassen, ohne das Geld was sie ihr versprochen haben. Wir müssen das verhindern. Das Mädchen muss zu uns. Wir müssen sie beschützen. Ab jetzt gehört sie zu uns Palermo."
Palermo nickte mit besorgtem Blick.
„ Alles klar Professor, ich habe da schon eine Idee.." er legte den Hörer auf und sah aus dem Fenster. Draußen lief ich zusammen mit zwei Polizisten der Guardia Civil als Eskorte in Richtung Bank. Palermo rannte runter zu den Anderen und erzählte ihnen was der Professor ihm gesagt hatte und von seinem Plan die Polizei von ihrem Vorhaben abzuhalten.
„Nairobi, ich möchte nicht dass du hier bist. Auf dich haben sie es abgesehen. Und falls deiner kleinen Schwester etwas passiert will ich nicht dass du zusehen musst.." sagte er und zeigte mit dem Finger in Richtung Treppe um Nairobi zu symbolisieren, dass sie nach oben gehen soll.
Sie nickte nur kurz. Mit gesenktem Blick und schmerzverzerrtem Gesicht lief sie langsam nach oben. Sie war immernoch verletzt vom letzten Anschlag auf sie.

Derweil ging ich also mit den Polizisten in richtung Bank. Meine Knie zitterten. Ich hoffte nur dass Ágata nicht sauer auf mich sein würde, ich will ihr schließlich keine Umstände machen, aber ich möchte auch nicht dass sie so lange Einsitzen muss. Also muss ich das hier tun. Für uns.
Vor den Toren blieben wir stehen. Es herrschte Stille. Als wäre alles im Reinen.
Der Polizist neben mir hatte ein Megafon mit sich.
Mit voller Lautstärke schrie er hinein. „Öffnet die Tür und schickt Nairobi raus."
Es blieb weiter still.
Der zweite Polizist ging ein paar Schritte von uns weg und flüsterte etwas, wohlmöglich sprach er mit Inspektora Sierra.
Minuten vergangen und nicht passierte.
Aber dan  öffnete sich plötzlich das Tor. Der Beamte neben mir griff ruckartig nach meinem Arm und zwang mich mit voller Gewalt zu Boden, sodass ich auf Knien vor ihm saß. Dabei schlug ich mir die Knie auf.
„Was soll das. Halt!" rief ich erschrocken, ehe ich einen kalten, harten Gegenstand an meinem Hinterkopf spürte.
Das war nicht der Plan. So war das nicht abgemacht. Die Polizei hatte mich verarscht und ich hatte es keine Sekunde bemerkt.
Na klar, wie dumm kann man auch sein.
Der zweite Polizist hatte seine Waffe gezogen und hielt sie mir an den Kopf. Das wars wohl mit meinem Plan ein glückliches Leben mit meiner Schwester und meinem Neffen zu verbringen.
Nun kniete ich hier auf dem Boden vor der Bank, tausende Kameras der Presse auf mich gerichtet, die nur darauf warten dass die Guardia Civil mich hinrichtet. Wunderbar. Das wäre doch ne Top Story.
„Nairobi !" schrie der Polizist der gerade eben noch wie ein glückliches Kleinkind einen Donut verputzt hatte nun ziemlich aggresiv in sein Megafon wodurch mein Ohr dröhnte. Die Pistole in meinem Nacken war dann noch mein persönliches Highlight und die Spitze auf meinem Eisberg der Demut.
Meine Augen, die die ganze Zeit dem Boden zugerichtet waren, wanderten nun in Richtung des Tores. Drei bewaffnete in roten Overalls standen uns direkt gegenüber. Na toll, noch mehr Waffen.
„Gibt uns das Mädchen" rief eine junge weibliche Stimme von der Gegenseite, welche nicht die meiner Schwester war. Eine der Personen richtete ihre Waffe nun direkt auf den Polizisten der mich festhielt, die Anderen hatten ihre Waffen weiterhin auf den gerichtet, der mir seine eiskalte Knarre in den Nacken hielt. Woraufhin dieser sich nur ermutigt fühlte seine Waffe zu entsichern.
Nun gab es keinen Halt mehr, das Feuer war eröffnet.
Die Geiselnehmer schossen auf das Bein des bewaffneten Polizisten, welcher zu Boden sank und mir dabei einen Schuss in die linke Schulter verpasste.
Ich schrie laut auf und der andere Polizist hatte seine Probleme mich am Boden zu halten während er ebenfalls mit der anderen Hand seine Waffe zog.
Weiter Schüsse fielen.
Mehrere in die Luft und einer direkt in den rechten Arm des Polizisten, womit er seine Waffe hielt. Dank seiner Schmerzen ließ er mich los. Ich konnte nicht anders und fiel zu Boden. Mit meiner rechten Hand hielt ich mir meine linke Schulter die schon voller Blut war. Verdammt hatte ich schmerzen.
Mir liefen die Tränen die Wange herunter. Ich hatte garnicht bemerkt dass ich weinte. Dann ging alles ganz schnell.
Einer der Geiselnehmer rannte blitzschnell zu mir, packte mich, zog mich vom Boden hinauf und warf mich über seine Schulter. Dann rannte er mit mir zurück in die Bank, während weitere Polizisten zur Verstärkung kamen und wild hinter uns her schossen. Jedoch schlossen die Tore wieder nachdem wir drinnen angekommen waren.
Der Unbekannte legte mich sanft auf einer Trage nieder, die die Anderen schon vorbereitet hatten. Mein Blick schweifte auf der Decke der Bank.
Sie war wunderschön, so hübsch verziert und die ganzen Regenbogen..
Mir war ganz schwindelig. Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Meine Augen verdrehten sich immer wieder, ich hatte schließlich einiges an Blut verloren.
Im selben Moment klatschte mir jemand leicht gegen die Wange.
„Kleine bleib wach!" hörte ich eine tiefe und besorgt klingende Stimme sagen.
Ich sah zu der Person die mit mir sprach. Es war Denver.
Ich starrte ihm direkt in die Augen.
„Lass deine Augen bei mir ok ?" erwiderte er auf meinen Blick mit einem lächeln.
Daraufhin musste ich dann wohl ohnmächtig geworden sein.

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