Love-Game

Kapitel 2

„Kenma, kannst du mir zuspielen?", ertönte die Stimme eines hirnlosen Giganten. Ich schaute nicht zu ihm auf. Meine Psp ist im Gegensatz zu ihm interessant. „Halt die klappe, Lev!", murrte ich ihm als Antwort zu. Lev Haiba ist ein lästiger, unfähiger und bescheuerter Mittelblocker im ersten Jahr. Allein seine Größe verursacht meinem Nacken schmerzen. Welche Drogen hat seine Mutter ihm in den Brei gemischt? Ich meine halt, wie kann man so groß sein? Selbst Kuroo ist neben ihm ein kleiner Ikea Schrank!

„Belästige Kenma nicht und geh Annahmen mit Yaku trainieren!". Das mag ich an Kuro. Er weiß einfach wann ich kein Bock hab. Eigentlich habe ich nie Bock auf Bewegung, aber dieser Zustand lässt sich in verschiedene Stadien unterteilen. Momentan befinde ich mich in der dunkel roten Zone von „kein Bock". Übersetzt also: Ich habe ABSOLUT kein Bock mich zu Bewegen.

Tetsuro blieb leider nicht lange bei mir auf der Bank, er ging sofort wieder auf das Feld, wo zwei weitere Spieler auf ihn warteten. Zwei mir allzu gut bekannten Fukurodani-Spieler. Mit den Namen Akaashi und Bokuto. Ich mag deren Zuspieler, denn er ist ruhig und nicht anstrengend, einfach eine angenehme Person und wie ich, hat er einen behinderten Idioten an der Backe. Bokuto ist ein hyperaktiver Volleyballfreak mit starken Stimmungsschankungen. Akaashi tut mir einfach leid, denn er muss diese Depressionsphasen sehr oft ertragen. Da hatte ich mit einem nervigen Kuro noch Glück gehabt.

Nach Lev flehte mich Bokuto an ihm einige Bälle zu zuspielen, aber das würde als Extratraining gelten und sowas mach ich nicht. Das nötigste reicht mir, immer hin will ich auch nicht unbedingt gewinnen. Wenn meine Freunde dabei Spaß haben, dann okay, aber selbst möchte ich nicht wirklich spielen. Spiele gegen Shoyo mag ich eigentlich, aber die probieren immer was Neues aus und das finde ich anstrengend. Da muss man immer so achtsam sein. „Kenma, du kannst schon mal duschen gehen. Ich komme dann nach.", sagte mir Kuroo grinsend und ich nickte nur. Ich hatte eh keine Lust mehr deren Training zu beobachten.

Das Trainingscamp der goldenen Woche ist einfach müheselig und am schlimmsten ist die Tatsache, dass es verpflichtend ist. Da ich im Team Stammspieler bin, muss ich mitkommen. Das hat zur Folge: Ich treffe unweigerlich mehr Riesen und ich muss mich unnötig viel bewegen! Nicht so als würde mir Kuro und Lev reichen. Der wohl einzige Grund, was mich hier glücklich hält, ist die Anwesenheit von meinem anderen besten Freund aka die hyperaktive Orange Shoyo. Natürlich macht es mich auch glücklich, dass Kuro hier mir mehr Aufmerksamkeit schenkt, da die abartigen Fangirls nicht mitkommen konnten. Hätte ich Links Schwert und Schild, dann würde ich nicht zögern sie alle zu köpfen.

Erschöpft stieg ich in die Dusche und dachte über mein Spiel des Lebens nach. Es läuft eigentlich recht gut. Er redet nicht über irgendwelche Mädchen und sonst ist er stets in meiner Nähe. Dennoch stellt sich mir die Frage, ob ich es schaffe dieses Game zu gewinnen. Kuro hat nie Interesse für Jungs gezeigt. Wenn er mal Interesse zeigte, dann nur für Mädchen. Er mag ja lange blonde Haare. Es ist schon dumm, dass ich meine Haare nur deshalb blondiert hatte und nun wächst der Ansatz komplett raus. Was bringt das eigentlich? Wir sind nur beste Freunde. Ich bin einfach nur dumm. Ich habe mich in ihn verliebt und so startete dieses Game automatisch. „Kenma, komm raus!", hörte ich eine genervte Stimme rufen. Sofort schoss Hitze in mein Kopf und ich trocknete mich hastig ab. Ich muss echt lange nachgedacht haben, wenn schon Kuro fertig gewesen war. Ich zog darauf mir schnell eine Jogginghose und ein Nekoma-shirt an, ehe ich aus dem Bad tapste.

Ich musste schlucken, als ich Bokuto und Akaashi in unserem Zimmer sah. Ich wollte in Ruhe zocken. Angepisst ging ich auf mein Bett zu und schuppste den grauhaarigen davon runter. „Das ist mein Bett, du verrückte Eule mit Stimmungsschwankungen.", kündigte ich es ihm mit einer bedrohlichen Stimme an. Kotaru rutschte verängstigt näher zu Akaashi. „Ich hab Mario Kart von einen der Shinzen bekommen, wollen wir?", sagte mein Crush mit einem Grinsen auf den Lippen. Meine Augen strahlten darauf vor Begeisterung! Ein neues Spiel! Ich will es unbedingt zocken! Mein Kumpel fing an laut zu lachen und ich lächelte glücklich, als er meine strahlende Reaktion wahrnahm. Vielleicht nimmt der Abend doch noch ein ruhiges Ende.

Bokuto, der Prinzessin Peach spielte, versagte kläglich. Ich wiederum räumte mit Bowser den ersten Platz ab! Tja, Man sollte sich nicht mit mir anlegen! Akaashi versuchte seinen Freund zu beruhigen und Kuro saß einfach gut gelaunt neben mir. Ich liebe es zu zocken und dass, wenn Kuro neben mir war. Die beiden Eulen störten mich dabei nicht wirklich, ich kenne sie ja schon seit einigen Jahren.

„Ey Kuroo, du hast doch ein Crush, oder?". Ich schaute entsetzt zu meinem besten Freund auf, woher weiß das Bokuto? „Ich... Ich dachte du interessierst dich mehr für die Schule.", murmelte ich und versuchte meine Angst zu verstecken. Bitte sag mir, dass Bokuto falsch liegt, wie immer.

Er grinste mich an und kratzte sich am Hinterkopf: „Offensichtlich nicht nur." Das war eine Bestätigung. Ich verliere dieses Spiel. Wieso sehe ich das Game Over schon? „Erzähl mal etwas von ihr.", meinte der aufgeregte Ass und setzte sich normal auf. Kuro hat also offiziell ein Crush auf ein Mädchen und nicht auf mich? Ich spürte ein unangenehmes ziehen und dann eine offene Wunde in meiner Brust, so als hätte jemand ganz langsam und tyrannisch ein Dolch in mich rein gerammt. Fühlen sich so alle Spielfiguren, wenn ich sie besiege oder sie für den Sieg opfere? „Die Person hat blonde Haare." Wie Mikasa. „Die Person mag Volleyball, glaub ich." Mikasa spielt Volleyball und liebt es unfassbar sehr. „Ich mag alles an dieser Person..." Die letzte Aussage von Kuro zerbrach mein Herz und ich musste mich zusammenreißen, damit niemand meine Tränen sah. Es tut so schrecklich weh. „Ich... Ich mu-muss kurz wohin.", flüsterte ich und lief langsam aus dem Raum. Erst als ich die Türschwele überschritten hatte, rannte ich. Kuroo liebt Mikasa und nicht mich! Er liebt mich nicht!

Aufgewühlt begab ich mich raus auf den Hof, wo es wie aus Eimern schüttete. Lebe ich in einem Romance-Anime mit einem Badend? Meine Körper brennt, mein Herz fühlt sich so leer an und die Tränen mischen sich mit dem Regen. Schluchzend ließ ich mich auf die Bank nieder und schaute in die Leere. Er liebt mich nicht. „Kenma!", hörte ich meinen Namen rufen. Ich sah wie ein oranghaariger Knirps auf mich zu rannte und plötzlich vor mir schockiert stehen blieb. „Du weinst ja.", stellte er entsetzt fest. Shoyo setzte sich kurze Zeit später neben mich und nahm mich fest in den Arm. „Atme ganz ruhig. Morgen wird wieder die Sonne schein, also sei nicht so traurig.", versuchte er mich netterweise aufzumuntern.

Seit wann kann er auf einmal so schlaue Sachen sagen? Ich musste etwas schmunzeln und so legte ich meine Arme auch um ihn. Es tut so gut.

„Kuroo steht dort, soll ich ihn herrufen?", fragte der Zwerg und ich nahm seinen stechenden Blick war. „Nein, bitte nicht." Er löste sich darauf von mir und grinste breit. Ich verliere das Game. „Komm du kannst bei mir schlafen. Kageyama hat bestimmt nichts dagegen und ich werde auch nicht schnarchen, versprochen!" Mein Blick glitt auf den schwarzhaarigen der neben der Eingangstür zu unseren Zimmern stand. Geh weg.

„Danke." Shoyo zog mich zu seinem Zimmer und immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg. Wieso musste meine aller erste Liebe ausgerechnet Kuro sein?